Der Kleinstverlag MM-Spiele hat mit seinem ersten lokalisierten Titel Sea Salt and Paper wirklich einen guten Riecher bewiesen. Auch für 2024 sind einige spannende Titel angekündigt, wie etwa Dracula vs. van Helsing. Der neuste Titel Knarr (Original bei Bombyx) ist aber aktuell auch in aller Munde. Zu Recht? Ich sags Euch!
Eine Box Knarr präsentiert sich als Gesamtpaket. Sobald ich erstmalig den Deckel der Box öffne, bekomme ich ein Vorwort in der Anleitung, was die thematischen Rahmenbedingungen absteckt. Wir übernehmen nämlich die Rollen von Wikingern. Dabei wird klargestellt, dass Wikinger keineswegs nur kriegerisch unterwegs waren, sondern auch insbesondere durch ihren Handel bekannt wurden. Das spielen wir in Knarr auch nach. Lobend erwähnt werden sollte auch, dass alle Spielkarten in Knarr schick illustriert sind, Tarotkarten-Größe haben und in extra mitgelieferten Kartenboxen daherkommen. Nicht notwendig, aber total schön.
Wirklich thematisch fühlt sich Knarr aber spielerisch nicht an, was vielleicht auch der erste kleinere Kritikpunkt ist. Wir haben es nämlich mit einem Sammelspiel zu tun, bei dem das richtige Timing über Sieg oder Niederlage entscheidet. In meinem Zug habe ich nämlich genau 2 Aktionen, entweder spiele ich eine von meinen drei Handkarten vor mich aus und aktiviere alle Symbole der bereits liegenden farblich passenden Karten, oder ich lege die ausliegenden Karten ab, um neue Inseln zu entdecken. Neue Inseln bringen einerseits Sofortboni, aber auch bessere Sonderaktionen, mit welchen ich nach meiner Aktion noch extra Stuff triggern kann.
Egal jedoch, ob ich mich für Option A oder B entscheide stolpere ich immer wieder über ähnliche Boni. Siegpunkte, Ansehen, Mannschaftsmitglieder, Armbänder etc pp, die mich meinem Ziel näher bringen. Doch was ist das eigentlich? Als erster 40 Punkte erzielen. Knarr ist also ein Rennen. Der Clou besteht darin im richtigen Augenblick zu entscheiden, wann es Sinn ergibt Mannschaft auszubauen, oder alle gegen mächtige Siegpunkte einzutauschen. Dieses Rennen macht Spaß und ist in knapp 30 Minuten entschieden. Revanche garantiert!
Der Wiederspielreiz ist ohnehin etwas, was Knarr aus der Masse an Spielen hervorhebt. Das Rennen ist meist spannend bis zum Schluss. Auch der Ansehensmechanismus ist spannend, bei dem ich zu Beginn meiner Aktionen automatisch Siegpunkte generiere, wenn ich bestimmte Schwellenwerte überschreite. Ein großes ABER. Man vergisst es permanent sich diese Punkte zu nehmen! Auch die permanente Durchmischung der eigenen Kartenhand ist spannend. Je nach abgelegter Farbe, kann ich auch nur auf bestimmte Karten der Auslage kostenlos zugreifen. Ein Sonderlob gibts im Übrigen für die Gestaltung der Karten für Farbenblinde!
Knarr gehört definitiv zu den spannenderen Spielen des Jahrgangs und setzt sich in das bis dato noch schlanke Verlagsportfolio gut ein. Empfehlung!