So ziemlich jede/r Vielspielende dürfte die Situation kennen: Man sitzt mit Nichtspielenden zusammen und erzählt, dass man gerne Brettspiele spielt und sogar sammelt. Das Gegenüber wirkt leicht verwirrt und fragt irgendwann, wie man sich das vorstellen kann. Ob man denn den ganzen Tag Mensch ärgere dich nicht, Monopoly und Risiko spielt. Ob das nicht irgendwann langweilig wird. Oder ob man schon „schwerere Sachen“ wie Catan spielt oder ob sowas wie Uno auch dazu zählt. Das sind die Momente, in denen man doch immer wieder darauf gestoßen wird, dass die Vielfalt unseres Hobbies eben noch lange nicht in der breiten Masse angekommen ist. Gleichzeitig ist es aber erstaunlich, wie sich die genannten großen Alten im kollektiven Bewusstsein festgesetzt haben und dort auch nicht mehr weggehen. Dies hat natürlich auch damit zu tun, dass man die Klassiker in so ziemlich jedem Spielwarengeschäft findet und hier bis heute einiges an Markenpflege betrieben wird.
Auch Risiko hat sich im Laufe der Jahre zu einem kleinen Franchise weiterentwickelt und dessen neuer Ableger ist mal etwas ganz anderes, als man es von der Reihe kennt. Während man beim Hauptspiel stundenlang mit Würfeln beschäftigt ist und sich noch viel länger über sein Würfelpech aufregen kann (oder alternativ schon lange aus dem Spiel geworfen wurde), handelt es sich bei Risiko Strike nämlich um ein kleines kompaktes Kartenspiel, das sich überraschend wie Risiko anfühlt, ohne dass sich allzu negative Gefühle in einem breit machen. Denn das Spiel lässt sich in 20 Minuten runterspielen und lädt dadurch praktisch von sich aus zu einer Revanche ein.
Aber fangen wir wie immer doch mal beim Schachtelinhalt an. Die kleine Schachtel kommt sehr edel in weiß mit goldener Folienprägung daher und diese edle Optik setzt sich auch nach dem Öffnen im (Papp-)Inlay der Schachtel fort. Dort drin finden wir die klassischen drei roten und zwei schwarzen Würfel, zwei Sorten an Karten (Kontinentkarten und Taktikkarten) und große Plastik-Herrschaftsmünzen (eine je Kontinent). Wir mischen die Kontinentkarten und Teilen davon je drei an alle Mitspielenden aus, die diese offen vor sich ablegen. Gleiche Kontinentkarten werden dabei leicht versetzt aufeinander gelegt, damit man deren Anzahl noch erkennen kann. Ebenfalls bekommen alle je drei Taktikkarten, die man geheim hält. Wenn ich dran bin darf ich zwei Karten ziehen – egal ob Taktik- oder Kontinentkarten. Erstere nehme ich auf die Hand, zweitere lege ich vor mir aus. Dann darf ich entweder einen Angriff ansagen oder passen
Ein Angriff verläuft in drei Phasen: Ich muss ansagen von welchem Kontinent aus (von dem ich Karten haben muss) ich welchen anderen Kontinent bei welchem Mitspielenden angreife. Es darf der gleiche Kontinent oder ein (laut Übersichtskarte) mit diesem verbundener Kontinent sein. Danach setze ich beliebig vieler meiner Truppenkarten (eine Art der Taktikkarten) ein. Nun darf die verteidigende Person dies ebenfalls tun. Und dann wird in klassischer Risiko-Manier gewürfelt und die Würfeln einzeln verglichen. Für jeden Vergleich muss die unterlegene Person eine Truppenkarte ablegen. Hat sie keine Truppenkarten, muss man dem Gegenüber eine Kontinentkarte abtreten (die erstmal separat gelegt wird!). Dies geht so lange, bis eine Seite keine Karten mehr hat oder sich die angreifende Person zurückzieht. Neben den Truppenkarten sind in den Taktikkarten noch weitere Karten mit einmaligen Effekten, die in unterschiedlichen Phasen des Spiels (auch während eines Angriffs, aber bspw. auch vor einem Kampf um Karten ziehen zu dürfen). Für jeden Kontinent gibt es einen Schwellenwert. Hat man entsprechend viele Karten des jeweiligen Kontinents zusammen gesammelt, bekommt man die entsprechende Herrschaftsmünze – auch wenn diese bereits jemand hat. Sobald jemand zwei dieser Münzen besitzt, endet das Spiel und die Person gewinnt.
Bei meinem Fazit möchte ich nun erstmal explizit erwähnen, dass ich das heutzutage doch etwas grenzwertige Thema der „Weltherrschaft“ außen vor lasse. Was man hiervon thematisch hält, darf jede/r für sich entscheiden. Ein Satz aber vielleicht: Ohne das Thema wäre es vermutlich nicht „Risiko“ gewesen – und hätte Nichtspielende dann nicht angesprochen, Vielspielende dafür vielleicht um so mehr. Aber das zu beurteilen, überlasse ich dem Marketing von Hasbro. Was ich aber beurteilen kann, ist, ob mir das Spiel Spaß macht. Und ich habe es in der Einleitung schon anklingen lassen, ich bin wirklich baff, wie viel nostalgisches Risiko-Feeling in der kleinen Schachtel steckt – und das ohne die ganzen negativen Gefühle, die durch Würfelpech, Player-Elimination und stundenlanger Langeweile durch das ewige hin und her Schubsen von zig Plastikminiaturen entstehen. Oder anders formuliert: Das Spiel bringt wirklich Spaß. Zu verdanken ist dies den Taktikkarten, die etwas Schwung ins Geschehen bringen, aber vor allem der kurzen knackigen Spielzeit. Risiko als Fillergame funktioniert richtig gut. So gut, dass selbst Personen, die beim Urspiel nur die Augen drehen und schnell wegrennen möchten, Spaß dran haben können. Klar, es ist jetzt kein super-duper-mega-Überflieger, aber ich bin wirklich sehr positiv überrascht!
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Risiko Strike von George Feledichuk, Sophie Horton-Jones, David "Duvey" Rudow, Leo Taylor
Erschienen bei Hasbro
Für 2 - 5 Spielende in 20 Minuten ab 10 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Hasbro)
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