Es ist an der Zeit, Neuland zu entdecken! Also ab in die Schiffe, ihr Wikingerfreunde, und einmal quer über den Ozean gesegelt, um Gold, Vieh und Holz für unsere Siedlungen zu entdecken! Dummerweise sind wir nicht die einzigen, die dieses Vorhaben verfolgen, und so müssen wir uns in Neuland um die besten Landstriche auch noch mit anderen Stämmen streiten. Daher gilt es klug zu taktieren, die wertvollsten Ressourcen zu erobern und Gebäude zu beanspruchen, bevor uns die Konkurrenz zuvorkommt.
Wikinger setzen, Ressourcen erhalten, Aufträge erfüllen
Neuland ist ein taktisches Strategiespiel für 2–4 Spielende ab 10 Jahren, das für mich zu den besten Familienspielen des Jahrgangs gehört. Jede Partie beginnt mit einem variablen Spielfeld, das aus zufällig zusammengefügten Landschaftsteilen besteht. Auf dieses Spielfeld platzieren wir nacheinander unsere Wikinger, wobei wir immer angrenzend zu einer bestehenden Figur oder den Ozean setzen müssen. Je nachdem welches Feld wir beansprucht haben, erhalten wir eine der vier Ressourcen, Holz, Schafe, Gold und Äxte. Zusätzlich nehmen wir durch geschicktes Manövrieren verschiedene Gebäude ein: Während Häuser direkt durch angrenzende Wikinger beansprucht werden können, erfordern Wachtürme Verbindungen über mehrere Felder hinweg und Burgen eine angrenzende Gruppe aus mindestens vier Wikingern.
In einem zweiten Schritt ordnen wir die erhaltenen Ressourcen und Gebäude auf unserem Siedlungsplan an und versuchen so Auftragsplättchen zu erfüllen, die wir jede Runde zusätzlich aus einer offenen Auslage erhalten können und die eine bestimmte Kombination an angrenzenden Ressourcen benötigen. Nicht erfüllte Aufträge bringen uns am Ende Minuspunkte ein, fertige Aufträge erhöhen die Punkte pro Ressourcen- oder Gebäudeart. Ein weiteres taktisches Element sind die drei Bonusschilde, die uns zur Verfügung stehen, um einmalig pro Partie einen zweiten Wikinger zu platzieren, ein bereits besetztes Feld erneut zu nutzen oder eine Ressource doppelt zu erhalten. Gerade hierdurch wird viel Spannung in die Platzierung auf dem Spielplan gebracht, weil es diese Möglichkeit gibt, das abwechselnde Setzen von jeweils einem Wikinger auf ein jeweils benachbartes Feld zu durchbrechen.
Interaktives Taktieren und solitäres Puzzlen
Vom Spielgefühl sind die beiden Phasen in Neuland vollkommen unterschiedlich. Bei der Platzierung der Wikinger auf der Landschaft agieren wir höchst interaktiv. Wir versuchen Gruppen zu bilden, die aussichtsreichsten Verbindungen zwischen Wachtürmen zu besetzen und Gleiches bei unseren Gegnern aber zu verhindern. Dabei sollten wir auch noch die passenden und für uns wertvollsten Ressourcen abgreifen. Wir erleben hier ein wirklich interessantes Taktieren und Abtasten, das eben durch die Bonusschilde auch Raum lässt für unvorhersehbare Wendungen. Ständig befinden wir uns da im Dilemma, wie wir uns auf der Karte bewegen und welche Punkte dadurch unsere Gegner erreichen können.
Im zweiten Schritt folgt dann das sehr solitäre Einpuzzeln der Ressourcen und Gebäude auf dem eigenen Spielplan. Hier kann mir niemand in die Quere kommen und in aller Ruhe kann ich meine Aufträge so effektiv wie möglich aussuchen und anordnen. Dieser Zweischritt: Interaktives Taktieren auf der Landschafts-Karte und solitäres Puzzle in meiner Siedlung, machen für mich den Reiz von Neuland aus. Mit gerade einmal 13 Wikingern versuchen wir so das Maximum an Punkten in einer Partie zu erreichen, die damit genau die richtige Länge hat.
Natürlich ist das Thema dabei eigentlich ziemlich irrelevant und das Spiel im Endeffekt gänzlich abstrakt, aber die ansprechende und klare Darstellung macht es noch einmal etwas zugänglicher. Einzig Aufbau und Auswertung sind etwas müßig, da eine Vielzahl an Plättchen zunächst sortiert und später ausgezählt werden müssen. So ist die Spielschachtel gut gefüllt mit einer ganzen Menge an kleinen Plastiktüten, die es bereitzulegen gilt. Ein geeignetes Insert kann hier Abhilfe schaffen und Neuland ist für mich ein Spiel, für das sich ein solches lohnt!
Fazit: Taktisches Puzzle-Highlight!
Ich habe es schon zu Beginn vorweggenommen: Neuland ist für mich eines der besten Familienspiele des Jahrgangs und ein absolutes Highlight in diesem Bereich. Es spielt sich gut mit der ganzen Familie, aber auch Vielspielende können hier ein taktisches Puzzle erleben, das reichlich Spielreiz und Wiederspielwert durch den modularen Aufbau bietet. Also Segel gehisst, Äxte geschärft und auf ins Neuland!
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Neuland von Charles Chevalier und Laurent Escoffier
Erschienen bei Game Factory
Erschienen bei Game Factory
Für 2-4 Spielende in ca. 40 Minuten ab 10 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (Game Factory)