27.09.2024

5 Towers


Manchmal ist unsere Bubble wirklich bemerkenswert. Da wird über ein Spiel wochenlang aus allen Rohren berichtet und gepostet und ach, wie toll das doch alles ist. Und dann, plötzlich, hört man gar nichts mehr davon und eigentlich möchte niemand mehr drüber sprechen. Gut, das liegt beim Thema „Berichterstattung“ ja durchaus in der Natur der Sache und so geht es im Kern allen Nachrichtenthemen. Trotzdem gibt es in unserem Hobby durchaus Spiele, die sich als Dauerbrennerthemen etablieren. Woran es liegt, dass manche Spiele schnell wieder unter dem Radar fliegen, lässt sich eigentlich (wie so ziemlich fast alle Fragen im Leben) nicht pauschal beantworten. Und so ist man als neugieriger Mensch (wie ich es durchaus bin) quasi gezwungen, sich zu entscheiden: Möchte ich mir selbst ein Bild davon machen oder kehre ich es unter meinen imaginären Teppich? Manchmal erfährt man ja in unserer Blase durchaus auch mal, woran denn der „Untergang“ eines Spiels in der öffentlichen Meinung lag – so auch bei 5 Towers, dessen offensichtliche Schwächen offensichtlich nicht offensichtlich waren es nun aber zu sein scheinen. Trotzdem reizte mich das Spiel bislang und ich wollte den ursprünglichen – scheinbar unberechtigten - Hype dann doch einmal nachvollziehen.


Die kleine Box kommt mit 100 unterschiedlichen Karten in 5 verschiedenen Farben und mit werden von 0 bis 15 (je nach Spielendenanzahl manche doppelt) daher. Ziel ist es, die meisten Punkte zu generieren. Punkte erhält man pro Karte in einem Turm bzw. wenn man eine Turmspitze hat (von denen je Spielendenzahl 5 oder 10 gibt) sogar zwei pro Karte. Erhält man eine Karte, muss man diese bei sich anlegen. Dabei gilt: Jede Turmfarbe darf man nur einmal haben, jeder Turm muss sortenrein sein, neue Karten dürfen nur oben angelegt werden und die neu gelegte Zahl muss immer kleiner sein, als die darunter. Besonderheiten gelten für die 8 und die 9: Auf die 8 darf ich alles legen und die 9 darf ich auf alles (außer der 0) legen. Doch wie kommt man nun an Karten? Sämtliche Karten werden gemischt und als Stapel parat gelegt. Von diesem werden nun fünf Karten aufgedeckt. Eine Startperson wird bestimmt, die mit beginnt. Der Ablauf jeder Runde ist dabei immer gleich: Zuerst bieten alle auf die Auslage und zwar bezüglich der Anzahl an Karten, die man nehmen möchte. Man muss überbieten oder passen und jede/r ist nur einmal an der Reihe. Die höchstbietende Person sucht sich die entsprechende Anzahl an Karten raus und muss alle gewählten Karten direkt gemäß der oben genannten Regeln vor sich anbauen. Vorher darf man jedoch eine einzige bereits früher gebaute Karte abreißen – muss diese aber sammeln, da sie am Ende Minuspunkte bringen. Merkt man nun, dass man das Ersteigerte gar nicht regelkonform anbauen kann, muss man alle Karten wieder zurücklegen und das eigene Gebot korrigieren. Die Bietrunde wird dann fortgesetzt. Nach dem Bauen wird die Auslage geleert und neu gefüllt und eine neue Runde beginnt. Ist der Zugstapel leer, werden die abgelegten Karten neu gemischt und es wird weitergespielt, bis auch dieser Stapel leer ist. Dann wird gewertet, wobei die Abrisskarten nun Minuspunkte geben: die erste -1, die zweite -2, die dritte -3 und so weiter.


Und das war’s. Kompakte, eingängige Regeln, schnell ausgepackt, erklärt, gespielt, noch mal gespielt, eingepackt…und vergessen? Nein, das nicht. Das liegt aber zugegebenermaßen vor allem an der wirklich tollen Gestaltung des Spiels, in die mit sehr viel Liebe zum Detail ganz viele Eastereggs versteckt wurden. Allein deswegen macht eine Runde 5 Towers Spaß. Die erste, vielleicht auch die zweite. Und vielleicht auch viele weitere Runden, bis man dann irgendwann merkt, dass das Spiel einen auch ordentlich frustrieren kann, vor allem in größeren Runden. Da bietet das Startspielmenschlein direkt eine vier und man selbst schaut in die Röhre, oder man kann nur zwei gebrauchen ist aber als drittes dran und weiß, dass es eh nix wird, oder alle bieten 0 weil die Karten nur Mist sind oder oder oder. Oder anders formuliert: Der Zufall spielt hier die Hauptrolle – und spielt somit auch die Spielenden. Da kann man planen und taktieren so viel man will…am Ende hätte man den Endstand auch einfach auswürfeln können. Ok, das ist vielleicht ein wenig zu hart formuliert, aber man muss eben wissen, dass der eigene Einfluss auf den persönlichen Spielerfolg eben doch sehr gering ist. Mir persönlich macht das in derart kurzen Spielen überhaupt nichts aus und ich denke, ich werde noch einige Partien (meiner Meinung nach am besten zu dritt) spielen. Ich sehe aber, warum der Hype dahin ist und das Spiel langsam aber sicher in Vergessenheit gerät. Trotzdem mag ich’s irgendwie und bei so einem kleinen kompakten Kartenspiel tut es nicht ganz so weh, wenn es einem nicht liegt. Man sollte aber wissen, worauf man sich einlässt, sonst wirft man es schneller aus dem Fenster, als man die Karten gemischt hat.
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5 Towers von Kasper Lapp
Erschienen bei Pegasus Spiele
Für 2 - 5 Spielende in 15 - 30 Minuten ab 7 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Pegasus Spiele)
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