28.08.2024

Dorfromantik: Das Duell


Ableger von erfolgreichen Brettspielen sind kein ganz neues Phänomen, seien es Roll & Write-Versionen, Karten-Varianten oder eben Ableger für zwei Spielende. Die Faustformel lautet: Je erfolgreicher ein Titel, desto wahrscheinlicher der Ableger. Nun kommt mit Dorfromantik: Das Duell die Zwei-Spieler-Variante des überaus erfolgreichen Spiel des Jahres-Gewinner aus dem Jahre 2023 auf den Markt. Wie im zugrundeliegenden PC-Spiel lassen wir gemütlich auf unserem Spieletisch eine hübsche Landschaft entstehen und schalten im Brettspiel so von Partie zu Partie neue Spielelemente frei, die uns in weiteren Runden mehr Punkte ermöglichen.

Bekannter Spielablaufe

Grundsätzlich behält Dorfromantik: Das Duell das Spielgefühl und den Spielablauf des großen Bruders bei: Wir decken hexagonale Plättchen auf und legen diese so aneinander an, dass zusammenhängende Dörfer, Felder und Wälder sowie Eisenbahnstrecken und Flüsse entstehen. So erfüllen wir Auftragsplättchen und sammeln Punkte für die Endabrechnung. In Dorfromantik tun wir dies kooperativ oder solo, im Duell nun simultan in zwei nebeneinander entstehenden Welten.


Die Spielanleitung richtet sich sowohl an Spielende, die zum ersten Mal mit dem Spielsystem in Berührung kommen, bietet aber auch einen schnellen Einstieg für Dorfromantik-Kenner. Der grundlegende Unterschied der beiden Versionen besteht darin, dass beiden Spielenden der gleiche Satz an Plättchen zur Verfügung steht. Einer der Spielenden zieht also ein verdecktes Plättchen, der andere sucht dieses aus seiner offenen Auslage heraus und dann puzzeln beide die gleiche Plättchenform in ihre eigene Welt. Dabei kommt es vor, dass einer der beiden schon mehr oder weniger Aufträge erfüllt hat als der andere und so eine unterschiedliche Anzahl Auftragsplättchen im Spiel ist.

Neue Auftragstypen

Neu sind in Dorfromantik: Das Duell zwei Typen von Aufträgen. Rundumaufträge werden erfüllt, wenn eine bestimmte Anzahl Plättchen (egal ob passend oder nicht) um das Auftragsplättchen herum liegt. Doppelaufträge wiederum zeigen gleich zwei Landschaftsarten, von denen wir ein Gebiet mit sechs Plättchen abschließen müssen. Dazu gibt es zwei Module, die einzeln oder beide gleichzeitig eingebaut werden können und für mehr Varianz im Spiel sorgen. Diese Module und die neuen Auftragsarten sind auch als Erweiterung für das „normale“ Dorfromantik enthalten.


Interaktive Module

Modul 1 besteht aus neun Aufgabenkarten (drei pro Landschaftsart), von denen jeweils eine pro Partie gezogen wird. Sie geben entweder Siegpunkte für das größte Gebiet oder die meisten Gebiete der Landschaftsart im Vergleich der Spielenden oder die Anzahl der abgeschlossenen Gebiete der Landschaftsart in der eigenen Auslage. Modul 2 bringt Sonderziele ins Spiel, die wir durch erfüllte Aufträge freispielen und auswählen können. Die Herzen kennen wir aus dem Original-Spiel und geben uns Punkte für übereinstimmende Kanten eines Plättchens. Der Fotograf ist neu in Dorfromantik: Das Duell und bietet eine Spielfigur, die in jedem Zug durch unsere Welt wandert. Für jedes besuchte Plättchen gibt es einen Punkt, wobei für die beiden Spielenden im Duell nur eine bestimmte Anzahl Fotografien zur Verfügung stehen. Wer diese zuerst aufbraucht, hat am Ende mehr Punkte. Schließlich gibt es noch die Sonderziele Schule, Kornspeicher und Alte Eiche, die Punkte für umliegende Plättchen der entsprechenden Landschaftsart geben.


Ohne Module keine Competition

Im vergangenen Winter habe ich Dorfromantik solo durchgespielt und viele gemütliche und entspannende Spieleabende damit gehabt. Ich habe zwar nie verstanden, warum ich das Spiel kooperativ spielen sollte, aber sei es drum. Andere mag der kooperative Ansatz, über die Platzierung jedes Plättchens zu diskutieren, mehr überzeugt haben. Mit Dorfromantik: Das Duell wird aus dem gemütlichen Plättchen-Legespiel für einsame Abende nun ein knallharter Wettkampf um die meisten Siegpunkte. Naja, nicht wirklich. Ohne die Module ist das Spiel tatsächlich viel zu handzahm und bietet keinerlei, also wirklich keinerlei, Interaktion. Zwar verbauen wir das gleiche Plättchen, tun dies aber ohne Auswirkungen auf den jeweils anderen. So puzzeln wir gemütlich nebeneinander her, bis es zur Punkteabrechnung kommt.


Mehr Interaktion bieten die beiden Module und meiner Meinung nach braucht es diese auch unbedingt für ein positives Spielerlebnis. So kommt immerhin etwas Wettbewerbsgedanke auf, wenn auch nur im Ringen um wenige Punkte. Den Fotografen finde ich dabei noch die spannendste Neuerung und wer hier zu spät zuschlägt, gerät schnell ins Hintertreffen. Dennoch fehlt mir in Dorfromantik: Das Duell das Element des Freispielens, das den großen Bruder so besonders gemacht hat. Damit habe ich mich immer wieder herausgefordert gefühlt, eine weitere Partie zu spielen und meinen bisherigen High Score zu übertreffen. Diese Herausforderung fehlt hier und so bleibt Dorfromantik: Das Duell insgesamt etwas flach, auch wenn das Endergebnis der beiden nebeneinander gebauten dorfromantischen Welten wirklich beeindruckend wirkt.

Fazit: Gemütliches Nebeneinander statt Mit- oder Gegeneinander

Wer Spaß am gemütlichen Plättchenlegen hat, sich vielleicht sogar freut, dass ihm dabei niemand in den Weg kommt und am Ende gerne den direkten Vergleich mit dem Mitspieler hat, ist bei Dorfromantik: Das Duell jedenfalls gut aufgehoben. Ich persönlich würde mich eher für das Original-Brettspiel entscheiden oder gleich zu einem deutlich konfrontativeren Titel greifen, wenn ich mich duellieren möchte.
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Dorfromantik: Das Duell von Lukas Zach und Michael Palm
Erschienen bei Pegasus Spiele
Für 2 Spielende in 30-45 Minuten ab 8 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (Pegasus Spiele)

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