Habt ihr früher Die Sims gespielt? Bei mir war das PC-Spiel, bei dem wir lustig vor sich herbrabbelnde Figuren mit all ihren Bedürfnissen, Verpflichtungen und Träumen begleiten, eine Zeit lang jedenfalls hoch im Kurs. Am meisten Spaß machte es mir dabei aber, (Innen-)Architekt zu spielen und die Traumhäuser oder Bruchbuden meiner Sims zu bauen und zu gestalten. Dazu nutzte man einen Baumodus, der unser Grundstück in Quadraten darstellte, die mit Wänden, Türen und Möbeln gefüllt werden wollten. Warum ich das so ausführlich beschreibe? Weil wir genau dasselbe in Verplant & Zugestellt auch tun!
Verplant & Zugestellt ist ein Flip & Write-Spiel der besonderen Art. Die Karten, die wir umdrehen, werden uns nämlich als Szenario durch in Form eines umfangreichen Kampagnenbuches vorgegeben. Dort finden wir 25 fantasievoll beschriebene und durch eine Story lose verbundene Aufträge, die wir als Innenarchitekten möglichst punkteträchtig erfüllen müssen. Die Aufträge sind in mehrere Kapitel aufgeteilt und mit ihrer Schwierigkeit aufgelistet. Eine Kampagne gibt es dabei allerdings nicht und jeder Auftrag lässt sich auch für sich spielen.
Zu Beginn erhält jeder Spieler in Verplant & Zugestellt ein Blatt aus dem Spielblock und sobald ein Auftrags-Szenario ausgewählt ist, überträgt man zunächst den Grundriss anhand der Vorlage. Das sind die Begrenzungen, die wir im Weiteren mit Möbelstücken zu füllen versuchen. Diese sind ebenfalls im Auftrag vorgegeben und bilden eine verdeckte Auslage, bei der wir zwar sehen, welche Möbelstücke in welchen Raum gezeichnet werden müssen, noch nicht allerdings, welchen Platz diese beanspruchen werden. Pro Möbelstück (z.B. ein kleines Sofa) gibt es nämlich zwei Karten.
Der Spielablauf: Möbelstück Auswählen, Möbelstück einzeichnen
Der Spielablauf von Verplant & Zugestellt könnte dann simpler nicht sein. In Spielerreihenfolge wählen wir einen Raum, der zuerst eingerichtet werden soll, wählen ein Möbelstück und zeichnen dies auf unserem Plan ein. Sobald wir ein Möbelstück gewählt haben, drehen wir die Karte um und haben die Wahl aus zwei Varianten dieses Teils mit unterschiedlicher Größe und Form. Außerdem sind für jedes Möbel leere Flächen vorgegeben, die wir ebenfalls einplanen müssen. Wir können also den Schrank nicht direkt vors Bett stellen und müssen einen Durchgang lassen. Ergibt ja auch irgendwie Sinn. Sobald alle Möbelstücke eines Raums verplant sind, zeichnen wir die Wände drumherum, planen eine Tür ein und müssen Platz für einen Flur vorsehen, der die Räume miteinander verbindet.
Am Ende gewinnt, wer am meisten Kästchen seines Grundstücks mit Möbeln zugestellt hat. Die Herausforderung ist dabei, die Formen der Möbelkarten so effizient wie möglich zu nutzen, leere Flächen in Form von Durchgängen zu optimieren und zusätzlich möglichst viele Bonuspunkte einzuheimsen. Auch die gibt das Szenario aus dem Auftragsbuch vor und könnte zum Beispiel lauten, dass wir genug Platz für einen Teppich lassen, in einem Raum besonders viele Möbel unterbringen oder einen Whirlpool mit Fensterblick in den Süden einbauen.
Mehr Spiel ist leider nicht drin in Verplant & Zugestellt und auch für mich und meine Mitspieler fühlte es sich mehr an wie eine Aktivität denn ein wirkliches Spiel. Die Interaktion hält sich in Grenzen und im Gegensatz zu anderen Flip & Write-Spielen, bei denen auch jeder aus einer gemeinsamen Vorgabe etwas machen muss, gehen die Entwicklungen nicht so weit auseinander. Wie auch, wenn jeder in seiner Küche vielleicht nur eine Küche und einen Tisch mit Stuhl unterbringen muss. Am Ende unterscheidet sich das zwar in der Anordnung, aber viel mehr oder weniger Punkte erhält dafür niemand. Die Schlusswertung entscheiden dann kleine Details in der Planung, insbesondere wenn alle Spieler den Clou raus haben und sich die Boni gleichermaßen unter den Nagel reißen.
Eine Solo-Aktivität ohne Solo-Modus
Enttäuschend fand ich außerdem den fehlenden Solo-Modus. Online habe ich dazu die Aussage des Verlags gefunden, dass es zu schwierig gewesen sei, Punktvorgaben für die einzelnen Aufträge zu erstellen. Warum das die einzige Möglichkeit zur Umsetzung eines Solo-Modus sein sollte, erschließt sich mir nicht. Auch andere Spiele mit variablem Setup lassen sich hier etwas einfallen. Ich habe dennoch einige Aufträge solo gespielt und mir meinen eigenen Ablauf des abwechselnden Aufdeckens von Möbelstücken ausgedacht. Am Ende hatte ich keinen Punktevergleich, aber doch das gleiche getan wie im Mehrspieler-Spiel.
Fazit: Zu wenig Spiel in einem dicht besiedelten Genre
Als Spiel mit mehreren Leuten am Tisch bietet Verplant & Zugestellt wenig Reiz. Zu gering ist die Interaktion, zu unterschiedlich lang brauchen die Spieler zum Einzeichnen der Gegenstände. Während der eine sich an der Monstera in der Ecke verkünstelt, malt der andere ein paar Kreise und wartet darauf, bis die nächste Karte umgedreht wird. Lieber greife ich da zu anderen Flip & Write-Spielen, die mir mehr Spannung und wirkliche Entscheidungsmöglichkeiten bieten. Wer wie ich früher Spaß daran hatte, auf kariertes Papier Traumhäuser zu zeichnen und einzurichten oder bei Die Sims lieber Pause statt Play gedrückt hat, um Zeit zum Einrichten zu haben, der findet mit Verplant & Zugestellt eine schöne Zeichen-Aktivität mit kreativen Szenarios. Mehr in meinen Augen aber nicht.
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Verplant & Zugestellt von Steffen Hacker
Erschienen bei frechverlag
Erschienen bei frechverlag
Für 2-6 Spielende in ca. 30 Minuten ab 10 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (frechverlag)