Merkwürdige Dinge spielen sich ab 1983 in Hawkins, Indiana. Ein verschwundener Junge, geheime Regierungsexperimente, Kinder mit übernatürlichen Kräften und eine Schattenwelt, die die amerikanische Kleinstadt-Idylle buchstäblich auf den Kopf stellt. In Stranger Things: Schattenwelt übernehmen wir einen von sechs Charakteren aus der Netflix-Erfolgsserie von 2016, die nun als kooperatives Brettspiel von Rob Daviau und CMON Games umgesetzt wurde.
Der Verlag ist bekannt für seine opulenten Ausstattungen und Miniaturen und so gibt es auch in diesem eher auf den Massenmarkt schielenden Spiel realistische Minis der Charaktere und Gegner und ein passendes Plastik-Inlay, das alles an seinem Platz hält. Rob Daviau gilt als einer der besten Autoren der Brettspielwelt und verdankt seinen Ruhm vor allem seinen Legacy-Umsetzungen von Risiko, Pandemie und kürzlich erst Zug um Zug, sowie seiner Arbeit als Autor und Verleger bei Restauration Games, wo er alte Spiele gekonnt für die Gegenwart wieder fit macht. Der gewissen Skepsis, die sich bisweilen bei Spielen zu bekannten Serien oder Filmen einstellt, wurde hier also ein durchaus kompetentes Team entgegengesetzt.
Die erste Staffel: Will retten durch Ortsaktionen
Zu Beginn wählen wir einen der spielbaren Charaktere und eine der beiden in der Box vorhandenen Staffeln. Jede Staffel von Stranger Things: Schattenwelt hat eine eigene Spielplanseite und spielt sich etwas unterschiedlich. Unser Ziel in der ersten Staffel ist es, unseren entführten Freund Will zu retten. Dazu bewegen wir uns auf dem Spielplan, führen auf den Feldern Aktionen aus und versuchen die Ereignisse zu überstehen, die das Deck an Ereigniskarten für uns bereithält.
Die Aktionen werden gesteuert über Aktionskarten, die wir auf der Hand haben und die Werte von 1 bis 3 haben. Auf den meisten Feldern liegt ein verdeckter oder offener Stapel an Levelplättchen bereit, deren Wert wir (über)treffen müssen, um die Aktion erfolgreich auszuführen. Es ist also eine gewisse Portion Push-Your-Luck dabei, wenn wir entscheiden, wie viele Aktionskarten wir für eine Aktion ausspielen. Warum sollten wir dabei nicht immer unsere besten Karten ausspielen? Wenn wir vier Mal durch den Aktionskartenstapel durchgespielt haben und Will noch nicht gerettet ist, haben wir das Spiel verloren. Wir müssen also immer überlegen, wie viele Karten wir für das Gelingen der Aktionen bereit sind zu investieren. Darüber hinaus dürfen unsere Charaktere nicht zu viel Angst erleiden, was die zweite Bedingung für eine Niederlage ist.
Gegenstände und Verbündete einsammeln
Dabei helfen uns in Stranger Things: Schattenwelt die Aktionen in Hawkins, mit denen wir Gegenstände oder Verbündete sammeln können, die allesamt aus der Serie bekannt sind und sich thematisch passend anfühlen oder die übernatürliche Hilfe von Elfie, die wir in Anspruch nehmen können. Auch die Ereigniskarten, die uns das Leben schwer machen, passen zu den Geschehnissen der ersten Staffel und lassen uns nacherleben, wie die Regierungsbeamten sich einmischen, die Luft in der Schattenwelt dünn wird oder der Demorgorgon angreift. In Staffel 2 müssen wir dann nicht nur Will (schon wieder!) retten, sondern auch das Tor zur Schattenwelt schließen und dabei den Demodogs ausweichen.
Mit Stranger Things: Schattenwelt tauchen wir tief ein in die ersten beiden Staffeln der Serie und es ist wohl schon zu erwarten, dass CMON und Rob Daviau schon an der Umsetzung weiterer Staffeln in Erweiterungen oder neuen Boxen arbeiten. Gut so, denn das Spiel ist eine wirklich gelungene Umsetzung und eine kooperative Herausforderung, deren Schwierigkeitsgrad mir gut gefällt. Die Aufgabe ist nicht unlösbar, aber ein Puzzle, bei dem wir wirklich gut zusammenarbeiten müssen, um am Ende siegreich zu sein. Gegenseitige Hilfe beim Meistern von Aktionen zahlt sich aus und jede Aktion, die wir in Hawkins nutzen, um z.B. das geheime Labor zu untersuchen oder Elfie zu helfen, macht uns das als Gruppe stärker und in seinen Grundzügen erinnert das Spiel an große kooperative Vorbilder wie Pandemie.
Fazit: Tief thematisch eintauchen, aber mechanisch eintönig
Bei all diesem Lob bleibt die ganz große Begeisterung für Stranger Things: Schattenwelt dennoch etwas aus. Zu gleich fühlt sich jede Aktion am Ende an, die wir ausführen. Aktionskarten ausspielen, Ziffern zählen und vergleichen, Aktion bestanden oder versemmelt. Das wird mit der Zeit etwas eintönig und haben wir eine Staffel einmal durchgespielt, bleibt mechanisch gesehen nicht viel Spielreiz übrig für weitere Partien. Diese mechanische Einfachheit ist auch eine große Stärke des Spiels. So ist es für Gelegenheitsspieler, die gerade durch das Thema auf das Spiel aufmerksam geworden sind und nicht der Hobbyspieler-Fraktion angehören, ganz besonders zugänglich und kann dieser Gruppe aufzeigen, was Brettspiele alles zu leisten imstande sind. Mir als Vielspieler fehlt aber die spielerische Finesse am Ende etwas, wobei ich gerade das Push-Your-Luck-Element einen schönen Kniff finde. Nichtsdestotrotz kann ich Stranger Things: Schattenwelt jedem empfehlen, der spielerisch in eine der besten Serien der letzten Jahre eintauchen und dabei mit seinen Freunden eine puzzelige, aber lösbare Herausforderung bestehen möchte. Und allein, wenn ich diesen Text schreibe und das Material vor mir sehe, bekomme ich Lust darauf, Stranger Things wieder von vorne zu schauen, also auf nach Hawkins!
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Stranger Things: Schattenwelt von Rob Daviau
Erschienen bei CMON Global Limited
Erschienen bei CMON Global Limited
Für 2-4 Spielende in ca. 60 Minuten ab 12 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (CMON Global Limited)
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