Ich kann mich noch gut an meine erste Partie Istanbul erinnern. Das Spiel war damals frisch rausgekommen (oder frisch zum Kennerspiel nominiert?...ok, so ganz gut sind meine Erinnerungen nicht mehr, ich geb’s zu) und ich fand es einfach richtig gut. Es gehörte einem Kumpel von mir und wir haben damals so einige Partien gespielt. Istanbul war ein Spiel, bei dem sogar ich als Bauchspieler immer eine echte Chance auf den Sieg hatte. Warum, weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr so genau, aber toll war’s. Nun ist das bald eine Dekade her und Pegasus brachte das Istanbul Choose & Write raus. Grundsätzlich mag ich ja x-& Write Spiele, wobei mich viele auch nicht so wirklich abholen. Ich war also gespannt, denn schließlich klingt Choose & Write nach etwas Neuem, etwas, das es so vielleicht noch nicht gab?
In der etwas größeren Schachtel (vergleichbar mit dem Rajas-Würfelspiel) steckt auch ein entsprechend großer Block, Bleistifte und diverse Karten. Nämlich Ortskarten, Rubinkarten, Gildenkarten, Karawanenkarten, Warenkarten, eine Karte „Du bist dran“ und zwei Sultanspalast-Karten. Die fünf erstgenannten Karten werden sortenrein gemischt und als verdeckte Stapel parat gelegt. Von den Rubinkarten werden vier aufgedeckt und an die beiden Sultanspaläste angelegt (dort stehen Buchstaben von A bis D). Von den Ortskarten werden zwei aufgedeckt, genauso wie die oberste Karawanenkarte. Nun zieht nun jede/r eine Ortskarte. Wir merken also: Dieses &Write-Spiel hat ein wenig „Tischpräsenz“ oder besser: wir müssen hier erstmal ein bisschen was aufbauen. Kein Spiel für die Reise also. Ziel ist es, als erstes 10 Rubine zu sammeln. Also haben wir auch hier ein Wettrennen.
Um an die Rubine zu kommen, spielen wir Orts- oder Gildenkarten aus. Bei den Ortskarten nutzen wir entweder die Aktion des Ortes selbst oder die eines senkrecht oder waagrecht angrenzenden Ortes. Alle anderen dürfen dies dann ebenfalls tun, müssen dafür aber eine ihrer verfügbaren Aktionsfelder streichen. Macht man dies nicht, bekommt man eine Bonusaktion (die man später in einer entsprechenden Situation streichen kann). Bei Gildenkarten darf man nur alleine eine Aktion machen, alle anderen schauen zu. Das Ausspielen kostet aber immer Lira, die man erstmal haben muss. Wir sammeln Waren auf Leisten (Punkte ausmalen), die wir u.a. im Sultanspalast gegen Rubine eintauschen (ausgemalte Punkte durchstreichen) und sammeln Verbesserungen in unseren Räumen auf unserem Block (Häkchen setzen). Rubine bekommt man aber auch, wenn man z.B. auf allen vier Warenleisten eine bestimmte Stelle erreicht oder man eine bestimmte Anzahl an Lira erhalten/gestrichen hat.
Und ja, das Istanbul Choose & Write versucht sehr, seiner großen Schwester nachzueifern. Vieles erkennt man wieder und je mehr man sich noch an das Hauptspiel erinnert, desto schneller kommt man auch in das Choose & Write, da die Überlegungen, die man anstellt, sehr ähnlich (aber etwas „leichter“) sind. Und da frag ich mich dann doch, für wen diese Variante eigentlich gemacht ist? Denn es ist kein schnelles Absackerspiel, sondern durchaus auf Kennerniveau. Und mal eben schnell ausgepackt, am Strand oder im Zug ist es wegen der Kartenauslagen auch nicht. Und das Spielgefühl ist ähnlich. Wenn ich doch aber ohnehin einen Tisch brauche, warum dann nicht zum Original greifen? Ok, der Aufbau geht hier schneller und man läuft nicht immer irgendwo umher bzw. ist durch das Kartenlegen flexibler, wodurch die Spielzeit etwas sinkt. Braucht man also das Choose & Write, wenn man das Original hat? Ich bin mir unsicher – anders als z.B. bei Rajas, wo ich diese Frage mit einem klaren „Ja!“ beantworten würde. Zumindest hat mit das Istanbul Choose & Write dazu verleitet, mir die Big Box des Originals zuzulegen. Ich werde also noch testen, ob mal wirklich beides braucht, hehe.
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Istanbul: Choose & Write von Rüdiger Dorn
Erschienen bei Pegasus
Für 1 bis 5 Spielende in ca. 30 - 45 Minuten ab 8 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Pegasus)
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