Pilze sind faszinierende Wesen und mehr als nur eine Zutat im Jägerschnitzel. Sie ziehen sich Tausende von Kilometern durch unsere Böden. Manche sind mikroskopisch klein, andere tödlich giftig oder Meister der Zusammenarbeit mit anderen Pflanzen. Auch in Mycelia: Im Land der Tausend Tautropfen können Pilzwesen die fantastischsten Dinge und sind die treibende Kraft in diesem Deckbau-Spiel auf Familienniveau von Erstlings-Autor Daniel Greiner.
Einfacher Deckbau zum Tautropfen-Schieben
Ziel des Spiels ist es, alle Tautropfen von unserem persönlichen Waldtableau auf den opulent ausgestatteten Schrein des Lebens zu verschieben. Wem dies zuerst gelingt, gewinnt Mycelia sofort. Um die Tautropfen loszuwerden, spielen wir in unserem Zug unsere drei Handkarten aus. Diese geben uns Blätter als Währung, mit der wir neue, stärkere Helden (Pilzkarten) aus der Auslage kaufen können.
Die meisten Pilzkarten interagieren jedoch mit den vor uns ausliegenden Tautropfen und lassen uns diese in Richtung des Schreins verschieben oder gleich ganz entfernen. So ergibt sich ein interessantes Puzzle, denn unser Waldtableau ist in verschiedenfarbige Landschaften eingeteilt und wir müssen die genaue Vorgabe der Pilzkarte beachten. So lassen uns ganz simple Karten genau einen Tautropfen von einem roten Laub-Feld verschieben, andere genau einen Tautropfen von einem grünen Moosfeld entfernen, wenn dort mindestens zwei liegen.
Fortgeschrittene Karten für mehr Spieltiefe
Die Rückseite der Spielpläne machen Mycelia noch einmal abwechslungsreicher, da diese sich zwischen den Spielenden unterscheiden und von uns noch eine geschicktere Auswahl der Helden erfordern. Wem auch dies noch nicht fortgeschritten genug ist, kann 30 fortgeschrittene Karten und weitere Aktionsplättchen ins Spiel nehmen, die weitere Interaktionsmöglichkeiten bieten und das Spiel vertiefen.
Auf der Strecke bleibt dabei die Interaktion mit unseren Mitspielern. Weil Mycelia sich für jeden belohnend anfühlen soll, gibt es keine Karten, die sich direkt auf unsere Kontrahenten beziehen. Wir sind mit unseren eigenen Karten und Tableaus beschäftigt und einzig die Auslage verändern wir für alle, wenn wir eine Karte für unser Deck kaufen.
Deckbau mit Ziel und Vorsprung
Für mich sind Deckbauspiele dann besonders interessant, wenn der Deckbau nicht nur um beliebiger Siegpunkte willen, sondern mit einem klaren Ziel vor Augen erfolgt. Bei Mycelia ist die Deckbau-Mechanik der Motor, mit dem das Tautropfen-Puzzle gesteuert wird. Letztlich ist es ein Wettrennen, wer sich sein Deck am besten zusammenstellen kann, um die Tautropfen als erster loszuwerden. Damit erinnert Mycelia mich ein wenig an Reiner Knizias Klassiker Wettlauf nach El Dorado, bei dem wir auch ein Wettrennen bestreiten, indem wir unser Deck geschickt zusammenstellen und ausspielen.
Der Nachteil dieses klaren Ziels ist, dass sich im Laufe der Partie recht deutlich und bald herauskristallisiert, wer die Nase vorne hat. Das könnte sich frustrierend sein für Spielende, die ganz besonders ehrgeizig an die Sache herangehen und wenig Spaß am eigenen Puzzle haben, wenn sie sehen, dass die Mitspieler vorne liegen.
Gut gefällt mir jedoch auch die Schrein-Mechanik. Die Tautropfen werden nämlich auf einem dreidimensionalen Papp-Baumstumpf gesammelt und wenn dieser voll ist, werden einige Tautropfen wieder nach dem Zufallsprinzip auf den Tableaus verteilt. So bietet uns Mycelia auch zwischendurch noch die ein oder andere Herausforderung, auf die wir uns einstellen müssen, ohne das Spiel dadurch unnötig in die Länge zu ziehen.
Leider hat Ravensburger mehr Geld in die wirklich sehr fantasievolle und schön anzusehende grafische Gestaltung der Waldwelt als in die Materialqualität gesteckt. Gerade das Material der Schachtel und Spielanleitung fühlt sich extrem billig und fragil an. Immerhin der Papp-Schrein, der einen Großteil der Schachtel einnimmt, macht einen stabileren Eindruck.
Fazit: zugängliches Tautropfen-Puzzle mit schöner Optik
Mycelia ist ein sehr zugängliches Deckbau-Spiel für Familien, bei dem aber auch Kennerspieler auf ihre Kosten kommen können. Ich war jedenfalls überrascht, wie leicht das Spiel zu erklären ist und man auch wenig geübte Spieler von Runde zu Runde an die Hand nehmen kann. Mir macht das Deckbau-Tautropfen-Puzzle viel Spaß, mit 45 Minuten hat das Spiel eine angenehme Spieldauer und durch die Erweiterungskarten und unterschiedlichen Rückseiten der Spielpläne mehr Tiefe und Wiederspielreiz, um in die faszinierende Welt der Pilze einzutauchen.
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Mycelia von Daniel Greiner
Erschienen bei Ravensburger
Erschienen bei Ravensburger
Für 1-4 Spielende in ca. 45 Minuten ab 9 Jahren
Sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (Ravensburger)
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