One Earth ist eine alleine deshalb schon ein spannender Titel, weil der zugehörige Verlag Cation Arts in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässig ist. Viele Titel aus dieser Ecke der Welt erreichen den europäischen Markt nicht. Interessanterweise hat aber gerade der Autor von One Earth Mohamed Al Quadi einen recht hohen Output und organisiert erfolgreiche, internationale Crowdfunding-Kampagnen. Conquerer: Final Conquest und All Time Wrestling gehören zu diesen Spielen, welche über diesem Weg einem etwas größeren Publikum bekannt wurden.
One Earth aus dem Jahre 2022 ist da schon ein wenig nischiger, was auch an dessen Thema liegen könnte. Es geht um den Klimawandel und wie sich dieser verhindern lässt. 1-5 Personen können sich bei One Earth an dieses Unterfangen machen. Der Verlag empfiehlt hierbei ein Alter ab 14 Jahren. Meines Ermessens ist das Spiel aber auch schon mit jüngeren Kindern gut spielbar. Ich würde sagen, so ab 10 Jahren. Dies Regeln des Spieles sind nämlich eigentlich recht übersichtlich. Komplizierter wird es nur bei den Spielendebedingungen und bei einer bestimmten Spielphase, welche gelegentlich eintritt. Mit 30-40 Minuten Spielzeit ist One Earth gemessen an dem Thema und dessen wie diesem im Spiel begegnet wird ein sehr schnell gespielter Titel. Faktisch spielt man bei dem Spiel nämlich Nationen, welche bemüht sind ihren Wohlstand zu mehren und dabei versuchen die Umwelt nicht völlig aus den Augen zu verlieren. Es gibt hierbei UN-Konferenzen samt Resulotionen und Bestrafungen für die Nation, welche dem Klima am meisten schadet.
Bei One Earth bauen sich alle Spielenden im Laufe der Partie eine eigene Kartenauslage auf, welche aus Projekt-, Technologie- und Klimaschutz Richtlinien-Karten besteht. Diese Karten haben Auswirkungen auf den Wohlstand und die Emmisonen der gespielten Nation. Beides wird auf dem allgemeinen Spieltableau abgetragen. Der Wohlstand stellt zudem auch das Einkommen dar, welches man am Beginn des Spielzuges ausgezahlt bekommt. Mit diesem Geld kann man dann weitere Karten kaufen. Ein sehr interessannter Moment ist, dass die individuelle Umweltveschmutzung auch Einfluss auf die globalen Emmisionen hat. Dementsprechend werden die addierten individuellen Emissionen der gespielten Nationen mit einem weiteren Marker nachgehalten. Die Position des Markes ist insofern wichtig, dass bei Überschreiten von Schwellenwerten Spielereignisse eintreten oder gar alle Spielenden die Partie verlieren.
One Earth kann in zwei Modi gespielt werden: Dem Standard Mode und dem Advanced Mode. Diese unterscheiden sich vor allem in den Spielendebedingungen. Jeder Runde des Spieles gliedert sich in zwei Phasen:
- Start der neuen Runde
- Spieleraktionen
Die zweite Phase ist hierbei sehr einfach gehalten. Reihum kommen die Spielenden, beginnend bei der dem/der Startspieler*in an die Reihe und können Karten kaufen: Bis zu zwei Projekte, eine Technologiekarte und eine Klimaschutzrichtlinie. Von den Projekten liegen in der Auslage immer sechs Karten aus. Alle anderen Karten sind frei verfügbar. Die Projektkarten enthalten Dinge wie Krankenhäuser, Flughäfen, Gaskraftwerke und vieles mehr. Allen diesen Karten ist gemein, dass sie in unterschiedlichen Relationen den Wohlstand der Nation fördern, ihre Emissionen erhöhen und dazu noch variierende Anschaffungskosten haben. Technologiekarten sorgen wiederum für Synergieeffekte. Sie reduzieren die Emissionen ausgewählter Technologien oder sorgen für höhere Produktivität bei gleichbleibender Emission. Klimaschutzrichlinien hingegen senken einfach die Emissionen.
