Finish Line - ist ein Wettrenn- und Wettspiel für 2-4 Personen des Design-Veterranen Dan Glimme. Dieser war früher Product Developent Manager by Alga und hat in den letzten 20 Jahren schon einige andere Titel bei Queen Games veröffentlicht. Sein bekanntetes Spiel dürfte dabei Dungeon Quest /Drachenhort sein. Als rüstiger Designerrentner gehen ihm aber auch mit 76 Jahren nicht die Ideen aus uns so bringt Queen Games mit Finish Line 2023 erneut einen Titel des Schweden auf den Markt. Eigentlich war Finish Line bereits für die Spiel 2022 angekündigt, wurde aber zurückgezogen um das Spiel im Frühjahr 2023 zu kickstarten. Dazu ist es aber auch nicht gekommen und das Spiel dann 2023 regulär auf den Markt gekommen.
Spielziel bei Finish Line ist es durch erfolgreiche Wetten beim Pferderennen unser Vermögen zu mehren und nach drei Rennen über das meiste Geld zu verfügen. Dafür starten wir vor dem ersten Rennen mit 1000€ und bekommen vor jedem weiteren Rennen noch ein wenig mehr Kapital hinzu. Zu Spielbeginn gint es für alle Mitspielenden einen Sichtschirm sowie einen sehr großen Wettzettel. Nicht enthalten aber benötigt: Ein Stift pro teilnehmender Person. Vor jedem Rennen werden in der Tischmitte sieben Pferdeplättchen in einer zufälligen Reihenfolge ausgelegt. Diese unterscheiden sich dadurch, dass manche von Ihnen Eingeschaften wie Favorit oder Sprinter sowie unterschiedliche Anzahlen von Würfelablageplätzen haben. Durch die ausgeloste Reihenfolge werden den Pferden Quoten zugewiesen. Würde das Pferd an Startposition 1 im ersten Lauf das Rennen gewinnen, so wäre die Quote 2:1. Würde hingegen das auf letzter Position startende Pferd gewinnen, so ist die Quote 12:1 und somit viel attraktiver. In den beiden späteren Rennen werden die Quoten dann noch extremer.
Gewettet wird bei Finish Line geheim und gleichzeitig hinter einem Sichtschirm. Man hat immer die Möglichkeit drei Wetten auf Sieg zu platzieren sowie weiterhin zwei Platzwetten. Bei letzterer Wetten tippt man auf eine Kombination aus zwei Pferden, welcher in beliebiger Reihenfolge auf den Plätzen eins und zwei enden. Hierdurch lässt sich die Quote dann noch weiter steigern.
Haben alle Mitspielenden ihre Wetten aufgeschrieben, so geht es dann ans eigentliche Rennen und hier kommt der Untertitel Dice-Action-Game ins Spiel. Es gibt insgesamt 27 Würfel in fünf verschiedenen Farben, welche den Würfelpool bilden. Beginnend mit dem oder der Starspieler*in wird reihum jeweils ein Zug vollführt bis alle bis auf zwei Würfel des Pools genutzt sind. Dann endet das Rennen. Die startende Person sucht sich zu Rennbeginn drei Würfel des Pools aus und würfelt diese. Aus dem Wurfergebnis darf sie dann einen Würfel nutzen. Teilweise werden die Würfel auf Pferden platziert und teilweise auch einfach direkt abgehandelt und entfernt. Die verbleibenden Würfel gehen dann im Uhrzeigersinn weiter und die nächste Person darf dann einen Würfel aus dem Pool dazu nehmen und mit den dann drei Würfeln weitermachen. Das geht so lange bis wie bereits geschrieben nur noch zwei Würfel über sind.
Die Würfelfarben unterscheiden sich ein wenig von ihrer thematischen Ausrichtung her:
- Weiße Würfel sind nur positiv und bringen Pferde potentiell voran.
- Mit grünen Würfeln lassen sich Sonderwetten auf einzelnen Pferden platzieren
- Rote Würfel decken den Bereich Risiko ab. Sie können einerseits effektiver voranbringen aber auch zur Disqualifikation führen.
- Schwarze Würfel haben unterschiedliche Funktionen: Geld klauen, Extrazüge, Disqualifikation von Pferden und Zurückholen von Würfeln in den Pool
- Und gelbe Würfel können erst ab sieben oder weniger im Pool verbliebenen Würfeln genutzt werden. Sie sind sehr stark und können den Rennverlauf noch einmal ordentlich drehen.
Grundsätzlich bringen Hufeisen-Symbole auf Würfeln Pferde voran. Außer Favoriten brauchen alle Pferde immer zwei Hufeisen um eine Position in der Reihe nach vorne zu kommen. Favoriten schaffen das schon mit einem Hufeisen. Danach werden die Würfel aus dem Spiel genommen. Sprinter wiederum sind gegen rote Würfel immun und können somit schwerer negativ beeinträchtigt werden.
