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03.01.2024

Großstadtdschungel - Würfelkrimi

 

Der Gmeiner-Verlag ist vornehmlich ein Verlag, welcher sich auf die Veröffentlichung von Spannungsromanen spezialisiert hat. Diese machen ein Großteil seines Programms aus. Daneben werden aber bspw. auch noch Reiseführer oder Bildbände veröffentlicht. Seit etwa 15 Jahren bringt der Verlag weiterhin auch jährlich ein bis zwei Spiele auf den Markt. Meist sind diese im Bereich der Krimispiele angesiedelt. So auch das hier besprochene Großstadtdschungel - Würfelkrimi. Mit Autorenaltmeister Reiner Knizia (Euphrat und Tigris, Ra, L.A.M.A.) hat sich Gmeiner diesmal auch einen sehr renommierten Autor ins Team geholt.

 


 

Ersonnen hat Dr. Knizia für den Gmeiner-Verlag mit Großstadtdschungel einen Mix aus Würfelspiel und Deduktionsspiel. In einer Großstadt ist ein Raubübefall geschehen und fünf Gemälde wurden entwendet. 25 Orte kommen in Frage, an welchen man Täter und Beute finden könnte. An fünf dieser Orte wird man die Übertäter aufspüren können. 2-4 Spielende können bei Großstadtdschungel in die Rolle von Ermittler*innen schlüpfen und darum wetteifern am meisten zur Aufklärung der Fälle beigetragen zu haben. Dafür gilt es 20 der Orte nach und nach zu besuchen und dort zu ermitteln. Dies geschieht indem man mit vier Würfeln Ermittelungssymbole auf den Karten zu erwürfeln versucht und die Karten sodann mit Ermittlungsplättchen belegt. Schafft man es im Zug alle Felder auf einer Karte zu belegen, so kann man die Karte an sich nehmen. Am Ende des Spieles ist sie 2-5 Siegpunkte wert. Vier Ermittlungskarten liegen stets aus. Zusätzlich noch eine Karte Einsatzzentrale. Hierauf können wir Würfel einsetzen, wenn sie das Symbol Polizeimarke zeigen und damit unmittelbar Siegpunkte generieren. Doch Vorsicht, wenn man im Zug nicht mindestens zwei Ermittlungsscheiben auf Ermittlungskarten ablegt wird man suspendiert. Bis man es das nächste mal schafft zwei Ermittlungsscheiben zu platzieren darf man Polizeimarken dann nicht mehr nutzen. Das ist schade, denn zwei Polizeimarken im Set können auch als Joker dienen. Weiterhin sind supendierte Ermitelnde dazu verpflichtet Würfel unmittelbar zuzuordnen. Unsupendiert hat man die Möglichkeit zu taktieren, hat zwei Würfe und kann ganz auf das Einsetzen verzichten.

 


Würfel nicht zu nutzen ist auch durchaus eine Option. Man will den anderen Ermittelnden ja keine Vorlagen liefern und bspw. nur noch ein Feld auf einer Emittlungskarte freilassen, so dass diese nach uns die Karte problemlos erfüllen können. Würfelnd arbeitetet man sich bei Großstadtdschungel also durch den Stapel von 20 Karten. Nachdem die Ermittlung auf einer Karte abgeschlossen wurde, wird diese verdeckt vor dem oder der Spieler*in abgelegt, welche die letzte Ermittlungsscheibe platzierte. Im Laufe des Spieles darf die Karte nicht mehr angeschaut werden. Sind dann die Ermittlungen an allen 20 Orten abgeschlossem, so beginnt die finale Phase des Spieles. In dieser erhalten alle Ermittelnden eine Ortstafel sowie fünf Ermittlungsscheiben. Auf der Ortstafel sind alle 25 Orte des Spieles abgebildet. Es gilt nun mit den Scheiben die fünf Orte zu markieren, welche im Laufe der Partie nicht besucht wurden. Diese wurden vor Spielbeginn unbesehen dem Stapel der Ermittlungsorte entnommen. Für jeden Treffer gibt es dann nochmal 2-4 Siegpunkte, abhängig davon ob mehrere Ermittler*innen den Ort benennen konnten oder idealerweise man selbst alleine.

