Disney Lorcana: Die Luminari Chroniken - Gefahr aus der Tiefe

Die Meerhexe Ursula ist wirklich keine angenehme Zeitgenossin. Zuerst stiehlt sie Arielles Stimme und im immer weiter anwachsenden Lorcana-Universum hat sie zahlreiche Figuren so in ihren Bann gezogen, dass nur noch ein gemeinsames Vorgehen die vollständige Machtübernahme des lila Terror-Tintenfischs beschränken kann. Disney Lorcana: Die Luminari Chroniken – Gefahr aus der Tiefe ist ein kooperatives Kartenspiel im Lorcana-Universum, das gleichzeitig mit den Karten des vierten Game-Sets Ursulas Rückkehr auf den Markt gebracht wurde.

Kern des Sets ist das Szenario-Deck von Ursula, das aus 50 Karten besteht, die nicht in normalen Lorcana-Duellen verwendet werden können. Es besteht aus mehr oder weniger mächtigen Charakteren, Aktionen und Gegenständen, die uns im Automa-Modus das Leben schwer machen, indem sie unsere Karten verbannen, beschädigen oder von Runde zu Runde Legenden sammeln, bis Ursula 40 davon angehäuft hat und damit das Spiel gewinnt.

Dazu handeln wir, ähnlich wie in anderen kooperativen Brettspielen, die ausliegenden Karten und ihre Effekte von links nach rechts ab und erschöpfen sie. Im Anschluss ziehen wir je nach Schwierigkeitsgrad eine bestimmte Anzahl Karten, spielen diese entweder in die Tinte oder legen sie in die Auslage für die Aktivierung in der nächsten Runde und handeln mögliche Soforteffekte ab. Diese Bösewicht-Mechanik erinnert stark an Aeon’s End, wo wir den Zug des Erzfeindes ganz genau nach diesem Muster abarbeiten. Die Karten selbst haben es in sich. Ursulas Deck beinhaltet starke Charaktere, die in einem wunderbar fies verdrehten Artwork daherkommen und mit Kommentaren von Ursula versehen sind. Dazu kommen Aktionen, die uns mehr als nur ärgern und wenn es blöd läuft unsere gesamte Auslage verbannen.

Um gegen Ursula anzutreten, befinden sich in Die Luminari Chroniken zwei vorgefertigte Spieler-Decks. Diese erinnern an die bereits bekannten Starter-Sets, wirken jedoch noch etwas stärker auf mich. Mit diesen versuchen alle beteiligten Spieler jeweils 20 Legenden zu sammeln und so das Spiel zu gewinnen. Das erste Deck aus Amethyst- und Stahl-Karten ist ein Zauberbesen-Deck und enthält zahlreiche Exemplare eben dieser. Hinzu kommen Yen Sid als Mächtiger Zauberer und Micky Maus gleich in mehreren Versionen, die mit den Besen interagieren. Nach dem Spielen war auf jeden Fall der Anreiz da, von diesen mächtigen Karten noch das ein oder andere Exemplar hinzuzufügen, da die jeweils nur eine Karte hier etwas untergeht. Spaß macht das Deck dennoch zu spielen.

Daneben erhalten wir noch ein Deck in Bernstein und Rubin, das nicht ganz so eindeutig einzuordnen ist. Es enthält viele Karten, die andere unterstützen oder starke Angriffe ausführen können. Ganz besonders präsent sind dabei Mulan als Elite-Bogenschützin, die einen Dreifach-Schuss im Gepäck hat, Minnie Maus als Musketier-Champion mit ihrem Spektakulären Auftritt, mit dem sie einen gegnerischen Charakter verbannen kann oder der Brandgefährliche Te Ka, der zwar nicht für Legenden erkunden kann, aber bockstark beim Herausfordern ist. In meinen Augen spielt sich das Deck etwas langsamer als das andere, kommt dann aber mit der Zeit richtig in Fahrt.

Ein weiteres Element von Die Luminari Chroniken sind vier Kampfplätze, die einerseits die Schwierigkeit unserer Partie bestimmen, andererseits zusätzliche Fähigkeiten ermöglichen, die wir im Tausch gegen Legenden einsetzen können. Dies eröffnet weitere taktische Möglichkeiten und gerade wenn ein Spieler schneller Legenden sammelt als der andere, kann er diesen Vorsprung gut nutzen, um beiden durch die Zusatz-Fähigkeiten wie Kartenziehen, Bereitmachen und Heilen einen Vorteil zu verschaffen.

Der variable Schwierigkeitsgrad in vier Stufen macht sich dann auch sowohl durch die unterschiedlichen Fähigkeiten bemerkbar, die uns zur Verfügung stehen, als auch die Anzahl der Karten, die Ursula jede Runde zieht. Im leichten Spielmodus sind dies zwei Karten pro Runde, im normalen zunächst zwei, dann drei und so weiter. Die Herausforderung, die Die Luminari Chroniken bieten, ist jedenfalls enorm. Mit den beiden enthaltenen Decks schafft man Ursula auf leicht noch ziemlich sicher, auf normal muss man schon etwas mehr Spielverständnis und eine Portion Glück mitbringen. Im schweren oder Modus ist mit den beiden Decks dann nichts mehr zu holen und es müssen schwerere Geschütze ran und im extremen Modus muss man schon ein versierter Spieler mit einem gut gepimpten Deck sein, um gegen Ursulas Karten-Übermacht zu bestehen.

Zum Abschluss möchte ich mir noch etwas Kritik am Material erlauben. Gerade bei dem aufgerufenen Preis finde ich es außerordentlich schade, dass die Legenden- und Schadensmarker von so billiger Papier-Qualität sind und die mitgelieferte „Spielmatte“ einfach nur ein gefaltetes dünnes Blatt ist. Natürlich will Ravensburger hier wie immer Zusatzprodukte an den Mann bringen und viele Lorcana-Spieler haben hier wohl schon Mittel und Wege gefunden, ihr Spielerlebnis zu verbessern, aber für meinen Geschmack dürfte es hier etwas wertiger zugehen.

Die Luminari Chroniken sind das ideale Produkt für Spielende, die in ihrem Umfeld vielleicht Schwierigkeiten haben, andere Lorcana-Interessierte zu finden. Die sich nicht trauen oder die Möglichkeit haben, auf Lorcana-Events zu gehen. Für jene, die Lorcana faszinierend finden, aber mit dem üblichen Trading Card-Duell nichts anfangen können, sondern lieber gemeinsam am Tisch Abenteuer bestehen möchten. Natürlich auch für diejenigen, die Lorcana schon regelmäßig spielen, aber einfach ein bisschen Abwechslung suchen. Und gemeinsam haben sie wohl alle, dass sie den Mut haben, sich der Meerhexe Ursula und ihren verzauberten Schergen in den Weg stellen. Wer sich hier auch nur in einem der Punkte wiederfindet, sollte Die Luminari Chroniken unbedingt einmal ausprobieren!