Abstrakte Roll & Writes gibt es mittlerweile wie Sand am Meer und so manches Mal fragt man sich als geneigter Vielspieler, ob der Markt nicht doch ein wenig übersättigt ist. Grade im eher günstigeren Preisbereich gibt es ja bereits genauso viel Licht wie Schatten und da gehen Neuheiten in diesem Segment schonmal in der Masse unter. Zugegeben, es ist ein wenig unfair, denn wer beschwert sich, dass schon wieder ein Deckbuilder auf den Markt kommt? Oder das nächste Worker-Placement-Spiel. Kaum jemand, denn jedes Spiel ist anders und es gibt immer Titel, die sich aus der Masse hervorheben. Auch wenn sie manchmal trotzdem – mitunter unverdientermaßen – in der Masse untergehen und nicht ausreichend gehyped werden. Aber nun gut, die abstrakten Roll & Writes trifft es da vermutlich ein wenig härter, da gefühlt überall wieder irgendein 10-Euro-Kniffelklon um die Ecke kommt und man vielleicht einfach keins mehr sehen mag. Colour Square ging gefühlt auch etwas unter, aber fand doch Resonanz, wenn auch nicht viel, aber genug, damit ich mir das mal anschauen wollte.
Über den Inhalt der kleinen quadratischen Schachtel brauchen wir nicht lange sprechen. Es sind natürlich ein Block (2seitig, mit A- und B-Seite und somit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden), eine Anleitung sowie Würfel in der Kiste. Auf dem Block stehen 16 Zahlen in Kreisen. Um jeden Kreis herum sind in einer quadratischen Anordnung vier Kästchen in vier Farben angeordnet (der Name des Spiels wäre hiermit erklärt). Wer an der Reihe ist, würfelt mit den 5 vorhandenen Würfeln (je einer in den vier Kästchenfarben sowie ein weißer Würfel). Man wählt nun zwei der gefärbten Würfel aus und sucht sich auf seinem Blatt jeweils ein passend-farbiges Kästchen, in das man die Augenzahl des Würfels einträgt. Alle anderen müssen parallel dazu die Zahl des weißen Würfels in ein beliebiges Kästchen eintragen. Ziel ist es immer, die 4 Kästchen um eine Zahl herum so mit Zahlen zu füllen, dass ihre Summe der Zahl im Kreis ergibt. Schafft man das, schießt man das Kästchen für alle anderen Mitspielenden (sie streichen es durch, dürften aber in diesem Zug das Kästchen noch selbst schließen, wenn es passt). Hat man selbst zwei benachbarte Squares abgeschlossen, darf man das Feld zwischen diesen beiden („Brücke“) ausmalen. Übersteigt die Summe der einzelnen Zahlen die Zahl im Kreis, muss man das Kästchen schraffieren. Passt mal ein Würfelwurf nicht, darf man die Zahl in eines der beiden Joker-Felder eintragen – und zwei ist echt nicht viel. Sobald jemand alle Kästchen auf seinem Zettel erledigt hat, darf jeder reihum noch einmal mit allen Würfeln würfeln und dann ist Schluss. Wer jetzt noch offene Felder hat, muss diese schraffieren.
Alle zählen ihre Punkte: Da wären erstmal die geschafften Squares, die Punkte in Höhe der eingekreisten Zahl geben. Schraffierte Felder (also überfüllte sowie auch nicht geschaffte) geben jeweils 10 Minuspunkte. Jede Brücke, die man gebaut hat, bringt 5 Pluspunkte und die Felder 4, 5 und 6 bringen bei einem erfolgreichen Abschluss noch Bonuspunkte, die Jokerfelder gelten als Minuspunkte. Für all diese Wertungsfelder bringt der Block natürlich die passenden Felder, sodass das Rechnen schnell von der Hand geht. Hat man alles zusammengerechnet, gewinnt, wer die meisten Punkte erzielen konnte. So leicht und simpel, wie das klingt, spielt sich Colour Square auch und es macht wirklich Spaß. Dazu gehört auch, immer die Blöcke der anderen im Auge zu haben, denn man möchte natürlich nicht, dass sie einem die eigenen Kästchen schließen. Das Spielgefühl erinnert ein wenig an Qwixx, ist durch das ständige Rechnen und die namensgebenden Squares und das viel schnellere Schließen von Feldern aber durchaus eigenständig und anders. Wer von Seite A des Blocks genug hat, wechselt zur fortgeschrittenen Version auf Seite B. Hier sind in manchen Farbfeldern schon Zahlen vorab eingetragen, die man exakt treffen muss. Dafür gibt es in manchen Kreisen keine festen Zahlen, sondern Zahlenbereiche, wie bspw. größer/gleich 16. Das bringt natürlich nochmal mehr Dynamik ins Spiel, weil man bei solchen Feldern möglichst viele Punkte einheimsen möchte, aber grade hier besonders Gefahr läuft, dass sie einem jemand vor der Nase wegschnappt.
Und wer einfach nicht genug von dem Spiel bekommen kann, kann sich den Solo-Herausforderungen stellen, die sowohl in der Anleitung als auch Online auf der Verlagsseite parat liegen. Bei diesen geht es darum, die Squares in bestimmten Reihenfolgen zu schließen und dabei auch noch möglichst viele Punkte zu machen.
Wer nach einem neuen, wirklich guten und spaßigen, abstrakten Roll & Write für zwischendurch, als Absacker oder für den Urlaub sucht, könnte mit Colour Square also durchaus eine gute Wahl haben. Ich finde es – für das, was es sein möchte – wirklich gut und es hat ein paar andere Titel aus der Sammlung geschubst.
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Colour Square von Patrick Katona
Erschienen bei Spiel Das!
Für 1 bis 6 Spielende in ca. 20 ab 8 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Spiel Das!)
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