Der Weltraum ist ein allseits beliebtes Thema in der Brettspielwelt. Galaxy Trucker oder Terraforming Mars sind wohl allen ein Begriff. Und nun liegt On Mars vor mir. Noch ein Marsspiel? Naja, schauen wir mal hinter den Deckel dieses opulenten Spiels. Zumindest der Name des Entwicklers lockt schon mal: Vital Lacerda. Bekannt für hochproduzierte, sacken-schwere Brettspiele, welche von einer begeisterten Community stehts mit offenen Armen empfangen werden.
[Wie wir so schön siedeln – so wird gespielt]
Mit On Mars hat Vital Lacerda im Hause Eagle Gryphon Games mal wieder ein solches Eurogame der Extraklasse herausgebracht. Natürlich auch mit deren Haus und Hof Artist Ian O’Tool. Optisch ist damit die Messlatte wieder richtig hoch angesetzt. Doch bevor ich ins Schwärmen über die Komponenten verfalle, was machen wir eigentlich?
Der Name verräts – wir sind auf dem Mars. Aber nicht nur dort, sondern auch im direkten Orbit des Mars, da wir versuchen auf seiner Oberfläche zu siedeln, wofür wir im regen Kontakt mit unserem Raumschiff stehen. Darin befindet sich auch bereits schon der große Clou des Spiels: In On Mars bekommt klassisches Workerplacement einen neuen Twist. Wir müssen uns in bestimmten Momenten des Spiels entscheiden, ob wir die nächste Runde lieber in der Raumstation oder auf der Oberfläche sein wollen. An beiden Orten warten interessante Optionen und auch Boni, welche durch den Wechsel ausgeschüttet werden, lohnen sich. Hier bedarf es guter Planung, um sich dann nicht im unpassenden Moment in der Raumstation zu befinden, obwohl man eigentlich etwas bauen wollte.
Apropos bauen: Die Marsoberfläche wird durch Gebäude immer voller. Gleichzeitig düsen wir mit Rovern und Robotern durch den roten Wüstenstaub, um Boni und Kristalle zu sammeln. Bevor man dann an einer Stelle mit seinen Robotern etwas bauen kann, braucht man natürlich die entsprechenden Baupläne. Weiterhin sind bestimmte Restriktionen zu beachten, wie welche Gebäude nur platziert werden dürfen, da Gebäude gleichen Typs größere Komplexe bilden sollen. Alles, um auf dem Mars dann so effizient wie nur möglich zu leben. Gleichzeitig ist das mit den Ressourcen auch so eine Sache – in einer Art Zirkelschluss bauen diese alle aufeinander auf. Man startet mit allen, aber sobald man einige ausgegeben hat, fängt das große Überlegen an: Wenn ich dies bauen will, dann brauche ich jene Ressource, die hat aber wiederrum diese bestimmte Bedingung. Alles nicht so einfach. Wenn die Planung aber klappt, Aktionen schön effizient ineinandergreifen und die Gebäude stehen, über deren Pläne eine kleine Engine ins Laufen kommt, dann ist das Glücksgefühl groß.
Wie ihr vielleicht dieser kurzen Beschreibung schon entnommen habt: Ja, On Mars ist ein wahres Biest! Wenn man die Regeln einmal verinnerlicht hat, kommt man vielleicht auch in annehmbare Spielzeiten, aber Analysis-Paralysis-Mitspielende können einen wohl oder übel in diesem Spiel in den Wahnsinn treiben. Das Komplexitätsrating von BGG mit einer 4.67 (Stand Januar 2024) ist ernst zu nehmen und in keinster Art und Weise übertrieben. (Auch wenn ein paar Witzbolde auch da mit einer 1 gestimmt haben.)
[Komponenten – astraler Traum]
Es ist wohl schon durchgeklungen, die Komponenten sind der Hammer! Die Pappe – endlich mal so dick, wie sie sein sollte. Screen-printed Meeple, herausnehmbare Spielkomponenten, wie die Gebäudeablage oder die Ressourcenschale. Diese sind auch so separiert, dass diese direkt auf der Spielfläche verwendet werden können. Zudem halten verschiedene Deckel alles an Ort und Stelle. Es gibt sogar Platz für gesleevte Karten.
Gleichzeitig ist die Ikonografie klar und Spielkomponenten rasten auf dem Dual Layered Board richtig schön ein. Und dass es auf der Rückseite des Spielbretts nochmal ein tolles Bild von Ian O’Tool gibt, setzt dem ganzen die Krone auf.
[Viel hin und her – der Versuch eines Fazits]
Dieses Spiel ist großartig. Also wenn man auf ewig schwere Hirnverzwirbler steht. Die Mechanik greift das Thema auf, die Ikonografie unterstützt den Spielfluss und die Materialien und das Artwork sind Bombe.
…
Wäre da nicht der Preis. Über 150€ Liste sind trotz Inflation eine Ansage. Sogar viele Kickstarter, die für ihre unverschämte Preispolitik bekannt sind, liegen darunter. Wenn man dann noch die Kooperative Erweiterung mit draufpacken möchte, landet man direkt bei fast 230€. Das ist für ein einziges Spiel wirklich viel. Versteht mich nicht falsch, On Mars hat viel zu bieten, die Produktionsqualität ist Bombe und das Spiel ist echt richtig gut. Doch für eine bedenkenlose Empfehlung hätte der Preis wohl eher um die 100€ liegen müssen.
Nichtsdestotrotz: Sollte Geld für dich keine Rolle spielen, dann bu-ha! Schlag zu. Gesamterleben und Komplexität sind hier wie ein guter Wein. Genial – zu einem gewissen Preis. Koste aber vorher bei anderen mal, ob er dir schmeckt, bevor du dir diese Flasche selbst in den Schrank stellst.
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On Mars von Vital Lacerda
Erschienen bei Skellig Games/Eagle Gryphon Games
Für 1 bis 4 Spieler in 90 - 150 Minuten ab 14 Jahren
Sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Skellig Games/Eagle Gryphon Games)
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