An Hand der Poistion eines Pferdes in der Reihe und ob es Favorit und/oder Sprinter ist trifft man vor Rennbeginn die eigenen Wettenscheidungen. Wie sich die anderen Personen am Tisch entscheiden ist im Nebel. Sehen sie bei ähnlichen Pferden Potential oder denken sie komplett anders? Letztendlich ist aber das ähnliche Denken beim Wetten der in der Regel entscheidende Punkt im Ausgang um das Rennen. Haben mehrere Personen auf die gleichen Pferde gesetzt, dann ist die Wahrscheinlichkeit immens, dass es auch so ausgeht. Zu wenig lässt sich über die Würfel gezielt drehen. Die Würfellei ist meiner Meinung nach nämlich ein enormes Dice-Fest. Bei den gelben und weißen Würfeln hat man eine 50%-Chance Leerseiten zu würfeln und damit keine Aktion wählen zu können. Auf den drei anderen Würfeln sind zu Hauf verschiedene Aktionen drauf, so dass sich nur sehr bedingt ein bestimmtes Würfelergebis anstreben lässt. Nicht wenige Züge enden so, dass man einfach nichts machen kann oder auf die Aktion lieber verzichtet.
Von dem grundsätzlichen Regeln her ist Finish Line ein wirklich leicht zu erklärendes Spiel. Die Krux verbirgt sich hinter 13 verschiedenen Würfelaktionen plus Leerseiten. Das Spiel selbst ist schnell erklärt. Das Erklären der Würfel dauert wesentlich länger. Leider gibt es außer der Rückseite der Spielregel auch keine Spielhilfen zu den Würfel. Darüber hinaus sind die Symbole auf den Würfeln auch nicht klar und eindeutig. Damit möchte ich den Bogen zur grafischen Gestaltung des Spiels schlagen: Die Anmutung ist düster. Das passt gut zu den Fantasy- und Kriegsgrafiken, welche Halil Ural sonst macht aber zu einem chaotischen Renn- und Würfelspiel meines Ermessens eher nicht. Bei den Pferden ist das noch in einem okayen Rahmen, so dass es das Spielgeschehen nicht beeinflusst. Bei den Würfeln hingegen ist es einfach ungünstig. Die Ergebnisse sind nicht gut unterscheidbar und die Darstellungen nicht prägnant. Dies bremst den Spielfluss immens aus.
Leider muss ich zu Finish Line festhalten, dass es meiner Einschätzung nach der schwächste Titel ist, welchen ich seit langer Zeit gespielt habe. Dies umfasst das Produktdesign, das Gamedesign und die redaktionelle Bearbeitung. Nicht nachvollziehbar finde ich beispielweise Wettblöcke in DinA4-Format, welche sich hinter den kleinen Sichtschirmen nicht annährend verstecken lassen. Weiterhin hat der Block nur etwa 50 Seiten - in voller Besetzung also kaum 13 Partien. Was dann? Vorher Kopieren oder Laminieren? Nachzukaufen gibt es die Wettbögen nämlich nicht. Warum keine abwischbaren Tafeln und Folienstifte in einem kleineren Format? Ein Beispiel der schlechten redaktionellen Bearbeitung: Aus dem Pferd Steady Runner wurde auf Deutsch der Sprinter. Dies macht von der Sonderfähigkeit des Pferdes her aber überhaupt keinen Sinn. Gewählt wurde der Name wohl, weil es eine internationale Fassung ist und auf den Plättchen eben F und S abgedruckt ist. Hier hätte man einfach mit Symbolen arbeiten können oder es auch in der deutschen Anleitung beim Steady Runner belassen sollen. Zur Spielmechanik selber: Meines Ermessens kann man statt Finish Line in der Zeit auch Schnick Schnack Schnuck spielen. Dies würde ähnlich willkürlich enden. Entschieden wird ein Spiel Finish Line im dritten Rennen mit den höchsten Quoten. Alles andere ist im Grunde nur Vorgeplänkel. Und wie bereits geschrieben: Wie die Rennen ausgehen, das ist ziemlich willkürlich. Klar landen Pferde tendenziell vorne, wenn mehrere Mitspielende sie unterstützen. Wie es schlußendlich ausgeht ist aber vor allem von den starken gelben Würfeln abhängig, welche den Spielverlauf noch einmal gehörig durcheinander wirbeln können. Eine wirkliche Steuerbarkeit des Geschehens sehe ich dementsprechend nicht gegeben und würde Finish Line dementsprechend auch niemanden empfehlen. Außer die Person ist hardcore Pferdeennsport-Fan und steht eher auf Zeitvertreib, denn auf ein wirklich durch Entscheidungen beeinflussbares Spiel. Will man Pferderennen spielerisch erleben, so gibt es mit Winners Circle oder Horse Fever deutlich bessere Alternativen. Und wenn es nur Rennspiel aber kein Pferd sein muss, dann würde ich auch noch Camel Up oder Unicorn Fever wärmstens ans Herz legen wollen.
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Finish Line The Dice action game
Autor: Dan Glimme
Erschienen
bei Queen Games
Für 2-4 Spieler*innen ab 12 Jahren.
Spieldauer etwa 30 Minuten