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16.01.2025

Herr der Ringe: Der Ringträger

 

Spieleautor Klaus-Jürgen Wrede dürfte den meisten durch das Spiel des Jahres Carcassonne geläufig sein. Und auch wenn die mittlerweile riesige Carcassonne-Spielefamilie alles andere zu überstrahlen scheint, so hat Herr Wrede im seinem Portfolio noch ein weites Angebot an anderen Spielen. Vom Kinderspiel hin zu anspruchsvolleren Kennerspielen. Auch die Klassiker der Untergang von Pompeji sowie Rapa Nui entspringen seinem Geiste. Mit Herr der Ringe: Der Ringträger reiht sich 2024 nun ein weiterer Titel in Klaus-Jürgen Wredes ellenlange Liste der Veröffentlichungen ein. Erdacht hat er sich dabei ein kooperatives (bzw. eventuell semi-kooperatives) Spiel für die Familie, welches mit 3-4 Personen ab 10 Jahren gespielt werden kann. Wir spielen bei Der Ringträger stark vereinfacht die Geschichte der drei Herr der Ringe-Bücher nach. Die Gruppe der Gefährten macht sich vom Auenland aus auf den Weg und will im Lande Mordor im Schicksalsberg den einen Ring vernichten. Verfolgt werden sie dabei von den dunklen Reitern. Wird die Gruppe der Gefährten von den Reitern eingeholt, so ist das Spiel verloren. Schafft es die Gruppe zum Schicksalsberg und vernichtet den Ring dort, so ist man siegreich.

 


Der Ringträger ist ein kartengesteuertes Spiel bei dem alle Spielenden gemeinsam die Gefährten-Spielfigur enlang eines Weges bewegen. Der Weg entsteht zufällig durch aufzudeckende Spielplanteile, ist aber im Grunde linear, weil nur an eine Seite angelegt wird und beim Anlegen der Plättchen keine Wahlmöglichkeiten bestehen. Die Spielkarten, die Pappfiguren sowie das Boxdesign sind mit Fotos aus der Herr der Ringe-Verfilmung gestaltet. Die Spielplanteile hingegen sind gezeichnet. Ein besonderer Kniff des Spieles ist, dass im Laufe der Partie eine der mitspielenden Personen der Macht des Ringes verfallen kann und damit zu Saurons Helfer*in wird. Die an Sauron verfallene Person spielt dann ab diesem Zeitpunkt gegen die anderen Spielenden und der Titel wird somit vom kooperativen zu einem semi-kooperativen Spiel. 

 


Eine weitere Besonderheit: Man kann sich beim Aufnehmen der Karten entscheiden wie herum man diese auf die Hand nimmt. Entweder zeigen sie zu einem selbst oder eben zu den anderen Mitspielenden hin. Entscheidet man sich für die zweite Option, so weiß man dann aber selbst nicht was für eine Karte man auf der Hand hat. Selbstredend ist es nämlich verboten sich über die Karten in jeglicher Form auszutauschen. Die Entscheidungen soll man allein an Hand der sichtbaren Karten sowie der Brettsituation treffen. Bei den Karten gibt es positive Karten, welche Aktionen und Bewegungen ermöglichen. Weiterhin gibt es aber auch "Saurons Macht"-Karten. Diese sorgen dafür, dass die Reiter sich auf den Spielplanteilen vorbewegen und können auch dafür sorgen, dass eine Person der Macht Saurons verfällt. Zu Spielbeginn wird nämlich eine Person als Ringträger*in auserkoren, welche dann auch wirklich Den einen Ring, an einem Bändchen, um den Hals zu tragen hat. Zu Beginn eines Spieler*innen-Zuges hat man alle für einen selbst sichtbaren "Saurons-Macht"-Karten vor dem/der Ringträger*in abzulegen. Sammeln sich dort fünf Karten an, so verfällt die ringtragende Person Sauron und agiert ab dann gegen den Rest der Gefährten. Ab diesem Zeitpunkt spielt diese Person mit einem eigenen Kartendeck und eigenen Regeln mit dem Ziel die Vernichtung des Ringes zu verhindern.

 


Als Teil der Gefährten nutzt man für einen selbst sichtbare Karten um die Gefährtenfigur zu bewegen oder Aktionen auszuführen. Man nimmt dafür die jeweilige Karte und legt sie auf dem Tisch aus: Helferkarten zentral und für alle Spielenden erreichbar und Bewegungskarten neben dem Spielplanteil, auf welchem sie eingesetzt werden sollen. Viele Karten sind sowohl für Aktionen, als auch Bewegungen nutzbar. Man muss sich im Moment des Auslegens dafür entscheiden wie sie eingesetzt werden. Besagte Karten kann man auch aus der Hand der anderen Mitspielenden nehmen, sofern sie den für einen selbst sichtbar sind. Am Ende eines Spieler*innenzuges wird immer auf vier Karten nachgezogen. Zieht man also aus der Hand anderer Personen am Tisch, so haben diese bis zum  Ende ihres eigenen Zuges weniger Karten auf der Hand. 


