05.10.2024

Elawa


Wenn man die französische Brettspiel-Design-Szene der letzten Jahre beobachtet, kann man nur ungläubig mit dem Kopf schütteln, wie kreativ und produktiv unsere südwestlichen Nachbarn sind. Mit Elawa haben Johannes Goupy und Corentin Lebrat vergangenes Jahr gleich ihr zweites Gemeinschaftsprojekt veröffentlicht, nachdem bereits Faraway ein absoluter Messehit war und in diesem Jahr bei Kosmos auf Deutsch veröffentlicht wird. Die beiden Autoren gehören zu einer großen Gruppe aufstrebender französischer Designer, die meist im Team arbeiten und in immer neuen Kombinationen Spiel um Spiel veröffentlichen.


Bei Elawa sind wir im Kartenspiel-Format das Oberhaupt eines prähistorischen Stammes und sammeln Werkzeuge, Hütten, Stammesmitglieder und Vorräte, um am Ende für unseren Stamm die meisten Siegpunkte zu erhalten. Wir versammeln uns um ein zentrales Lagerfeuer, um das sechs offene Stapel Stammeskarten liegen, denen jeweils ein Stapel mit Ressourcen zugeordnet ist. Mehr braucht es nicht für das Setup von Elawa.

Karten auswählen und Ressourcen im Uhrzeigersinn erhalten

Der zentrale Kniff des Spiels ist die Kartenwahl zu Beginn unseres Zuges. Wir wählen eine der ausliegenden Stammeskarten, fügen sie unserer Hand hinzu und nehmen dann im Uhrzeigersinn die auf der Karte angegebene Anzahl von Ressourcen von den offenen Stapeln. Anschließend können wir diese Ressourcen verwenden, um unsere Handkarten auszuspielen oder diese auf unseren Lagerkarten unterzubringen und schon ist der nächste Spielende an der Reihe.


Wann immer wir einen der Ressourcen-Stapel aufbrauchen erhalten wir zusätzlich eine der verdeckten Ressourcen vom zentralen Lagerfeuer-Stapel. Wenn dieser aufgebraucht ist, wird das Spielende von Elawa eingeleitet, wir spielen die aktuelle Runde zu Ende und zählen im Anschluss unsere Punkte. Wofür es Punkte gibt, bestimmen wir mehr oder weniger selbst durch die Auswahl unserer Karten.

Punkte sammeln mit den Stammeskarten

Die meisten der Karten sind Stammesmitglieder und geben nur eine bestimmte Punktzahl (und teilweise einen Bonus beim Ausspielen). Hütten geben uns Punkte pro Karte einer bestimmten Farbe, Werkzeuge pro Karte eines bestimmten Typs. Schließlich gibt es noch Lager-Karten, auf denen wir jeweils eine passende Ressource pro Runde lagern und so beständig Punkte sammeln können. Die Wertungsmechaniken sind nicht besonders neu oder einfallsreich, dafür sehr einsteigerfreundlich. Wer es etwas anspruchsvoller möchte, kann die Stammesoberhäupter umdrehen und mit asymmetrischen Fähigkeiten spielen, die das Spiel aber auch nicht erheblich im Schwierigkeitsgrad steigern.


Elawa ist schnell erklärt und schnell gespielt und ist damit ein typisches Filler-Spiel. Mir gefällt außerdem die grafische Gestaltung sehr gut, hebt sie sich doch in ihrem Graphic-Novel-Stil deutlich von anderen Titeln ab. Spielerisch hervorzuheben ist die Auswahl der Karten zu Beginn unseres Zuges. Hier die richtige Kombination aus Karte und Ressourcen zu durchdenken und zu finden ist der beste Teil des Spiels und durchaus interaktiv. Nehme ich meinem linken Nachbarn die blaue Karte weg, die ihm potentiell viele Punkte verschafft, brauche ich noch einen Faustkeil und ein Fell und die Karte ist mir recht egal oder möchte ich die Zelt-Karte unbedingt haben und nehme dafür Ressourcen, die ich noch gar nicht brauchen kann?


Fazit: Schönes Filler-Spiel, aber begeistert nicht jeden 

Mir gefällt Elawa wirklich sehr gut, der Vollständigkeit halber sei aber gesagt, dass es nicht in allen meinen Spielrunden Anklang gefunden hat. Kritisiert wurde hier vor allem der Glücksfaktor der offenen Auslage und die wenig spannende Punktewertung. Zugegeben, hier wird auf bekannte Sammel-Mechanismen zurückgegriffen und insgesamt kann es so durchaus sein, dass Elawa etwas flach daherkommt und zu wenig Spieltiefe bietet. Für mich überwiegt aber der Spaß an der Auswahl aus der offenen Auslage und ich bin sehr gespannt, welche Spiele sich Johannes Goupy, Corentin Lebrat und all ihre französischen Autoren-Freunde als nächstes gemeinsam ausdenken.
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Elawa von Johannes Goupy und Corentin Lebrat
Erschienen bei Kobold Spieleverlag
Für 2-4 Spielende in ca. 20-30 Minuten ab 8 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (Kobold Spieleverlag)