Mit Star Wars Unlimited hat Asmodee Großes im Trading Card Segment vor. Es soll ein neues Trading Card Game im Star Wars Universum entstehen, welches nebem dem Platzhirsch Magic: The Gathering dauerhaft Bestand hat. Auf der letztjährigen Spiel in Essen hat es dazu auch ein großes Release-Event gegeben, welchem ich beiwohnen durfte. Dort hat Asmodee zusammen mit dem Zubehör-Partner Gamegenic den Plan für die nächsten fünf Jahre vorgestellt. Stand Oktober letzten Jahres waren bereits die ersten sieben Sets des TCGs fertig designed und der Releaseplan sah vor, dass drei Sets pro Jahr erscheinen. Im Frühjahr diesen Jahres ist nun endlich mit Funken der Rebellion das erste lang ersehnte Set erschienen und mit Schatten der Galaxis ist für das dritte Quartal auch bereits das zweite Set vorbestellbar. Es geht also los, auch wenn es 2024 dann wohl erstmal nur zwei Sets werden. Eigentlich war für November 2024 auch noch das Set Twilight in the Republic angekündigt. Jedes Set wird in Form von Zweispieler-Starterboxen, einem Prerelease-Set und einem Booster-Display erscheinen. Dazu gibt es dann noch Goodies, welche bei Store-Events unters Volk gebracht werden. Für die jeweiligen Set-Releases wurde in Essen damals auch der detailierte Zeitplan vorgestellt und wie diese von Store-Events etc. flankiert werden. Ich muss aber leider gestehen, dass ich dies nicht mehr hundertprozentig im Kopf habe. Im Frühjahr diesen Jahres hat aber auch schon eine Roadshow durch die Spieleläden der Republik stattgefunden um Star Wars Unlimited dem anvisierten Publikum bekannt zu machen.
Großen Wert hat Asmodee bei der Präsentation in Essen im Herbst letzten Jahres darauf gelegt, dass der eigentliche Spielrelease durch ein umfangreiches Zubehörpaket von Gamegenic unterstützt wird. Hierzu zählen Spielmatten, Premium-Acryl-Token, Kartenboxen, Art-Sleeves und Material zum Double-Sleeving.
Dies ist aber alles optional. Loslegen kann man bereits mit einem Starterset. Dieses enthält zwei Starterdecks sowie Papptoken und zwei Playmats aus Papier. Zum Spielen ist dies vollkommen ausreichend aber wenn man einmal die Acryltoken in der Hand hatte, dann will man eigentlich nicht mehr zu den dünnen Papptoken zurück. Und wenn man TCGs nicht ohne zu Sleeven spielt, dann wird man auch an den Kartenboxen von Gamegenic nicht wirklich herumkommen. Für die doppelt gesleevten Karten sind die mitgelieferten Kartenboxen nämlich zu klein. Nur ein Teil des Decks passt hinein.
Doch kommen wir zum Spiel selbst: Star Wars Unlimited ist vornehmlich ein Zweipersonenspiel und kann von den Regeln meines Ermessens her auch schon von älteren Grundschüler*innen gespielt werden. Empfohlen wird es von Asmodee ab 12 Jahren. Die Spieldauer ist mit etwa 20 Minuten pro Partie knackig. Meiner Vermutung ist, dass diese mit wachsender Komplexität des TCGs ein wenig anwachsen wird. Mit den durch Funken der Rebellion eingeführten Regeln ist Star Wars Unlimited im Vergleich zu vielen anderen TCGs regeltechnisch aber im Moment noch ein Leichtgewicht. Es ist aber geplant nach und nach komplexer zu werden.
Das Material für jede*n Spielende*n besteht aus einer Playmat, einem Deck aus 50 Karten, Schadens- und Schildtoken, einer Basis-Karte sowie einer Anführerkarte. Ziel des Spieles ist es der gegerischen Basis insgesamt 30 Schadenspunkte zuzufügen. Gelingt dies, so gewinnt man augenblicklich die Partie. die mitgelieferte Playmat strukturiert den Spielbereich gut vor und stellt auch weiterhin den Spielaufbau sowie den Rundenablauf und Schlüsselwörter des Spielkonzeptes dar. Dies macht Star Wars Unlimited sehr einstiegsfreundlich. Optisch macht die faltbare Papierplaymat dafür wenig her. Mit ein wenig Spielerfahrung kann man sie aber auch weglassen oder gegen ein sehr ansehnliches Modell von Ganegenic tauschen. Wenn man sich die Playmat anschaut, so werden einem schnell Grundkonzepte des Spieles deutlich. Es gibt Plätze für Bodeneinheiten, Weltraumeinheiten, Basis, Anführer, Ressourcen, Deck und Ablagestapel. Besonders auffällig hierbei: Die getrennten großen Flächen für Boden- sowie Weltraumeinheiten. Dies ist auch ein zentrales Element bei Star Wars Unlimited. Hierzu später mehr.
