01.10.2024

Stich für Stich




Manche Wortwitze haben nur darauf gewartet, endlich in Spielform umgesetzt zu werden. Hier ist es also: Das Spiel, das den Stich durchs Herz mit dem Stich im Kartenstapel zusammenbringt. Dahinter steckt ein ungewöhnliches Konzept, das junge Krimi-Fans begeistern könnte.

Stich für Stich ist ein Stich-Spiel von Markus W. Leon für 3-4 Spieler*innen ab 10 Jahren und dauert circa 20 Minuten.

[Spielmaterial: Design im Y2K-Style]

Bei einer Zeitreise in die 00er Jahre würde „Stich für Stich“ nur deswegen im Regal auffallen, weil eine der vier Verdächtigen eine Influencerin ist. Davon abgesehen wirkt das Spiel maximal Retro – in unseren Spielerunden fiel sogar häufig der Vergleich zu „Wer ist es?“.

Entsprechend ist es definitiv Geschmackssache, ob man „Stich für Stich“ optisch nun als schick oder Stil-Fehlgriff bezeichnet. Immerhin: das Spiel selbst ist definitiv (auch) für Kinder und kann mit dem bunten Design ja vielleicht die Herzen dieser Generation überzeugen.

In der Box sind Karten enthalten, die jeweils einen der Täter*innen in Kombination mit einer der Tatwaffe und einer Zahl zeigen. Außerdem gibt es Täter- und Tatwaffenplättchen für vier Spieler*innen und Plastik-Aufsteller, auf die die Plättchen gelegt werden können. Schlicht, aber in völlig okayem Qualitätszustand.

[Spielablauf: Stichspiel mit doppeltem (Fall-)Boden]



„Stich für Stich“ ist als Stichspiel eigentlich maximal unaufregend. Denn weder muss bedient werden, noch gibt es irgendwelche Sonderfähigkeiten, die das Spiel unvorhersehbar machen. Doch wer den Stich gewinnt, weiß meist nur eine einzige Person am Tisch. Wieso das?

Eine Partie „Stich für Stich“ verläuft über drei bzw vier Runden, je nach Spieler*innenzahl. Dabei übernimmt jede Person einmal die Rolle der Mitwisserin, die anderen sind entsprechend in der Ermittlung noch völlig ratlos. Als Mitwisser*in zieht ihr dafür zufällig eins der Tatwaffen- und eins der Täter*innen-Plättchen – diese sind beide für diese Runde der Trumpf!

Dabei gilt diese Stichreihenfolge:
Volltrumpf (also exakt die Kombination aus Täter*in und Tatwaffen-Trumpf auf einer Karte) schlägt alles
Tatwaffen-Trumpf (liegt kein Volltrumpf aus, schlägt die Karte mit Tatwaffe alle anderen)
Täter*innen-Trumpf (liegen beide obigen nicht aus, schlägt die Karte mit Täter*in)
Höchste Zahl (liegt keine der obigen aus, gewinnt die höchste Zahl)
Bei mehreren gleichwertigen Trümpfen zählt zunächst die höhere Zahl und wenn hier immer noch Gleichstand herrscht, gewinnt die früher gespielte Karte.


Dementsprechend läuft eine Runde so ab:
Alle Spieler*innen spielen nacheinander eine beliebige Karte aus der Hand
Mitwisser*in verkündet, wer den Stich gewonnen hat
Die Person nimmt den Stich als Siegpunkt vor sich und legt dabei die gewinnende Karte offen darauf


Und jetzt bringt überhaupt erst der Clou des Spiels euren inneren Sherlock Holmes hervor: Denn nach jedem Stich können die Spieler*innen bei der oder dem Mitwissenden verdeckt erraten, wer wohl die Tatwaffe und Täter*in in dieser Runde sind – alleine auf Basis der Informationen aus den bisher gespielten Stichen. Dafür schieben sie verdeckt eine Kombination aus Tatwaffe und Täter*in-Plättchen an die mitwissende Person.

Diese wiederum sagt NUR wenn die Kombination aus beiden Plättchen stimmt, dass der Verdacht korrekt ist. Ansonsten gibt es ein „Du bist auf falscher Fährte“ und es wird weitergeraten. Punkte bekommt der Mitwisser umso mehr, je länger die anderen für die Lösung brauchen, die Ratenden wiederum erhalten mehr Punkte, je früher sie den Fall gelöst haben.

Gespielt werden aber so oder so jede Runde 7 Stiche, egal wann und wie die Personen die Kombination erraten haben, und jeder gewonnene Stich zählt ebenfalls einen Punkt. Am Ende gewinnt die Person mit den meisten Siegpunkten.

[Fazit: Genug Nervenkitzel für Kids und Wenig-Spieler*innen]



Sicher, „Stich für Stich“ hat in der Stichspiel-Welt weder den Status eines Tatorts für den Krimi noch den Kult-Faktor einer Miss Marple. Aber immerhin schafft das Spiel etwas, das heutzutage auch alles andere als einfach ist: den Neuheits-Faktor!

Denn diese doch absolut ungewöhnliche Verbindung aus Deduktion und Stichspiel im familienfreundlichen Setting ist ziemlich charmant und klug umgesetzt. Für erfahrene Stichspieler*innen wird vermutlich zu wenig „Stichspiel“ im Karton stecken und Vielspieler*innen haben den Clou zum Trumpf-Enttarnen recht fix erkannt.

Doch gerade für alle, die eher selten neue Spiele ausprobieren, oder ihre Kids mit Deduktion vertraut machen möchten, hat „Stich für Stich“ viele Stunden Spielspaß bereit.

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Stich für Stich von Markus W. Leon
Erschienen bei Zoch
Für 3-4 Spieler in 30 Minuten ab 10 Jahren
Boardgamegeek-Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Zoch)

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