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09.02.2024

Shards of Infinity


Mittlerweile habe ich als Vielspieler so viele verschiedene Spiele gespielt, dass ich beim Aussuchen neuer Spiele immer mehr darauf schaue, dass diese entweder durch das Thema herausstechen oder mechanisch zumindest potentiell ein besonderes, nicht bereits 1000 Mal zuvor erlebtes, Spielerlebnis versprechen. Natürlich komme ich beim Testen und Rezensieren von Spielen nicht drum herum, auch solche Spiele auszuprobieren, die ich mir persönlich nicht so schnell angelacht hätte. Und Shards of Infinity gehört eben genau zu dieser Gruppe von Spielen; aber nicht, weil es hässlich oder thematisch unansprechend wäre, oder weil die Mechanik bzw. das Regelwerk ein langweiliges Spiel vermuten ließen. Ganz im Gegenteil halte ich die Aufmachung dieses konfrontativen Deckbuilding-Games in kleiner Schachtel für durchaus gelungen. Auch thematisch kann man mit einer Sci-Fi-Welt, in der alle versuchen, die Kontrolle über eine uralte Waffe zu erlangen und dabei über Leichen (die Mitspieler) gehen, nichts falsch machen. Und Deckbuilding gehört sowieso auch zu meinen allerliebsten Genres. Nichtsdestotrotz würde ich persönlich hier am Ende immer zögern, da Shards of Infinity auf den ersten Blick einfach nichts großartig Neues verspricht.


Doch genau das habe ich dann beim Testen widererwartens als sehr erfrischend empfunden. Einmal keine neue, abgedrehte Mechanik; keine 20 Seiten Regelerklärung; und kein extravagantes Thema; sondern einfach nur ein wirklich gut funktionierendes, sehr elegant designtes, spaßiges konfrontatives Deckbuilding-Game! Und manchmal reicht eben genau das!

Man schnappt sich einen Charakter sowie 10 Startdeckkarten, erstellt eine Kartenauslage zum Kaufen neuer Karten und stellt die Lebenspunkte seines Charakters auf 50 und die Erfahrung desselben auf 0. Und dann geht es auch schon los mit dem fröhlichen Kartenkaufen und Draufkloppen! Ganz klassisch kommen die Karten, die man sich nach dem Ausspielen seiner Karten kauft, auf den eigenen Ablagestapel, wobei man ausliegende Söldner theoretisch auch für eine einmalige Aktivierung des Effekts gegen Bezahlung der Kosten abwerfen kann, sodass man zwar den Vorteil des Karteneffekts für den aktuellen Zug genießt, die Karte jedoch nicht ins eigene Deck bekommt. Während bei Söldnern sowie fast allen anderen Karten beim Ausspielen der Effekt ausgelöst und die Karte im Anschluss abgelegt wird, bleiben Champions liegen, können aber beim Verteilen der durch die ausgespielten Karten verursachten Schaden statt des Charakters selbst ebenfalls angegriffen werden, wodurch sie abgelegt werden und erst später wieder zurück in die Hand des Gegners finden. Darüber hinaus hängt die Stärke einiger Karteneffekte vom aktuellen Erfahrungslevel ab, und hat man durch Karteneffekte insgesamt 30 Erfahrung gesammelt und somit die Kontrolle über den Infinity-Splitters gemeistert, gewinnt man die Partie sofort, da man unendlichen Schaden auf alle Gegner und Champions verteilen darf – vorausgesetzt man hat zu diesem Zeitpunkt die zum Startdeck gehörende Waffe auf der Hand. Neben Erfahrung bringen Karten ansonsten i.d.R. noch Kristalle (die Währung des Spiels für den Kauf neuer Karten), Schaden, Schild und Heilung, wobei es natürlich auch Effekte gibt, die es erlauben, Karten nachzuziehen und ungewollte Karten von der Hand oder dem Ablagestapel dauerhaft aus dem Deck zu verbannen. Letzteres hätte ich mir allerdings noch ein wenig mehr gewünscht, da es schon auch Partien gab, wo das Deck für meinen Geschmack zu dick und unkontrollierbar wurde. Synergien zwischen den Karten – vor allem desselben Typs – gibt es hingegen wieder massig, sodass es schon sinnvoll ist, gewisse Sets an Karten zu sammeln, wobei eine Versteifung auf einen Kartentyp aufgrund der dann sehr einseitig ausfallenden Effekte wohl auch nur schwerlich zum Sieg führen wird.


Wie eingangs schon angedeutet, besticht Shards of Infinity mit einem simplen und doch ausgeklügelten Gameplay und mit einer Reduktion auf die Kernkompetenz des Spiels: konfrontatives Deckbuilding. Und genau das wird hier halt im Sci-Fi-Gewand mit coolen Synergien geboten. Und da braucht es für mich an der Stelle halt auch nicht mehr. Es ist schnell gespielt und bietet dennoch genug Tiefe, um es immer wieder auf den Tisch zu bringen, sich gegenseitig aufs Maul zu geben und dabei seinen Spaß zu haben. Und die Sache mit der Efahrung sowie den Champions und den schnell einmalig auszuspielenden Söldnern ist genau so simpel wie genial. Abgerundet wird das Ganze dann noch durch ein sehr stimmiges und hübsches Kartendesign. Die Illustrationen sind stimmungsvoll und unterstützen das Thema, das das Spiel rüberbringen möchte, sehr gut. Lediglich bei der Qualität der Karten hätte man für meinen Geschmack ein klein bisschen höher greifen können. Doch mit Sleeves ist das Thema dann auch schnell erledigt.


Eine von mir zusätzlich getestete Erweiterung namens „Relics for the Future“ fügt dann noch durch individuelle Relikte, die man zu Beginn bekommt und durch das Sammeln von Erfahrung im Laufe der Partie freischalten kann, unterschiedliche Startvoraussetzungen der Spielenden mit einer gewissen Schwerpunktsetzung hinzu. Darüber werden hier noch 24 weitere Karten mit Söldnern, Verbündeten und Champions für mehr Abwechslung geboten. Obwohl das Grundspiel bereits ohne Erweiterung überzeugen konnte, kann ich die oben genannte Erweiterung auf jeden Fall dazu empfehlen, da sie ein weiteres spannendes, strategisches Moment mit den auf die Aktivierung wartenden Relikten – gekoppelt an die Erfahrung – bereithält.


Wer also auf konfrontatives Deckbuilding steht, dem Thema etwas abgewinnen kann und nicht zwingend Explosionen innovativer Gamedesign-Geniestreiche erwartet, der wird mit Shards of Infinity sicher seinen Spaß haben. Und ob ihr euch dann noch zusätzlich die nicht allzu zahlreichen Erweiterungen für noch mehr Wiederspielreiz gönnen wollt, ist am Ende dann euch überlassen. Ich persönlich betrachte es für mich zudem als reines 2-Personen-Spiel, wobei es theoretisch auch mit bis zu vier Spielern gespielt werden kann, da man ja den Schaden aufteilen kann. So oder so wünsche ich euch viele erfahrungsreiche Partien!

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Shards of Infinity von Gary Arant & Justin Gary
Erschienen bei IELLO
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 30 Minuten ab 10 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier IELLO)