Jede Runde des Spieles gliedert sich in eine Aktionsphase und in eine Sammelphase. In der Aktionsphase führen die Spielenden abwechselnd, bis beide gepasst haben, Aktionen aus. Danach geht es in die Sammelphase. Man startet Star Wars Unlimited stets mit 6 Handkarten. Zwei dieser Karten werden aber direkt zu Spielbeginn verdeckt in den Ressourcenbreich abgelegt. Als zu spielende Karten können sie im Spielverlauf nicht mehr genutzt werden. Sie dienen nur noch zur Bezahlung neuer Karten. Hier hat man einen zentralen Unterschied zu anderen TCGs. Es gibt bei Star Wars Unlimited keine separaten Ressourcenkarten. Jede Karte kann Ressource sein. Der Preis ist dann jedoch, dass man diese im Spielverlauf nicht mehr wird nutzen können. Pro Runde kann man in den Sammelphase eine weitere Ressouce ins Spiel bringen. Eine Limitierung, ähnlich wie bei Magic, damit nicht zu schnell teure Karten ins Spiel gebracht werden können. Weiterhin macht man in der Sammelphase noch genutze Karten wieder spielbereit und zieht zwei neue Handkarten vom Deck. Die Aktionsphase wird stets von dem/der Spieler*in mit der Initiative gestartet. Dieses Token bekommt man in der Regel, wenn man in der Vorrunde als letztes gepasst hat.
Während des Aktionsphase führt man am Zug eine von fünf möglichen Aktionen durch:
- Karte von der Hand spielen
- Mit einer Einheit angreifen
- die Aktionsfähigkeit einer Karte nutzen
- die Initiative übernehmen
- oder passen
Karten von der Hand spielen bedeutet, dass man die aufgedruckten Kosten einer Karte bezahlt und sie in den entsprechenden Spielbereich legt. An dauerhaften Karten gibt es im Grunde nur Einheiten und Upgrades. Dazu gibt es dann noch Ereingniskarten, welche nach der Durchführung abgeworfen werden. Zur Bezahlung des Kosten müssen Ressourcenkarten erschöpft (getapped) werden. Einheiten kommen zumeist nicht spielbereit, also mit Einsatzverzögerung ins Spiel und können erst ab der Folgerunde zum Angreifen genutzt werden. Weiterhin beim Angreifen wichtig: Der Angreifer wählt das Ziel. Dies kann die Basis oder eine Einheit im selben Segment sein. Heisst: Bodeneinheiten können nur gegen Bodeneinheiten kämpfen und Weltraumeinheiten können auch nur gegen Weltraumeinheiten kämpfen. Alle Einheiten haben jeweils einen Angriffs- und einen Verteidigungswert. Schaden wird zeitgleich abgetragen und verleibt auch nach der Runde auf den Einheiten. Erreicht der Schaden den Verteidungswert, so ist die Einheit zerstört und wandert in den Ablagestapel. Auf der Basis sammeln sich Schadensmarker bis das Limit von 30 Schaden überschritten wird. Neben diesen Basiskampfregeln gibt es aber auch Spezialfähigkeiten von Einheiten, welche die Regeln leicht verändern. So verhindern Einheiten mit der Fähigkeit Wachposten, dass Einheiten im selben Kampfgebitet oder die Basis angegriffen werden, so lange der Wachposten noch steht. Einheiten mit Saboteurfähigkeit wiederum hebeln dies aus und zerstören zusätzlich noch Schildmarker, welche ansonsten den kompletten Schaden auf eine Einheit verhindern würden. Weiterhin gibt es unter dem Begriff Überwältigen auch noch den unter Trampelschaden bei Magic bekannten Effekt, dass überschüssiger Schaden durchgeht und in diesem Fall dies Basis trifft. Und so gibt es noch eine Hand voll weitere Fähigkeiten, welche vorwiegend den Kampf betreffen.