Der Einsatz von Bewegungskarten ist recht simpel. Man darf sie nutzen um die Gefährtenfigur auf ein angrenzendes, entsprechend farbiges, Feld zu bewegen. Es gibt dabei auch Jokerkarten und die Option zwei gleichfarbige Karten als Joker zu nutzen. Helferkarten wiederum haben verschiedene Effekte von denen ich an dieser Stelle nur zwei beispielhaft benennen will. Mit einer der Helferkarten kann man bspw. die Gandalffigur herbeirufen, welche einmalig die Bewegung der dunklen Reiter blockiert. Die Helferkarte Ring hingegen ermöglicht es den Ring an sich zu nehmen. In diesem Moment werden dann alle "Saurons Macht"-Karten vor der/dem vorherigen Ringträger*in abgeworfen. Dies ist sehr wichtig um nicht eine Person an Sauron zu verlieren. Nach Nutzung einer Helferkarte wird diese dann abgeworfen.

 


Das Dunkle Deck für die Sauron verfallene Person besteht aus Karten, welche gegen die Gefährten ausgespielt werden. Ab dem Zeitpunkt des Abtrünnigwerdens verändert sich auch die Bedeutung der "Saurons Macht"-Karten. Diese werden weiterhin vor die an Sauron verfallene Person gelegt. Allerdings dienen diesen nun als Währung. Karten des dunklen Decks haben Kosten und werden durch Abwerfen von "Saurons Macht"-Karten bezahlt. Es erwarten einen hier so Gemeinheitem wie, dass die Heldenfigur zurück versetzt wird  oder, dass es teurer wird an Landschaftsplättchen zu betreten.


Herr der Ringe: Der Ringträger hat einige Element wodurch der Titel recht atmosphärisch umgesetzt ist. Sehr positiv empfinde ich die Idee einen richtigen Ring dabei zu haben, die Nutzung der Filmfotos und auch, dass die Lanschaftsteile mit der Landkarte von Mittelerde bedruckt sind. Die Landschaftsteile sind in vier Gruppen vorsortiert und so haben diese Gruppen auch stets unterschiedliche Rückseiten. Anfangs eben das Auenland und am Ende Mordor. Gut finde ich auch, dass analog zu den Büchern die Reise immer beschwerlicher wird. Die ersten Züge bestreitet man mit Startkarten. Hierunter finden sich nur wenig "Saurons Macht"-Karten. Weiterhin reist es sich im Auenland auch eher einfach. Im Verlaufe der Partie geht es aber mit dem regulären Kartendeck weiter und Saurons Einfluss wird über seine Karten deutlich spürbarer. Ebenso wird es mit dem weiteren Voranschreiten auch immer beschwerlicher zu Reisen weil  Felder zusätzliche Kosten haben oder Helferkarten nicht eingesetzt werden dürfen. Dies finde ich thematisch sehr stimmig. Es gibt jedoch auch ein paar Punkte, welche mir negativ aufstoßen: Nicht alle Landschaftsteile lassen sich passend anlegen. So entstehen ab und an unschön aussehende Sackgassen. Weiterhin erwähnt die Anleitung auch nicht wie mit dem Ring zu verfahren ist, wenn der oder die Ringträger*in Sauron verfällt. Sinnigerweise sollte der Ring ja an jemand anderen aus der Gruppe wechseln. Dazu findet man aber nichts in der Anleitung.

 


Als Spiel selbst funktioniert Herr der Ringe: Der Ringträger. Anderes wäre bei Klaus-Jürgen Wrede auch überraschend. Von den Regeln und Abläufen her ist es auch so angelegt, dass man es wirklich schon gut mit 10-jährigen spielen kann. Meines Ermessens ist die Spielregel jedoch etwas unbeholfen gestaltet und lässt den Titel komplizierter erscheinen, als er ist. Auf 12 Seiten wird sich auch viel Zeit dafür genommen die Karteneffekte darzustellen, welche in der Regel aber recht einfach sind. Als ein wenig anstregend empfinde ich persönlich 45 Minuten lang mit ausgestreckter Hand Karten zu präsentieren. Wenn man den Ringträger regelmäßig spielt, so wird man sich dann wohl mit Kartenhaltern behelfen. Die Idee Karten der Mitspielenden zu nutzen finde ich ein sehr schönes Spielelement. Besonders interessant finde ich dabei die Abwägung wieviele Karten man für andere Spielende sichtbar macht. Es darf stets nur eine neu gezogene Karte sein aber auf diesen Weg können es ja trotzden peu a peu mehr werden. Ein wichtiges Spielelement ist auch die Frage der Geschwindigkeit des Voranschreitens. Jedes Ausspielen von Karten bedeutet ja im Umkehrschluss, dass die Wahrscheinlichkeit steigt "Saurons-Macht"-Karten nachzuziehen. Es gilt also das Tempo wohl zu dosieren, so dass man zum rechten Zeitpunkt mit Ring-Karten die ausliegenden "Saurons Macht"-Karten abgeräumt bekommt. Meines Ermessens ist Herr der Ringe: Der Ringträger ein interessanter Titel aus dem Bereich der kooperativen Familienspiele, welchem man mit Kindern und Wenigspielern gut eine Chance geben kann. Erfahrene Kooperation-liebende Vielspieler werden in Herr der Ringe: Der Ringträger jedoch zu wenig Herausforderung und Entscheidungsmöglichkeiten finden. Hinzu kommt, dass  für Kooperation ja nicht ganz unwichtige Kommunikation bei dem Titel nur sehr eingeschränkt erlaubt ist.

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Der Herr der Ringe: Der Ringträger

Autor:  Klaus-Jürgen Wrede

Erschienen bei Schmidt Spiele

Für 3 bis 4 Spieler*innen ab 10 Jahren.

Spieldauer etwa 45 Minuten




Sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (Schmidt Spiele)
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