http-equiv = "content-language" content = "en" lang = de; lang=de; Bier Pioniere - BoardgameMonkeys_Brettspielrezensionen <BoardgameMonkeys_Brettspielrezensionen></BoardgameMonkeys_Brettspielrezensionen> ~ BoardgameMonkeys_Brettspielrezensionen

20.01.2025

Bier Pioniere



Wenn man sich über das Spiel “Bier Pioniere” von Spielefaible informiert, stößt man immer wieder auf die einheitliche Meinung, dass es wohl eines der hässlichsten Spiele aus dem Jahrgang 2023/2024 sei. Ich denke dem Illustrator Harald Lieske, tut man hier etwas Unrecht. Ja, den Preis für das schönste Spiel seh ich auch in weiter Ferne, aber so gruselig wie viele sagen, finde ich es bei weitem nicht und am Ende ist es doch alles eh eine Frage des Geschmacks.

Ob das Spiel aber mechanisch überzeugen kann, das schauen wir uns nun ein wenig genauer an. Bier Pioniere ist für 2-4 Spieler ab 12 Jahren und dauert 75-100 Minuten, was sich im normalen Rahmen für ein Expertenspiel befindet.


Im Spiel von Thomas Spitzer übernehmen wir jeweils eine Brauerei am Ende des 19. Jahrhunderts zu Beginn der Industrialisierung und spielt in gewisser Weise ein Wettrennen um Punkte, denn wer zuerst 20 Punkte erreicht, der beendet das Spiel, auch wenn das nicht automatisch den Sieg bedeutet (häufig aber doch). Im Grunde ist Bier Pioniere ein ziemlich klassisches Worker Placement Spiel, aber dann doch mit einigen Kniffen. So beginnen wir jeweils mit zwei Arbeitern mit einer Erfahrung von 1 und 2.

Die Erfahrung kann im Laufe des Spiels gesteigert werden. Warum? Ich kann die Aktionen zwar nicht stärker machen, aber wenn die Kombination der Erfahrung des Workers und der Erfahrung des Einsatzfeldes zusammen mindestens 6 ergeben, bekomme ich eine Bonusaktion und die will man natürlich so oft wie möglich erhalten.


Wie man sich vorstellen kann, gibt es einiges zu tun, um so viele Aufträge wie möglich zu erfüllen, über die ich am meisten an viele Punkte komme. Zu Beginn kann jeder eine Sorte Bier brauen und zwar “Alt”, viele Aufträge verlangen aber andere Sorten, also muss ich beginnen, meine Brauerei auszubauen und das nötige Know How zu beschaffen. Ich muss aber auch Bierfässer einholen und lagern, so wie fertiges Bier unterbringen können. Brauen allgemein Bedarf auch ein wenig Zeit, welche ich einplanen muss. Und und und…

Zu den zwei Arbeitern gibt es dann noch LWK-Aktionen, eine Reihenfolgeaktion und eine Verwaltungsaktion, die ich in einer Runde alle ausführen kann und mir dabei helfen meine Brauerei auszubauen, um schneller mehr Aufträge erfüllen zu können.


Highlight des Spiels sind dann auch die Karten, die es gibt, welche wiederum stets zwei von drei Bereichen offerieren und ich entscheiden muss, welche ich verwenden möchte. Der obere, grüne Bereich verschafft mir häufig einen Bonus und so eine Art Einkommen wie neue Fässer bzw. das Einlagern von Fässern und Umdrehungen beim Brauen (je mehr Umdrehungen desto schneller wird der Brauvorgang). Der violette Bereich auf der rechten Seite sind die Aufträge, die man erfüllen kann. Z.B. ein Weizen und ein Export in zwei Fässern für fünf Punkte.

Und zu guter letzt der untere, weiße Bereich mit starken Einzelaktionen oder dauerhaften Fähigkeiten, die z.B. ein bekannter Braumeister mit sich bringt. Hier gibt es jede Menge Persönlichkeiten des Brauereiwesens, die es wirklich gegeben hat und als Biertrinker kann man hier den ein oder anderen bekannten Namen wiederentdecken. Macht schon was her, wenn Herr Becks bei einem arbeitet, oder?


Ich kann aber auch die berühmte Bügelflasche bei mir einführen, was dann ebenfalls zu spielerischen Vorteilen führen kann.

So verbessert man an allen Ecken und Enden seine Brauerei und erfüllt Auftrag um Auftrag, sobald ein Spieler die 20 Punkte erreicht, endet das Spiel. Da die Runde noch zu Ende gespielt und eine kleine Schlusswertung stattfindet, ist dieser Spieler nicht automatisch der Sieger, wird aber aller Voraussicht gute Chancen haben.

Das Ganze ist jetzt wirklich nur ein grober Abriss, denn wie für ein gutes Expertenspiel üblich, könnte man hier noch ganz viele Details besprechen und aufzeigen, was aber im Endeffekt den Rahmen sprengen würde. “Bier Pioniere” vermittelt aber kein Gefühl von Überforderung und Arbeit, vielmehr verlaufen die Runden sehr flüssig. Ja, die Einsatzfelder können hart umkämpft sein, aber im Endeffekt hilft mir fast alles irgendwie weiter, so dass ich nie das Gefühl habe, dass die Aktion nun vergeudet wurde.


Generell fühlt man sich als Kenner- und Expertenspieler gleich heimisch, schon beim Lesen schmunzelt man ein wenig - denn “Bier Pioniere” wird in keinen Innovationspreis gewinnen. Viele Elemente kommen einem sehr bekannt vor, gerade wenn man eventuell viel im Weinanbau tätig war oder seine Urlaube viel auf Mallorca verbringt.

Gerade der Vergleich zu Viticulture drängt sich hier förmlich auf, aber Bier Pioniere ist hier einfach mechanisch das bessere Spiel. Die tollen Elemente von Viticulture sind hier spielerisch noch besser eingebaut worden. Hier entscheidet kein Besucher über Sieg oder Niederlage, sondern die geschickte und strategische Planung. Toll!


Was soll ich sagen, mir bringt Bier Pioniere super viel Spaß. Ich feiere das Thema und die damit verbundene Mechanik, die sich an so vielen Stellen auch einfach richtig anfühlt. Vielleicht werde ich nicht unbedingt der größte Fan von Wettlauf-Spielen, aber das verkrafte ich schon, wenn es sich dann doch so gut anfühlt wie hier.

Material und Optik sind zwar gefühlt aus einer anderen Generation von Brettspiel, aber irgendwie passt es zur Zeit, in der es spielt. Der Look ist dann schon einfach stimmig. Aber zu einer Optik a la Brass würde ich wohl auch nicht “nein” sagen.

Fans von Worker Placement Spielen und von Spielen wie La Granja und Viticulture sollten auf jeden Fall Probespielen oder gleich blind zugreifen, man wird hier eigentlich nichts falsch machen.

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Bier Pioniere von Thomas Spitzer
Erschienen bei Spielefaible
Für 2-4 Spieler in ca. 75-100 Minuten ab 12 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Spielefaible)
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