Neben dem Passen und dem Nehmen der Initiative ist die letzte verblieben Aktionsmöglichkeit die eine Einheitenfähigkeit zu aktivieren. Dafür ist in der Regeln die Einheit zu erschöpfen. Manchmal müssen in Verbindung auch noch Ressourcen erschöpft werden. Jeder Anführer hat eine besondere Anführerfähigkeit. Neben dieser besteht auch einmalig im Spiel die Möglichkeit den Anführer als besonders starke Einheit ins Spiel zu bringen. Dafür müssen aber Vorbedingungen erfüllt sein. Weiterhin kann auch der Anführer besiegt werden. Er geht dann aber nicht aus dem Spiel, sondern wird wieder auf seinen Anführerplatz zurückgelegt und kann für den Rest der Partie nur noch mit der Anführerfähigkeit genutzt werden. Die Anführerkarte ist auch zweiseitig bedruckt. Auf der einen Seite mit der Fähigkeit und den Vorbedingungen um den Anführer ins Spiel zu bringen und auf der Rückseite wird der Anführer als Einheit dargestellt.
Star Wars Unlimited wäre kein richtiges Deckbauspiel, wenn nicht auch Wechselwirkungen von Karten möglich wären. Dies geschieht über Schlüsselwörter (bspw. Anführer, Droide, Fahrzeug, Rebellen), Aspektsymbole (z.B. Raffinesse oder Kommando) und Fraktionssymbole. Andere Karten können sich auf diese Symbole oder Begriffe beziehen und dadurch Wirkungen entfalten. Im Rahmen der Starterdecks sind die Franktionen noch klar getrennt. Man spielt entweder das Deck mit dem Anführer Darth Vader oder das Deck mit dem Anführer Luke Skywalker. Zugeordnet sind den Decks dann neben allgemeinen Karten jeweils thematisch passend Imperiums- oder Rebellenkarten. Betreibt man später eigenen Deckbau, dann kann man davon abweichen.
Beim Deckbau zu beachten sind jedoch ein paar Regeln:
- Basis und Anführer geben jeweils Aspektsymbole vor. Weichen Karten des Decks von diesen Symbolen ab, so kosten das Ausspielen der Karten zusätzliche Resourcen
- Jedes Deck muss mindestens 50 Karten sowie einen Anführer und eine Basis enthalten
- Keine Karte darf mehr als 3 mal im Deck sein
- Einzigartige Karten dürfen sich immer nur einmal im Spiel befinden. Multiple Han Solos wären ja auch ein wenig komisch. :-)
Ein wichtige Frage, wenn man Deckbau anstrebt: Was erwartet uns mindestens in einem Booster?
- eine seltene oder legendäre Karte
- eine Foil-Karte
- ein Anführer
- eine Base/oder ein Token
- 2-3 Uncommon-Karten
- und neun Common-Karten
Zum wirklichen Deckbau kann ich an dieser Stelle leider noch nichts sagen. Ich habe bis jetzt ausschließlich mit den Starterdecks und auf der Messe mit kleineren 30-Karten-Promodecks gespielt. Im Rahmen der Messe konnte ich mit Promotern aber auch mit Head Designer Daniel Schaefer spielen. Neben ihm sind mit Jim Cartwright, Tyler Parrott und Jeremy Zwirn noch weitere erfahrene TCG oder LCG-Designer mit bei der Entwicklung an Bord, welche zuvor an Projekten wie Arkham Horror Cardgame , Legend of the 5 Rings oder Keyforge mitgearbeitet haben.