Die Phase Start der neuen Runde hingegen ist ein wenig komplexer. Hier wird eventuell der größte Verschmutzer sanktioniert, das Emissionslevel gecheckt, wenn nötig ein UN Meeting abgehalten, eine UN-Resolution verabschiedet und auch ganz klassisch das Startspielertoken weitergegeben. Bei den UN-Meeting geht es darum, dass die Spielenden darüber abstimmen, ob sie die Nation mit dem höchsten Emissionslevel sanktionieren wollen. Dies kann die betroffene Person versuchen abzuwenden, indem sie nichtbindende Versprechen gegenüber den anderen Nationen macht. Beim Checken des Emissionslevels kann es passieren, dass ein Schwellenwert überschritten ist und dadurch ein Ereignis oder sogar ein kritisches Ereignis eintritt.
Für das Ende einer Partie One Earth gibt es verschiedenste Auslöser, welche sich in Stardard Mode und Advanced Mode unterscheiden. An dieser Stelle würde es zu weit führen diese im Detail aufzulisten. Verallgemeinert kann man aber sagen, dass in der Regel die wohlhabendste Person gewinnt - sofern der globale Emissionslevel zu diesem Zeitpunkt nicht schon über die kritische Grenze gepusht wurde. Dann könnte es auch sein, dass niemand gewinnt oder im Advanced Mode nur ein Pyrrhussieg eingefahren wird.
Optisch gefällt mir One Earth gut. Die eigentliche Zugstruktur ist einfach gehalten und das Zusammenwirken der verschiedenen Karten übersichtlich. Das Layout und die Ikonograhie der Karten sorgen auch dafür, dass man sich schnell zurechtfindet. Bei der Anleitung des Spieles merkt man aber deutlich, dass kein großer Verlag mit viel Expertise hinter dem Titel steckt. Es wird zwar viel bebildert, reichlich Beispiele und Layoutelemente genutzt, trotzdem ist die Anleitung zäh zu lesen und man braucht mehrere Anläufe um ein eigentlich wirklich einfaches Spiel zu verstehen. Vielleicht spielt hier auch rein, dass Standard und Advanced Mode nicht strikt voneinander getrennt dargestellt werden. Es wurde beim Layouten auch stark mit Farben gearbeitet. Meines Ermessens wurden diese aber eher gestalterisch eingesetzt, als dass diese auf Zusammenhänge hinweisen oder bei bestimmten Themen eingesetzt werden. Dies macht den Einstieg in das Spiel leider unnötig schwer. Ist man dann spielbereit, so geht der Titel eigentlich recht einfach von der Hand. Schön ist, dass man sich durch UN-Meeting, Krisenevents Sanktionsverhandlungen und Sanktionen fast wie in einer Simulation der Realität fühlt. Dies schafft schon eine gewisse Immersion. Leider gehen dem Spiel aber ein wenig die spannenden Entscheidungen ab. Zumindest beim Karten kaufen. Man will den Wohlstand steigern aber trotzdem nicht bei den Emissionen vorpreschen. Klimaschutz Richtlinien zu kaufen ist immer gut und für die Technologien will man unbedingt zwei passende Projektkarten haben. Das war es auch dann schon was man beachten muss. Dies ist meines Ermessens zu wenig. Ein wenig spannender wird es dann schon wieder beim UN-Meeting samt der Sanktionsverhandlungen. Hier kann je nach Gruppe der Spielenden schon was passieren. Leider merkt man dem Spiel aber auch ein paar Design Flaws an. Es gibt bspw. keine Anpassungen der Grenzwerte an den Playercount. Vielleicht hat man sich gescheut hier mehrere Grenzen auf das Board zu drucken. Meines Ermessens macht dies das Spiel zu dritt deshalb aber vollkommen witzlos. Dies dürfte meiner Meinung nach nicht sein. Allgemein würde ich auch eher dazu raten den Titel in voller Besetzung zu spielen. Und auch in voller Besetzung würde ich dazu tendieren das Spiel eher aus edukativen Zwecken zu spielen. Als Lernspiel im Unterricht hat One Earth sicher eine gute Nische und es gibt wenig Spiele, welche so gut und kompakt die Weltlage in dem Bereich simulieren. Für einen Spieleabend gerade bei spielerfahrenen Menschen bietet One Earth aber meines Ermessens zu wenig interessante Entscheidungsmöglichkeiten. Nichtlehrern oder -dozenten würde ich dementsprechend dazu raten auf eine Order in den UAE zu verzichten und das Klima damit ein wenig zu schonen.
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One Earth
Autor: Mohamed Al Quadi
Erschienen
bei Cation Arts
Für 1-5 Spieler*innen ab 14 Jahren.
Spieldauer etwa 20-40 Minuten
Sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (Cation Arts)
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