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13.10.2024

3 Ring Circus


Heutzutage haben Zirkusse – wie auch Zoos - nicht grade den besten Ruf. Während kürzlich aber ein Spiel zum Zoo-Thema durchaus verantwortungsvoll mit aktuellen Problemen und auch Errungenschaften von Zoos in der Neuzeit spielte, entführt uns 3 Ring Circus quasi in die dunkle Vergangenheit der Zirkusse zur Zeit von P.T. Barnum, in der eben noch nicht verantwortungsvoll mit Tier- aber auch Menschenleben umgegangen wurde. Was man von diesem Thema hält, möchte ich hier nicht thematisieren, da gibt es sicherlich diverse Meinungen und alle haben eine Begründung. Die Spielmacher selbst äußern sich in der Anleitung ebenfalls dazu und lassen es nicht einfach im Raum stehen. Und das ist definitiv gut so. Von daher lassen wir das Thema mal außen vor und schauen und die inneren Werte des Spiels an.

In der Box finden wir einen schicken Spielplan und ein paar Abdeckplatten in der gleichen Optik. Mit diesen reduzieren wir das Spielfeld, wenn nicht die maximale Anzahl an Mitspielenden am Tisch sitzt. Ein einfacher Trick, aber er funktioniert wirklich bestens. Sowohl der Plan als auch alles anderen Materialien (Zirkuszelte, Zirkuswagenmeeple und vor allem Karten) sind wertig produziert und haben einen ganz besonderen Artstyle, der eben stark nach vorletztem Jahrhundert aussieht und mir durchaus gefällt. Die kleine Schachtel ist gut gefüllt und zeigt sehr schön, wie effektiv man auch umfangreichere Spiele verpacken kann. Wobei wir dies von bisherigen Devir/Kosmos-Titeln ja bereits kennen.

Rein mechanisch gesehen erwartet uns im 3 Ring Circus ein Wettrennen, welches wir durch Tableaubuilding (wir wollen in unseren 3 Manegen jeweils ein Programm auf die Beine stellen) und Area Majority (wir wollen überall im Land Vorstellungen geben und möglichst viele Menschen anziehen). Dafür brauchen wir grade einmal zwei verschiedene Aktionen, von denen wir abwechselnd genau eine auswählen dürfen: Entweder spiele ich eine Karte auf mein Tableau (also plane mein Programm) oder ich gebe eine Vorführung. Um dies zu tun, muss ich die drei „Ressourcen“ Geld, Reise (= Bewegungspunkte) und Podeste (= Attraktivität) im Griff haben und gut mit den Kartentypen Wertung, Geld (sowohl Geld als auch kleinere Artisten) und Ticket (bessere Artisten) klarkommen. Mein Tableau zeigt von Beginn an mehrere Ressourcensymbole an. Dies ist quasi das Einkommen. Spiele ich Artisten auf mein Tableau, decke ich diese ab – bekomme also künftig erstmal weniger Einkommen (wobei die Symbole natürlich auch auf den Karten vorkommen und es keine klassische Einkommensphase gibt, sondern die Symbole in bestimmten Situationen schlicht die Ressource darstellen).


Um einen Artisten auf mein Tableau zu legen, muss ich dessen Kosten mit Geldkarten (also anderen Artisten) in entsprechendem Wert bezahlen. So gut wie alle Artisten haben dabei Effekte, die Triggern, wenn bestimmte Bedingungen vor oder hinter ihnen in der gleichen Manege zutreffen. Dabei beziehen sich diese oft auf die Art bzw. den Typ der anderen Artisten in der gleichen Zeile meines Tableaus. Anfangs macht einem hier die Symbolik ein wenig zu schaffen, da es vier Kategorien von Artisten mit je 4 Typen gibt. Das klingt erstmal ein wenig wirr, spielt sich aber durchaus logisch und letztlich spielen die Begrifflichkeiten keine Rolle, solange man die passenden Symbole findet. Klar, wird es dadurch aber etwas unthematischer, als wenn man weiß, welche Artisten wie zusammenspielen. Ganz klassisch dürfen wir uns beim Spielen einer Karte die Manege (Zeile) aussuchen, die erste Karte kommt aber auf den Platz ganz links. Jede weitere Karte in der Manege wird aber nach ihrem Wert einsortiert. Günstigere Karten liegen am Ende also links, teurere rechts, doppelte Werte darf ich nicht spielen. UND: Kosten muss ich nur dann zahlen, wenn meine neue Karte die teuerste in der Manege wäre – und dann auch nur die Differenz zur bisher teuersten. Habe ich eine der ersten drei Spalten voll, darf ich Wertungskarten auf mein Tableau spielen, die mir am Ende Siegpunkte bringen und an manchen Stellen bekommt man durch das Abdecken von Feldern auch Extraboni. Und manche Karten haben natürlich noch Soforteffekte, die ich nutzen kann, wenn ich eine Vorführung gebe (und auch nur dann!).