 


Um es auf den Punkt zu bringen: Erfolgreich im Großstadtdschungel ist man, wenn man Glück beim Würfeln hat und weiterhin ein ziemlich gutes Gedächtnis. Letzteres macht aber einen kleineren Teil der Punkte aus, welche man in einer Partie macht. Trotzdem ist es nicht einfach sich 20 Orte zu merken und daraus auf die fünf fehlenden Orte zu schließen. Gerade, wenn man das Spiel schon mehrfach gespielt hat, wird es dadurch eher schwieriger, denn einfacher. Beim Würfeln neigt man dazu sehr konservativ zu platzieren um ja keine Vorlagen zu geben. Hierdurch zieht sich das Spiel sehr in die Länge. Zwanzig Karten mit Plättchen zu belegen ist auch kein kurzweiliges Unterfangen und fühlt sich schnell repetitiv an. Mit einer geringeren Kartenmenge würde der Gedächtnisteil des Spieles aber nicht mehr herausfordernd genug sein. Der Autor hat sich demnach wohl für eine gefühlt sehr lange Würfelphase entschieden. Reiner Knizias erfahrene Autoren-Handschrift erkennt man bei einigen Regelkniffen wie den Suspendierungen deutlich. Auch gibt es in einer empfohlenen Variante Rollenkarten, welche einmalig ein Ermittlungssymbol geben und erst wieder genutzt werden können, wenn alle Mitspielenden ihre Karte auch genutzt haben. Gut gefällt mir durchaus auch, dass man stets in der Abwägung zwischen unmittelbaren Siegpunkten und dem tatsählichen Ermitteln ist. Zu sehr auf Polizeimarken zu Würfeln kann dann aber schnell zur Suspendierung führen.

 


Alles in allem empfinde ich den Würfelkrimi aber als zu lang und wesentlich zu zufällig. Man macht vielzu lange das das Gleiche, trifft keine wirklich spannenden Entscheidungen und versucht sich verzweifelt die bereist abgearbeiteten Orte zu merken. Das Spielmaterial ist freundlich formuliert funktional. In dieser Qualität und Optik hätte man den Titel auch schon vor zwei Jahrzehnten auf den Markt bringen können. Jede Ermittlungskarte ist mit einem eher lieblos ausgewählten Stock-Foto versehen sowie Symbolen für die Ermittlungswürfel und einem Flavour-Text. Während dem Spiel wird man diesen nicht lesen. Er hat nichts mit dem eigentlichen Spielziel zu tun und würde nur das Merken der Orte erschweren. Aber auch nach der Partie wird man die Texte schwerlich lesen wollen. Im Grunde kann man aber an Hand ihrer erahnen, wie sich der Raubüberfall abgespielt haben könnte. Wenig gut zusammen passt meines Ermessens leider auch das Layout und Grafikdesign mit den verwendeten Fotos. Der Zeichenstil der Ermittler und Ermittlersymbole erinnert an End-90er-Jahre Adventurespiele und wirkt aus der Zeit gefallen.

 



Zum Abschluss kommend, muss ich meine Ermittlungen leider mit dem Ergebnis abschließen, dass ich den Großstadtdschungel nicht so recht empfehlen mag. Meiner Meinung nach kommt er nur für wirkliche Fans des Krimi-Genres in Frage, welche ein sehr einfaches Würfel- und Deduktionspiel suchen. Hier punktet der Würfelkrimi. Das Spiel hat sehr simple Regeln und lässt sich auch Nichtspieler*innen flott vermitteln. Die Verlagsempfehlungaltersempfehlung ist ab 12 Jahren. Meiner Einschätzung nach ist dies zu hoch angesetzt. Großstadtdschungel ließe sich von den Regeln und auch von der Thematik her auch schon mit 10-jährigen Kindern spielen. Es sind keine potentiell verstörende Abbildungen enthalten und auch die Texte sind so harmlos, dass sie 10-jährigen Kindern problemlos vorgelesen werden könnten. Gefährlich könnte dann nur das viel beschworene bessere Gedächtnis von Kindern werden.

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Großstadtdschungel - Würfelkrimi

Autor:  Reiner Knizia

Erschienen bei Gmeiner-Verlag

Für 2-4 Spieler*innen ab 12 Jahren.

Spieldauer ca. 30+ Minuten



Sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (Gmeiner-Verlag)