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26.07.2024

Tension

 

Die Suche nach einem universal anwendbaren Partyspiel ist im Brettspiel-Hobby gefühlt der heilige Grahl. Einige Spiele sind vielen zu absurd, andere funktionieren nur mit dem engsten Freundes- oder Familienkreis, wieder andere zu sehr auf Geschicklichkeit, Wissen oder andere Nischenfähigkeiten ausgelegt. Das Plädoyer dieses Texts: Tension ist am (fast) perfekten Partyspiel schon ziemlich nah dran.
 

Tension ist ein Partyspiel von Anja Maiwald für 2 Teams ab 8 Jahren und dauert circa 30 Minuten.


[Spielmaterial: Schön ist anders]




Gut, zuerst kommt ein großer Dämpfer: Tension sieht wirklich nicht schön aus. Warum sich bei einem Design so wenig Mühe gegeben wird, ist in der Ära der optischen Meisterwerke in der Brettspiel-Bubble wirklich fragwürdig. Vom billig wirkenden Cover über die grellen Spielerfarben bis zum Kartenleser macht das Spiel leider gar nichts her.


Darüber hinaus ist auch in der User Experience eingespart worden: Der Kartenleser ist dafür da, Antworten mit Hilfe von Schiebern abzuhaken – allerdings sind die Schieber für viele größere Erwachsenen-Hände deutlich zu klein. Auf dem Spielbrett wiederum sind die Felder zwischen hell und dunkel-Lila kaum voneinander zu unterscheiden.


Hervorzuheben ist allerdings die große Anzahl von 200 doppelseitigen Spielkarten, die bei einem solchen Spiel ja auch mit Abstand am wichtigsten sind. Generell ist die Optik bei einem Partyspiel selten der Knüller, daher rutscht die Wichtigkeit in der Gesamtbewertung auch zurück.


[Spielablauf: Es wird laut]

Bei Tension kommt der Nervenkitzel des Familienduells auf den Party-Tisch. Heißt: Zwei Teams mit einer belieben Spielerzahl wetteifern zu den unterschiedlichsten Kategorien um die gesuchten Antworten. Von „Im Kühlschrank“ über „Filme mit Jennifer Lawrence“ bis zu „Indigene Völker“ ist die Auswahl sehr groß.


So sieht der Spielablauf dabei aus:

  1. Je nachdem, auf welchem Feld die eigene Spielerfigur aktuell steht, wird die oberste Kategorie von einem der beiden Stapel (hell oder dunkel) gespielt.
  2. Das gegnerische Team nimmt diese und legt sie in den Kartenleser. Zu sehen sind dann 1. Die Kategorie und 2. 10 Antworten.
  3. Nun hat das Team, das am Zug ist, eine Sanduhr lang Zeit, die gesuchten Antworten zu nennen. Das gegnerische Team hakt die genannten Antworten mit den Schiebern des Kartenlesers ab.
  4. Das eigene Team darf so viele Felder vorrücken, wie richtige Antworten genannt wurden.
  5. Wer als Erstes im Ziel ankommt, hat gewonnen.

Auf dem Spielbrett gibt es dabei zum einen ‚normale‘ Felder in dem Hell- und Dunkel-Lilaton, zum anderen aber auch Sonderfelder: Das x2-Feld verdoppelt die Punktzahl der Runde, die auf diesem Feld startet, das ?-Feld hat einen kleinen Wett-Mechanismus. Gemeinsam muss das Team nach Nennung der Kategorie eine Anzahl an Antworten tippen, die sie zu dieser Kategorie nennen können. Schafft das Team genau – und nur genau – diese, rücken sie entsprechend vor. Werden zu viel oder zu wenige genannt, geht es dieselbe Anzahl an Schritten zurück.


[Fazit: Ein echter Hit mit Mini-Schwächen]


 


Bei Tension geht es heiß her. Und das in jeder Konstellation. Denn der Charme dieses Spiels besteht eben darin, dass so ziemlich bei jeder Kategorie alle Menschen irgendeine Assoziation haben. Dadurch wird es schnell ziemlich laut und durcheinander, weil alle ihren Beitrag in der Kürze der Zeit beisteuern wollen. Adrenalin pur – und das bei einem super einfachen Spielprinzip.


Tension ist kein neues Spielprinzip – es ähnelt bis auf kleine Details Outburst! und erschien unter dem Namen „Tension: The Crazy Naming Game“ schon 1992. Die Neuauflage bringt dafür aber viele schöne Kategorien mit aktuellen Antworten – sodass bei Social-Media-Kanälen zum Beispiel auch TikTok und nicht schülervz genannt werden muss. Natürlich sind manche Antworten etwas arbiträr - aber der Faktor macht den Spielspaß auch aus.


Als Negativpunkt bleibt neben dem kleinen Malus der schäbigen Optik nur das Spielbrett. Denn bei allen gespielten Partien gewann immer das Team, das häufiger auf den meisten x2-Bonusfeldern gelandet war. Das fühlt sich unsinnig und unfair an, wenn beide Teams eigentlich gleich viele Punkte hätten. Auch die zwei verschiedenfarbigen Kartenstapel ergeben bis jetzt wenig Sinn, da sie sich beide scheinbar weder in Komplexität noch thematisch unterscheiden.


Zuletzt fiel in einigen Partien auf, dass die Kategorien einen Hang zu vielen popkulturellen Fragen rund um Serien und Filmen haben. Grundsätzlich ist der Abwechslungsreichtum der Kategorien gelungen, hier wäre aber noch ein wenig mehr Kategorienvielfalt aus anderen Bereichen wünschenswert gewesen.


Das sind aber alles wirklich minimale Kritikpunkte – denn es hieß nach jeder Partie in allen Konstellationen: Bitte noch eine Runde! Und der kleine Nervenkitzel um das Antwortenraten ist einfach unkaputtbar. Also Tension auf die Partyliste.

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Tension von Anja Maiwald
Erschienen bei HCM Kinzel
Für 2+ Spieler in 30-45 Minuten ab 8 Jahren
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sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier HCM Kinzel)

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