Die mit den Straterdecks gespielten Partien haben mir richtig Spaß gemacht. Vor vielen Jahren habe ich viel Magic gespielt. Im Vergleich dazu und erst recht zu der Komplexität des Systems Magic heute hat Star Wars Unlimited augenblicklich noch ein recht überschaubares Regelkonstrukt. Auch das Kombobuilding ist in den Starter-Decks noch nicht arg ausgeprägt. Für mich hat das Spiel vor allem seinen Reiz aus der Einsteigerfreundlichkeit gezogen, in Verbindung mit dem gelungenen Kartendesign und vor allem dem Humor der Autoren. Ohne zuviel vorweggreifen zu wollen: Es gibt ein "Ich bin dein Vater"-Ereignis und eine Fähigkeit der Einheit Han Solo ist, dass sie als erstes schießt. Sehr gelungen finde ich auch, dass man bei dem eingesetzten Bildmaterial nicht auf Filmmaterial zurückgegriffen hat sondern Grafiken in einem Retro-Comic-Stil hat erstellen lassen. Diese sind meines Ermessens sehr gelungen und atmosphärisch. Auch beim Aufbau der Spielkarten oder der Playmat gibt es meiner Ansicht nach nichts zu meckern. Die Erfahrung der Designer wird hier imho sehr deutlich. Sinnvoll empfinde ich auch den Ansatz auf gesonderte Ressourcenkarten zu verzichten und eben mit aus dem Spiel genommenen Karten zu bezahlen. Dies macht gerade den Deckbau ein ganzes Stück einsteigerfreundlicher. Die Abwägung zwischen Nutzung als Resource oder Ausspielen der Karte ist interessant. Man hat aber eben keine Länder/Karten-Ratio, welche man im Blick haben muss. Die Trennung von Boden- und Weltraumeinheiten sollte man jedoch nicht aus den Augen verlieren. Macht man sich in einem Bereich blank, so gehen Angriffe unaufhaltsam durch. Ein wenig vergleichbar ist das Ganze mit flugfähigen Einheiten bei anderen TCGs. Hier ist nur eben auf einem Blick ersichtlich zu welchem Bereich die Einheiten gehören und die Trennung ist wirklich ganz strikt. Bei Magic können fliegende Einheiten ja durchaus nach unten hin angreifen. Mit der hier vorgegebenen Trennung fällt es somit ein ganzes Stück leichter im Blick zu haben was der oder die Gegner*in gegen mich auffährt.
Mit den Starterdecks bekommt man meiner Ansicht nach schon jede Menge Spiel, welches man auch schon gut mit dem etwas älteren Star Wars-begeisterten Nachwuchs spielen kann. Wenn man nicht in Deckbau einsteigen will, so könnte man im Grunde auch von jedem Set einfach nur die Starter-Sets kaufen und damit immer wieder neuen Wind ins Spiel bringen. Ein wenig schade finde ich, dass den Startersets wirklich nur sehr dünne Token beiliegen und jeweils nur ein Schildmarker pro Deck. Dieser ist definitiv zu wenig, so dass man sich andersweitig behelfen muss. Mit den dünnen Schadenstoken ist das Abhandeln von Schaden zudem auch ein wenig umständlich. Dies gilt besonders für die 30 Schaden, welche die Base nehmen kann. Auch hier wird man sich schnell anders behelfen. Wie schon erwähnt passen die gesleevten Decks auch nicht komplett in die Starterboxen. An diesen Stellen hätte ich mir ein wenig mehr Ausstattung beim Material gewünscht. Ein Starterpack kostet etwas mehr als 30€. Meines Ermessens sollte hier für den Preis ein wenig mehr Ausstsung drin gewesen sein. Vom Material selbst her erhält man außer kanpp über 100 Karten, einigen dünnen Papptocken und zwei gefalteten etwa DinA2 Papier-Playmats nichts weiter. Aber klar bei TCGs muss der Preis von Starterdecks auch immer in Relation zu den Preisen von Boostern liegen. Diese sind meist für 5-6€ zu erwerben. Meiner Einschätzung nach kommt man, wenn man Star Wars Unlimited häufiger spielt, jedenfalls nicht darum das Spiel ein wenig mit Zubehör von Gamegenic oder Wettbewerben zu pimpen. Dies führt zu einem deutlich besseren Spielerlebnis.
In der Gesamtbetrachtung möchte ich Star Wars Unlimited aber trotzdem sehr empfehlen. Das Star Wars Thema wird bei Unlimited sehr liebevoll umgesetzt. Weiterhin ist es ein einsteigerfreundliches TCG, welchem man die Handschrift seiner erfahrenen Autoren deutlich anmerkt. Mit Asmodee bzw Fantasy Flight Games stehen zudem mit TCGs erfahren und große Akteure hinter dem Titel, welche hoffentlich Geduld mit dem Titel haben, so dass der Fünfjahresplan Umsetzung findet und wir an einigen Sets von
Star Wars Unlimited Freude finden können.
_______________
Autorin: Jim Cartwright, Tyler Parrott, Daniel Schaefer, Jeremy Zwirn
Erschienen
bei Asmodee
Für 2 oder 4 Spieler*innen ab 12 Jahren.
Spieldauer etwa 20 Minuten