26.08.2024

Hegemony


Ihr wolltet schon immer mal eine knallharte Wirtschaftssimulation mit genügend Realismus spielen? Kein Problem. In Hegemony tun wir das und zwar wahlweise als Arbeiterklasse, Mittelklasse, Kapitalisten oder als Staat selbst. Klingt langweilig? Ist es nicht! Hegemony kann ich getrost als eine DER Überraschungen der letzten Jahre bezeichnen.

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, übernehmen die Spieler die Rollen von Klassen. Dabei spielen sich diese höchst assymmetrisch. Während die Kapitalisten Unternehmen gründen, Kredite aufnehmen und Deals mit dem Ausland abschließen, besteht die Arbeiterklasse z. B. nur aus Meeplen, die in den Unternehmen der anderen Klassen arbeiten und sich weiterqualifizieren.


Dreh- und Angelpunkt in Hegemony sind dabei unter anderem die Gesetze, auf die jede Klasse versucht Einfluss zu nehmen. Während die Arbeiterklasse z. B. an einem möglichst hohen Mindestlohn interessiert ist, versuchen die Kapitalisten die Steuern zu senken, damit möglichst viel Profit unter ihrem Strich rauskommt.

Die wirtschaftlichen - und damit auch spielerischen - Zusammenhänge sind dabei ziemlich nah an der Realität selbst. Keine Klasse kann wirklich ohne die andere agieren. So benötigen die Kapitalisten beispielsweise die Arbeitskraft der Arbeiterklasse. Dabei können sie die Löhne in ihren Unternehmen anheben oder senken, um möglichst attraktive Arbeitsplätze gegenüber den Arbeitsplätzen im öffentlichen Sektor (des Staates) zu generieren. Denn ohne Arbeitskraft, keine Produktion und ohne Produktion, keine Gewinne.

Hegemony ist damit ein Spiel der gegenseitigen Zugeständnisse und der Politik am Spieltisch. Mechanisch funktioniert es dabei aber auch erfrischend gut und bricht die einzelnen Mechanismen so gut herunter, dass ein feines Gleichgewicht zwischen Realismus, und funktionierendem Spiel erhalten bleibt. Hegemony fühlt sich somit nie belehrend oder unnötig verkompliziert an, sondern stellt ganz natürlich den Spielspaß in den Vordergrund.


Während die Mittelklasse eine Art Zwischenmutation von Kapitalisten und Arbeiterklasse ist und sowohl Arbeiter, aber auch Unternehmen zur Verfügung hat, spielt sich der Staat noch einmal gänzlich unterschiedlich. Dieser kann - mit Steuererleichterungen und dem Durchsetzen seiner politischen Agenda Siegpunkte sammeln. Dabei versucht er immer wieder finanzielle Zuwendungen an die einzelnen Klassen auszuschütten, ohne dabei in finanzielle Nöte zu geraten. Passiert dies, schreitet die Zentralbank ein. Wie soll es auch anders sein!

Hegemony spielt sich am besten in Vollbesetzung. Man merkt, dass die einzelnen Klassen fein miteinander verwoben sind. Aber auch zu dritt, kommt schon ein tolles Spielgefühl auf. Hierbei wird der Staat durch einen leicht zu handelnden Bot gesteuert, der im Bereich der Unternehmen in Konkurrenz mit den anderen Arbeitgebern steht. Gut gemacht also. Die Spieldauer in Vollbesetzung varriert dabei von geübten Spielern und 3h bis hin zu Grüblern mit knapp 4-5h. Hegemony ist also abendfüllend und eher ein Spiel für das Wochenende. Dabei fühlen sich die Stunden aber nie langatmig an, da jede Aktion der Gegenüber beobachtet und kommntiert werden will, schließlich ist alles verbunden und jede Entscheidung hat Auswirkungen.

Spätestens wenn die Arbeiterklasse aber Gewerkschaften gegründet und Streiks angedroht hat, ist die Stimmung am Tisch vorprogrammiert. Da heißt es dann also: Lohnerhöhung oder ausbleibende Produktion und Löhne. Hegemony ist eine klare Empfehlung und ein Unikat auf dem Brettspielmarkt.
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Hegemony von Vangelis Bagiartakis und Varnavas Timotheu
Erschienen bei Hegemony Game Project
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 180 Minuten ab 14 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Hegemony Game Project)
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