29.09.2024

Saboteur: 20 Jahre-Edition


Als ich gelesen habe, dass in diesem Jahr die 20 Jahre-Edition von Saboteur veröffentlicht wird, war ich total überrascht. Ich hätte schwören können, Saboteur hat es schon immer gegeben. Genau so wie Wizard oder Bohnanza verbinde ich Saboteur mit meiner Jugend, als wir es exzessiv in der Freundesgruppe gespielt haben. Und wie brutal das war! Wer nicht zielstrebig nach vorne baute, wurde sofort sabotiert und wer auch nur eine Karte verdeckt ablegte, machte sich schon verdächtig, kein Goldsucher-Zwerg zu sein. Nun also bringt Amigo eine Jubiläums-Edition auf den Markt, die die Anzahl der Karten des Grundspiels noch einmal verdoppelt.


Zunächst aber zum Grundlegenden: Saboteur ist ein Kartenspiel für bis zu 10 Spielende mit Verräter-Mechanismus, bei dem wir als Goldsucher-Zwerge Wegekarten ausspielen, um damit die die Zielkarten am Ende der Reihe zu erreichen und die Goldkarte zu finden. Als Saboteur-Zwerge versuchen wir dies zu verhindern. Zahlreiche Aktionskarten, mit denen wir uns gegenseitig blockieren, Zielkarten auskundschaften oder Wegekarten wegsprengen können. Der Saboteur oder die Saboteure gewinnen, wenn das Gold nicht durch einen durchgehenden Weg erreicht werden kann. So werden drei Runden gespielt und wer am Ende am meisten Goldstücke gesammelt hat, gewinnt.

Saboteur 2 und Mini-Erweiterungen

Am Grundspiel ist in der 20 Jahre-Ausgabe von Saboteur nichts verändert worden. Zusätzlich enthalten ist dafür die Erweiterung Saboteur 2 aus dem Jahre 2011. Diese führt zahlreiche Neuerungen ein. So werden die Goldsucher-Zwerge in zwei konkurrierende Teams aufgeteilt, die kein Gold erhalten, wenn das jeweils andere Team den Weg zum Gold hergestellt hat. Dazu kommt ein Chef, der mit beiden Teams gewinnt, aber weniger Gold erhält, einen Profiteur, der ebenso mit beiden Teams gewinnt, aber am liebsten den Schatz für sich alleine beanspruchen würde und schließlich Geologen, die Kristalle im Wegelabyrinth aufdecken möchten. Weiterhin gibt es neue Wege- und Aktionskarten, die das Grundspiel noch abwechslungsreicher machen.


Außerdem gibt es in der Saboteur: 20 Jahre-Edition mehrere Sonderkarten und Mini-Erweiterungen. Dazu gehören die Sonderkarten der Saboteur-Weltmeisterschaften von 2016-2023. Dabei handelt es sich meist um Aktionskarten, die beim Goldsuchen oder Sabotieren helfen. 5 weitere Mini-Erweiterungen bestehen teilweise nur aus einer Postkarte (Kleiderkammer & Stollenfest), besonderen zusätzlichen Karten (Neue Ziele & Schatztruhen) oder Zwergenaufstellern (Wegezoll) und bringen Abwechslung und unerwartete Wendungen in die Box.

Abwechslung für Saboteur-Liebhaber

Alles in allem bietet die 20 Jahre-Edition wahnsinnig viel Abwechslung für Saboteur-Liebhaber und liefert diese in einer überschaubaren Boxgröße. Saboteur selbst funktioniert immer noch und ist in der richtigen Gruppe ein großer Party-Spaß mit gegenseitigen Anschuldigungen und Momenten, an die man sich auch nach einer Weile noch erinnert. Mindestens 5 Spielende sollte man dafür am Tisch haben, besser sind sogar 7-8. Die grundlegende Verräter-Mechanik muss man aber mögen, sonst helfen auch all die Erweiterungen und Ergänzungen nichts.


Verpasste Chancen

Zwei Dinge fehlten mir persönlich in der neuen Ausgabe: es ist immer noch schade, dass man die Entfernung zwischen der Start- und den Zielkarten mit dem Auge oder anderen Hilfsmitteln messen muss. Ein kleines Kartenlineal oder Ähnliches hätte hier endlich mal für etwas Übersicht gesorgt und es wurde mit der neuen Ausgabe die Chance verpasst, hierzu etwas zu liefern. Außerdem besteht die Box letztlich nur aus zwei Vertiefungen für die Karten. Nach dem Auspacken musste ich hier erst einmal die Spielanleitung komplett sichten, um zu verstehen, welche Karte zu welcher Erweiterung gehört. Kleine Kartentrenner wären hier auch dem Anlass entsprechend gewesen. So war der Inhalt der Box erst einmal sehr überfordernd und unübersichtlich.

Fazit: Geht immer noch und nun noch mit viel mehr Möglichkeiten

Dennoch: Saboteur ist ein Klassiker der deutschen Kartenspiel-Geschichte und wer das Grundspiel mag und weiterhin gerne spielt, findet in der 20 Jahre-Edition so viel neue Inhalte und Möglichkeiten, dass es nicht so schnell langweilig werden dürfte. In diesem Sinne: He Zwerge, he Zwerge, he Zwerge ho, / He Zwerge, he Zwerge, go go go!
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Saboteur: 20 Jahre-Edition von Fréderic Moyersoen
Erschienen bei AMIGO
Für 2-12 Spielende in ca. 30 Minuten ab 8 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (AMIGO)