Die Monster sind los im Wald! Zeit, dass wir ihnen Einhalt gebieten in diesem kooperativen Dungeon Crawler für 1-4 Spielende auf Familienniveau. Wie wir das tun? Wir erkunden Waldpfade, sammeln Ausrüstung, erlernen Fähigkeiten und würfeln gegen Monster, bis wir in Die Waldlande auf den Boss treffen und diesen versuchen, im Endkampf mit Hilfe der erlangten Fähigkeiten und Ausrüstung zu besiegen.
Die Waldlande von Geoffrey Wood wurde von Jiahui Eva Gao wunderbar illustriert in einem fantastischen Anime-/Graphic-Novel-Stil, der viele dazu gebracht haben dürfte, das Spiel im Crowdfunding zu unterstützen. Dieses Artwork kommt besonders gut zum Vorschein bei den vier Charakteren, die uns als bedruckte Spielfiguren und auf den großen Charaktertableaus zur Verfügung stehen. Leider kann das Spiel mit dem außergewöhnlichen Artwork überhaupt nicht mithalten, was auch an der schlecht aufbereiteten Regel liegt.
Das Gameplay in zwei Phasen: Erkundung und Abenteuer
Eine Runde in Die Waldlande wird in zwei Phasen gespielt. In der Erkundungsphase deckt jeder Spieler eine Waldkachel auf und legt diese an die bestehenden Waldwege an. Dabei können Truhen, Ereignisse, Monster oder Sonderplättchen wie ein Gasthaus, Händler oder eben der finale Boss auftauchen. Aktiviert werden sie allerdings erst, wenn wir unseren Charakter darauf bewegen.
Dies geschieht in der darauf folgenden Abenteuerphase. In Zugreihenfolge werfen wir 4 Würfel (wobei wir einmal neu würfeln dürfen) und platzieren diese auf unserem Charaktertableau. Dabei stehen uns verschiedene Aktionsfelder je nach der gewürfelten Augenzahl zur Verfügung. Für Würfel mit 1-3 Augen können wir uns bewegen und mit 4 Augen Energie erhalten, die uns vor allem bei Sonderfähigkeiten hilft und als Währung zur Verfügung steht. Würfel mit 5 oder 6 Augen können wir für die assymetrischen Sonderfähigkeiten unsere Charaktere einsetzen. Schließlich haben wir immer die Option zwei beliebige Würfel einzusetzen, um einen zusätzlichen Kampfwürfel für die nun folgenden Monsterkämpfe zu erhalten.
Die Macht der Würfel bei Aktionen und Kampf
In beliebiger Reihenfolge lösen wir nun die zuvor ausgewählten Aktionen aus, setzen so unsere Fähigkeiten ein, bewegen uns durch den Wald und treffen dort auf Monster, die wir sofort bekämpfen. Dazu würfeln wir mit den uns zur Verfügung stehenden Kampfwürfeln und müssen für jeden Lebenspunkt den Verteidigungswert des Monsters erreichen. Besiegen wir das Monster, erhalten wir die darauf verzeichnete Belohnung (meistens Energie und Beutekarten), schaffen wir es jedoch nicht mit unserem Wurf, erhalten wir Schaden, ggf. weitere Strafen und müssen es in der nächsten Runde wieder versuchen. Das Monster erhält dabei jedoch alle seine Leben für den nächsten Kampf zurück.
Dieses Kampfsystem von Die Waldlande ist in meinen Augen die große Schwachstelle des Spiels. Zwar können wir durch Beutekarten und den Einsatz von Energie die Würfelergebnisse zu unseren Gunsten manipulieren, es bleibt aber am Ende doch viel zu sehr dem Zufall überlassen, ob wir einen Gegner besiegen oder nicht. Dass dieser aus unseren Bemühungen dann nicht einmal geschwächt hervorgeht, fühlt sich einfach nur frustrierend an, wenn wir sowieso schon einmal gescheitert sind. Auch der Bosskampf am Ende fühlt sich so an wie ein wilder Ritt auf der Rasierklinge mit sehr viel Frustpotential. Schließlich endet Die Waldlande, wenn es uns irgendwie gelungen ist, den Boss zu töten, ohne dass der Zähler auf der Bedrohungsleiste das letzte Feld erreicht.
Licht und Schatten: Kampagnenmodus und Anleitung
Hinzu kommt die wahnsinnig schlecht strukturierte Anleitung von Die Waldlande. Ständig muss man sich auf die Suche nach Informationen begeben und findet diese selten, wo man sie gerade braucht oder sucht. Auch eine Spielerhilfe mit Rundenübersicht oder Symbolerklärung ist nicht enthalten. Die Rückseite der Anleitung wurde hingegen genutzt, um ein paar wichtige Regeln (aber wieder nicht alle wichtigen Regeln für den jeweiligen Aspekt) festzuhalten und diese mit dem wunderbaren Artwork zu umrahmen.
Positiv hervorzuheben ist der Kampagnenmodus in Die Waldlande. Enthalten sind 5 Kapitel, die einzeln oder als aufeinander aufbauende Kampagne spielbar sind und die Charaktere vor interessante Aufgaben stellen, die das Grundspiel variieren. Auch die Spiellänge von ca. 45 Minuten (plus die Zeit, die es braucht, sich in der Anleitung zu orientieren) pro Partie fühlt sich angemessen an.
Fazit: Außen hui, innen pfui
Letztlich arbeitet Die Waldlande mit bekannten Abläufen: Helden mit Ausrüstung und Fähigkeiten stärker machen und schließlich gegen einen Endgegner antreten. Dieses einfache Prinzip soll sich auch mit der knappen Spieldauer, dem simplen Aktionsmechanismus und dem einladenden Artwork besonders an Familienspieler richten. Wie diese sich allerdings mit den Regeln zurechtfinden sollen, ist mir ein absolutes Rätsel. Auch der enorme Zufallsfaktor dürfte für viel Frust sorgen. So sind wir in unseren Partien meist an irgendeinem Zeitpunkt dazu übergangen, das Spiel durch Hausregeln etwas zugänglicher zu machen. Besonders gut haben wir uns dabei nicht gefühlt, aber sei es drum! Wen all das nicht abschreckt, erhält mit Die Waldlande spannende Kämpfe im Wald und mindestens ein wunderschönes Cover, das man sich am liebsten eingerahmt über den Tisch hängen möchte. Schade, dass das Spiel hier nicht mithalten kann.
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Die Waldlande von Geoffrey Wood
Erschienen bei Mirakulus
Erschienen bei Mirakulus
Für 1-4 Spielende in ca. 40 Minuten ab 10 Jahren
Sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (Mirakulus)