Apropos: Möchte ich statt dem Spielen einer Karte eine Vorführung geben, darf ich mit meinem Zirkuswagen durchs Land reisen. Hier gibt es drei verschiedene Arten von Städten, die wir bereisen und unsere Zelte aufstellen: Kleinstädte, in denen nur ein einziges Zirkuszelt platz hat (wer zuerst kommt, mahlt also zuerst) und in denen schlicht Geld verdient wird, Großstädte in denen man ebenso Geld aber auch umso mehr Siegpunkte oder Ticketkarten bekommt, je mehr Podeste man im Zirkus hat und Metropolen, bei denen das Publikum bestimmte Kombinationen an Artisten fordert und dafür mit jeder Menge Siegpunkten winkt. Hier kommt also die eigene Programmplanung voll zur Geltung. Bin ich mit meiner Vorführung am Ende, muss ich den Barnum-Wagen bewegen, immer nur einen Schritt, aber bereits durch die Spielenden aufgestellte Zelte werden übersprungen. Das heißt konkret: Anfangs bewegt sich der Wagen sehr langsam, später immer schneller. Und das ist wichtig, denn dieser Wagen ist quasi der Spieltimer: Erreicht der Wagen eine Metropole, bleibt er stehen, und die Region, in der sich die Metropole befindet, wird gewertet. Wer die meisten Vorführungen in der Region gegeben hat, bekommt 10 Punkte, die zweit-/drittmeisten noch 6 bzw. 3. Das Spiel endet, wenn der Barnum-Wagen wieder an seinem Startpunkt angekommen ist und es erfolgt die Abschlusswertung über die eigenen Wertungs- und sonstigen Tableaukarten. Es gewinnt, wer die meisten Punkte hat. Wer gerne allein spielt, darf dies dank Dávid Turczi und co. ebenfalls tun (wobei die Automa hier tatsächlich recht übersichtlich ist).


Soweit also der Spielablauf. Vom Anspruch her sind wir hier klar im Kennerbereich und weit von einem Expertentitel entfernt. Das ist aber nichts schlechtes. 3 Ring Circus spielt sich locker flockig in unter einer Stunde und das Puzzeln des besten Programms mit – grade zu Beginn – sehr wenigen Ressourcen und Möglichkeiten ist durchaus eine fordernde Aufgabe, die Spaß macht. Wir starten eben als winziger, verarmter Zirkus. Je besser unser Programm, desto erfolgreicher werden wir auch. Das ist durchweg thematisch und lässt sich dadurch auch ungeübteren Mitspielenden schnell erklären. Und natürlich haben wir einen beträchtlichen Glücksanteil im Spiel: Da wären die Geldkarten mit Werten von 1 bis 5 und man weiß nie, was man zieht. Da wären die Artisten-Bedingungen in den Metropolen und es kann sein, dass man die geforderten Artisten in der ganzen Partie einfach nicht zieht – und so auch keine Aufführung dort geben kann. Das geht aber gefühlt jedem mit einer der Metropolen so und gleicht sich daher in der Regel aus. Direkte Interaktion sucht man hier allerdings vergebens. Allenfalls schnappt mir jemand meinen schon sicher gewähnten Platz in einer Stadt weg.

Und ja, so bleibt mir eigentlich nur zu sagen, dass 3 Ring Circus ein durchaus schönes Spiel ist, das auf sehr zugängliche Art und Weise ein durchaus anspruchsvolles Tableau-Puzzeln mit einem Wettrennen verbindet und auch dank seiner durchaus kurzen Spielzeit einfach Spaß macht – und dadurch auch ein gutes Gateway-Spiel zur Einführung von Gelegenheitsspielenden in komplexere Mechaniken sein kann.

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3 Ring Circus von Remo Conzadori und Fabio Lopiano
Erschienen bei Kosmos
Für 1 bis 4 Spielende in 45- 75 Minuten ab 12 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Kosmos)
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