16.08.2024

VIP RIP




Es trifft sich, dass der Autor dieser Zeilen in einem Bestattungsinstitut aufgewachsen ist, zwischen Särgen und Urnen gespielt hat und dabei über die Schulter schauen konnte wie Traueranzeigen und Grabinschriften besprochen wurden. Unterziehen wir das vorliegende VIP RIP also einem knallharten, thematischen Realitätscheck. Spaß beiseite. Darum soll es natürlich nicht gehen, wenn hier das kooperative Partyspiel VIP RIP für 3-8 Spielende besprochen wird. Die Spieleautoren Eloi Pujades und Eugeni Castaño setzen uns bei VIP RIP in einem ungewöhnlichen Setting ab. Im Grunde auf einem Prominentenfriedhof auf dem für verstorbene VIPs der passende Grabspruch gefunden werden soll. Hierfür übernehmen die Spielenden im Wechsel die Rolle der Bestatterin Aurora während alle anderen am Tisch diese unterstützen.


Gespielt wird bei VIP RIP über drei Runden. In diesen drei Runden muss Aurora mindestens genauso viele zu den Prominenten passende Grabinschriften finden, wie sie mit unpassenden Inschriften gescheitert ist. Die Rolle der Aurora wechselt dabei Runde für Runde. In Spielerunden mit mehr als drei Personen führt das dann dazu, dass nicht alle zwangsläufig einmal die Rolle der Bestatterin übernehmen und sich ans Inschriften finden machen können. In der Basisvariante (3-5 Spielende) des Spieles liegen jede Runde neun frisch verstorbene Prominente aus, für welche es eine passende Inschrift zu finden gibt. Diese sind auf nummerierten Grabstättenkarten platziert. Die Aurora spielende Person hat zudem noch vier Grabinschriten erhalten sowie einen Satz ebenfalls nummerierte Aurora-Karten. Ihre Aufgabe ist es nun drei der Grabinschriften geheim den Prominenten zuzuordnen - die vierte Grabinschrift darf sie ablegen. Für das Zuordnen nutzt sie ihre Aurora-Karten. Hat Aurora ihre Plicht getan, so gilt es für sie piätetvoll zu schweigen und zu beobachten was die restlichen Mitspielenden zur Kombination aus Inschriften und Prominenten denken.
 

In jeder Runde haben die Mitspielenden bis zu drei Rateversuche um auf Auroras gewählte Kombinationen zu kommen. Hierfür wird dann am Tisch wild disktutiert und versucht sich in Auroras Kopf zu versetzen. Was mag die Bestatterin sich wohl gedacht haben? Zu wem passt: "Mit Speck fängt man Mäuse" besser? Wonderwoman, Isaac Newton oder Whitney Houston? Aurora ist häufig in dem Dilemma, dass die Grabinschriften nur um mehrere Ecken gedacht passen. Aber werden die anderen am Tisch ähnlich denken? In dieser Phase des Spieles kommt der eigentliche Spielspaß auf, wenn vehement für die eigene Position argumentiert wird und dafür die abwegigste Begründung herangezogen wird. Sind sich die Ratenden dann einig, so geht es zur Auflösung. Waren alle drei Tipps richtig, dann wandern die Prominenten auf eine positive Wertungskarte. Wurden Fehler gemacht, so benennt Aurora die Anzahl der Fehler und nimmt ebensoviele Prominente aus dem Spiel und legt diese auf die negative Wertungskarte. Der nächste Versuch wird also einfacher. Man hat aber auch negative Punkte gesammelt und diese will man ja nicht. In einer Partie kann man auch höchstens neun Pluspunkte machen. Insofern gilt es Fehlversuche tunlichst zu vermeiden. Eine nächste Runde wird dann von einer anderen Aurora bestritten, welche wieder vier neue Inschriften bekommt und den Friedhof auffüllt, so dass dort wieder neun Prominente liegen. Nach drei Runden endet dann der Spaß und man vergleicht die Kartenstapel auf den Wertungskarten.
 

Mit 105 VIP-Karten (plus 15 zum selbst beschriften) sowie 78 Inschriftenkarten bietet das Spiel reichlich Stoff für unzählige Spiele. In der Anleitung sind auch noch zwei Varianten enthalten. Die erste davon erhöht die Auslage der VIPs und macht das Spiel dadurch deutlich schwerer. Die andere Variante ist ein Team-Modus. Hier spielen zwei Teams von je 3-4 Personen vier Runden gegeneinander und versuchen mehr Punkte als das andere Team zu erzielen. Aurora wird dabei abwechselnd von beiden Team gestellt.
 

VIP RIP ist ein Partyspiel mit sehr einfachen Regeln, welches man auch sehr gut in spielunerfahrenen Runden spielen kann. Der Reiz ergibt sich dabei aus der Diskussion am Spieltisch und später dann noch dem Moment indem Aurora sich für ihre Zuordnungen gegenüber der Gruppe rechtfertig. Hier kommt es zu wirklich lustigen Momenten. Die VIPs sind in dem Spiel so gewählt, dass man sie in der Regel kennen sollte. Es gibt aber durchaus auch welche, die eher Special Interest sind. Kommt man in die Situation, dass ein VIP von niemandem am Tisch gekannt wird, so darf man ihn entsprechend der Regel auch austauschen. Ebenso darf Aurora auch Inschriften tauschen, wenn sie das Gefühl hat sie kommt mit ihrer Auswahl gar nicht klar. Hierfür kassiert man dann aber Strafpunkte. Manchmal ist dies aber eine gute Option. Eine für die anderen nachvollziehbare Zuordnung hinzubekommen ist nämlich allermeistens gar nicht einfach. Laut Packung wird das Spiel ab 10 Jahren empfohlen. Von den Regeln her sehe ich dabei auch keinerlei Problem. Diese sind wirklich übersichtlich und schnell erklärt. Ich würde trotzdem dazu raten das Spiel nur mit Erwachsenen oder älteren Jugendlichen zu spielen. Die wenigsten 10-jährigen werden bspw. Franz Kafka und Konsorten kennen und dementsprechend dann nicht so recht mitwirken können. Für reine Erwachsenenrunden stellt das VIP-Repertoire jedoch kein Problem da und wird manche vergnügliche Runde bereiten für die man gut 30 Minuten einplanen sollte. Manchmal auch mehr. So eine Grabinschrift will ja gut besprochen sein!
 
 

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VIP RIP

Autor: Eloi Pujades und Eugeni Castaño

Erschienen bei Nice Game Publishing

Für 3-8 Spieler*innen ab 10 Jahren.

Spieldauer etwa 30 Minuten



Sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (Hier Nice Game Publishing)

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