Habt ihr immer schon mal mit dem Gedanken gespielt, einer Pen and Paper Runde beizuwohnen? Aber es findet sich keine Runde? Kein Dungeon-Master zur Hand? Die Spielrunde ist nicht so kreativ, wie sie sein sollte?! Da bietet uns Ulisses Spiele schon seit 2016 eine kleine Hilfe und zwar: Aventuria - das Abenteuer-Kartenspiel!! Und zwar basiert das ganze auf der doch recht bekannten Pen and Paper Reihe von “Das schwarze Auge”!
Aber auch die Autoren, die sich hinter der Mechanik verstecken, sind keine Unbekannten, sondern heißen Michael Palm und Lukas Zach - aktuell Spiel des Jahres Gewinner 2023 mit Dorfromantik. Alles recht gute Vorsätze, oder?
Im Kern beinhaltet die Starter-Box insgesamt zwei Modi: zum einen ein Duell-Modus, in dem wir gegeneinander mit jeweils einem von vier Charakteren antreten und das Herzstück: der kooperative Abenteuermodus. Zum Einstieg und Erlernen der Kern-Mechanik wird der Duell-Modus empfohlen. Hier wählen wir einen Charakter mit einem vorgefertigten Deck und bekämpfen einen gegnerischen Charakter. Wer Spiele, wie z.B. Hero Realms kennt, der wird sich hier relativ schnell zurechtfinden. Der lustige und eben rollenspielverwandte Kniff ist dass die jeweiligen Angriffe (Nah, Fern und Zauber) zunächst mit einer Würfelprobe bestanden werden müssen. Jedem Charakter wurde hierzu ein Wert zugeordnet und dieser muss nun mit einem W20 unterboten werden. Gelingt dies, werfen wir noch einen W6 und bestimmen damit den Schaden. Der Verteidiger kann dann noch versuchen auszuweichen (ebenfalls eine Probe), um den Schaden zu halbieren. Jeder Charakter startet mit 40 Lebenspunkten und erreicht diese Null, hat derjenige verloren!
Witzig, schon 2016, wird hier die Mechanik aufgegriffen, die nun durch Lorcana wieder in aller Munde ist und zwar dass man Karten dauerhaft verdeckt spielen muss, um diese als eine Art Währung für weitere Karten oder Aktionen zu verwenden. Also ist man gezwungen, einen Teil seines Decks zu opfern und sollte dies gut abwägen.
Nebst Angriff und Waffen gibt unser Deck auch Eigenschaften und Ereignisse her, womit sich die Charakterwerte ändern können und anderer Einfluss genommen wird. Fantasy-Fans werden sich wohl mit den vier Charakteren wohl fühlen: Es gibt ganz klassisch einen Zwerg, einen Elfen sowie Halbelfen und eine Magierin. Jeweils mit Vor- und Nachteilen in bestimmten Angriffsarten.
Wie bereits erwähnt ist das Herzstück aber der kooperative Abenteuermodus. Die Grundmechanik ist hierbei natürlich die selbe, heißt, jeder übernimmt einen Charakter mit dem jeweiligen Deck, dazu kommt noch eine weitere Talentkarte, auf der noch mehr Werte für weitere Proben aufgezeigt werden. In der Startbox befinden sich zwei kleinere Geschichten, sowie zwei größere, die über mehrere Akte gespielt werden. Zu Beginn einer Story gibt es zunächst natürlich viel Text, die dann durchzogen sind von Würfelproben und je nach Ergebnis gehen wir damit besser oder nicht in die kommenden Kämpfe.
Die Kämpfe sind dann dem Duell-Modus recht ähnlich. Es gibt einen gegnerischen Anführer sowie weitere Schergen, die ins Spiel kommen und durch gutes und geschicktes Ausspielen sowie Würfelglück versuchen wir alle Gegner zu schlagen. Je nach Abenteuer gibt es auch noch spezifische Ziele, so soll z.B. beim Einstiegsabenteuer der Name des Kobolds erraten werden, damit wir ihn überhaupt bekämpfen können. Dafür stehen drei verschiedene Probenarten zur Verfügung, die man im Laufe des Kampfes anwenden kann.
Je nach Abenteuer gibt es zwar verschiedene Ziele und Aufgaben, aber im Grunde sollen natürlich mit Hilfe des Decks die Gegner erledigt werden. Bei größeren Abenteuern kann man sich Belohnungen verdienen, mit denen dann das Deck verbessert wird. Und das führt mich dann auch schon zum Fazit.
Die Abenteuer sind fantasievoll geschrieben, sind spaßig und auch abwechslungsreich. Auch die Anzahl an Schergen ist dementsprechend passend und bringt Laune, aber das eigene Charakter Building kommt allein mit der Start-Box, dann doch ein wenig zu kurz. Für meinen Begriff hätte man vielleicht eine Story weniger nehmen können, dafür viel mehr Karten zur Verbesserung des Decks, denn die Belohnungen sind schon recht mager. Ich persönlich bin auch mehr ein Fan vom Deckbuilding während des Spiels (also wie Hero Realms, Klong, Dominion) und weniger des Deck-Constructions (TCG, LCGs, etc) vorab. Sicherlich wird hier mit weiteren Erweiterungen Abhilfe geschaffen, aber allein die Starter-Box bietet mir da zu wenig.
Spielerisch bringt es Spaß und kann wirklich helfen, sich dem Pen and Paper Thema zu nähern. Geschichten, wie Orte und Gegner werden hier thematisch schön vorgegeben. Die Anleitung bietet einen tiefen Blick in die Welt von Aventuria und dem Schwarzen Auge und wenn man möchte, kann man auch mit ein wenig Schauspiel die Karten und Aktionen spielen. Generell bietet es viel, sehr klassisches Fantasy-Setting und Freunde hiervon werden hier ihre Freude haben.
Abzüge gibt es allerdings noch für Material und Ausstattung. Trotz vieler Karter und Pappplättchen, gibt es NICHTS zur Aufbewahrung und wenn man sich nicht selbst behilft, dann fliegt in dem großen Standard-Karton alles durcheinander und zum Start einer Runde darf man erstmal sortieren. Und beim UVP von 50€ hätte der Spielplan auch gern aus Pappe statt Papier sein dürfen. Sicherlich wird die Lizenz da einen Anteil haben, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis finde ich bei diesem Aspekt unterdurchschnittlich und heute auch nicht mehr zeitgemäß!
Aventuria bietet eine gute Basis für PnP-Interessierte, sowie Deck Construction-Freunde, die nicht komplett einem TCG oder LCG verfallen wollen. Der Würfelproben-Aspekt gliedert sich gut ein und wirkt sogar erfrischend im Vergleich zu anderen Spielen des Genres, auch wenn natürlich das Pech einem viel kaputt machen kann. Dennoch schöpft es sein Potential nicht komplett aus und hinterlässt an ein paar Stellen einen Nachgeschmack. Schade, denn ich habe schon Lust, noch weitere Abenteuer zu erleben!
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Aventuria - Das Abenteuerkartenspiel von Michael Palm und Lukas Zach
Erschienen bei Ulisses Spiele
Für 1-4 Spieler in ca. 45-180 Minuten ab 14 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Ulisses Spiele)