Was schafft man sich an, wenn es ein einfaches Lama nicht mehr tut? Ganz klar, einen doppelten Esel. Zumindest könnte man auf den ersten Blick auf von Titel Schachtelrückseite her glauben, dass solche oder ähnliche Gedanken den Machern von Double Donkey durch den Kopf gingen. Doch hat der doppelte Esel denn wirklich das Zeug, am L.A.M.A.-Thron zu kratzen (oder will es das überhaupt)? Das sehen wir gleich.
In der typischen Kleines-Kartenspiel-Schachtel liegen neben einem mehrsprachigen kleinen Anleitungsheftchen noch 59 Karten (51 der namensgebenden Doppelesel, 6 wütende Esel in 6 Farben, 1 größter Esel und eine Ablagekarte) und 6 Würfel in 6 Farben. Die Doppelesel sind im Stil von klassischen Spielkarten designt, nur dass die beiden Esel auf der Karte zwei verschiedene Farben haben. Man kann also schon ohne Blick in die Anleitung vermuten, dass die Würfel und die Esel – wenn sie schon die gleichen Farben tragen - irgendetwas mit einander zu tun haben. Dann bauen wir mal auf: Die beiden einzelnen Karten werden in die Tischmitte gelegt, der Rest zusammengemischt und alle am Tisch bekommen 10 Karten, die sie verdeckt vor sich hinlegen und nun 3 Karten ziehen. Die anderen Karten kommen als allgemeiner Nachziehstapel in die Tischmitte. Das Startspielmensch bekommt die 6 Würfel und es geht los: Habe ich die Würfel, würfle ich diese und wähle einen aus, den ich auf die Ablagekarte lege. Die restlichen Würfel gebe ich weiter und sie werden dort erneut gewürfelt und einer ausgewählt. Das geht so lange, bis nur ein einziger Würfel übrigbleibt (ich würfle im Zweifel also mehr als einmal). Beim Auswählen der Würfel muss darauf geachtet werden, dass der gewählte Würfel eine andere Augenzahl als alle anderen hat, die bereits auf der Ablagekarte liegen. Das gilt nicht, wenn kein „passender“ Würfel mehr gewürfelt wurde. In diesem Fall darf ein beliebiger Würfel abgelegt werden. Ist nur noch ein Würfel da, darf die letzte Person entscheiden, ob sie ihn nochmal werfen möchte, oder so ablegt, wie er liegt. Das war Phase 1. Nun kommen die Karten ins Spiel. Alle am Tisch wählen nun eine bis drei ihrer Handkarten aus, die sie verdeckt vor sich ablegen möchten. Anschließend werden die Karten gleichzeitig aufgedeckt. Alle ausgespielten wütenden Esel werden zuerst abgearbeitet: Der farblich passende Würfel wird so gedreht, dass seine Unterseite oben liegt (aus einer 1 wird also ein 6, aus einer 3 eine 4, etc.). Haben die wütenden Esel getobt, wird geschaut, wer die Karte mit dem höchsten Wert ausgespielt hat. Ein wütender Esel zählt so viele Punkte, wie der entsprechende Würfel nun anzeigt, ein Doppelesel zählt so viele Punkte, wie die Summe der beiden farblich passenden Würfel ergibt. Wer nun den höchsten Wert hat, bekommt die „größter Esel“-Karte und legt sie vor sich ab. Gibt es hier Gleichstände wird die Person größter Esel, die weniger Karten im eigenen Stapel übrig hat. Alle gespielten Karten werden nun in der Tischmitte abgelegt, und fast alle ziehen wieder von ihrem eigenen Stapel auf 3 Karten auf, sofern sie noch genug Karten haben. Nur der größte Esel nicht: denn der oder die zieht vom allgemeinen Nachziehstapel, wird dafür aber neues Startspielmenschchen und bekommt die 6 Würfel. Das Spiel endet, sobald jemand am Ende einer Runde keine Handkarten und keinen persönlichen Nachziehstapel mehr hat (und natürlich auch nicht größter Esel ist). Diese Person gewinnt das Spiel.
Das war es auch schon. Und wie wir sehen, hat es mit L.A.M.A. eigentlich nicht viel zu tun, außer dass es auch darum geht, Karten loszuwerden. Aber Halt, eine zweite Gemeinsamkeit hätte ich noch: Beide Spiele machen echt Spaß in sämtlichen Runden. Denn auch bei Double Donkey ist es völlig egal, ob hier die Vorschulkinder oder die Expertenspielenden am Tisch sitzen. Alle können mitspielen, alle können mithalten und alle haben Spaß…sofern man denn grundsätzlich bei solchen Spielen Spaß hat, versteht sich. Und das Salz in der Suppe sind natürlich die wütenden Esel. Ohne diese wäre das Spiel extrem langweilig: Würfelaugen zählen, niedrigste eigene Karte auswählen, ablegen und hoffen, dass jemand anders mehr Punkte drauf hat. Durch die Wüteriche muss man aber immer mitdenken oder aber selbst geschickt einen solchen ausspielen. Das macht das Spiel im Kleinen durchaus ein kleines bisschen „taktisch“, ja vielleicht, aber vor allem öffnet es die Türen für großartigen Trash-Talk und Möchtegern-Bluffen. Denn es ist ein absolutes Zocker-Spiel. Und das beginnt schon beim Auswählen der Würfel: Man schaut auf die eigene Hand – keine blauer Esel – oh, ich hab eine blaue 6 gewürfelt, sehr schön – und dann haut jemand in Phase 2 einen blauen wütenden Esel auf den Tisch und ich beiße in die Tischkante, weil natürlich mein teuerster Doppelesel nun doch mehr wert ist, als die anderen, die aus welchen Gründen auch immer blaue Esel rumliegen haben…Der Reiz liegt auch darin, dass man 1 bis 3 Karten spielen kann. Denn natürlich möchte man immer so viele Karten ausspielen, wie möglich. Aber die Würfel erlauben das nicht immer oder wenn, dann mit doch unkalkulierbarem Risiko. Solange ein bestimmter wütender Esel noch nicht da war und der Ablagestapel nicht neu gemischt wurde, kann man immer hoffen, dass doch noch jemand den wütenden Esel legt, den man selbst vielleicht grade bräuchte.
Lange Rede, kurzes Spiel: Double Donkey ist ein wirklich schönes kleines Kartenspiel und eignet sich für so ziemlich alle Spielrunden. Schnell erklärt, versteht jedes Kind, sieht toll aus und macht Spaß. Doch Vorsicht: Es bleibt meist nicht bei einer einzigen Partie!
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Double Donkey von Michael Modler
Erschienen bei Piatnik
Für 2 bis 5 Spielende in ca. 15 bis 30 Minuten ab 8 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Piatnik)
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