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14.01.2024

Die geheimnisvolle Hütte in den Bergen

 

Gibt es mittlerweile eigentlich mehr Krimispiel-Reihen als Tatort-Folgen? Den Eindruck bekommt man beim Durchforsten der oft separaten Sektion in Brettspielläden jedenfalls schnell. Die Nachfrage ist natürlich groß – die Herausforderung, sich gegen Rätsel-Größen wie „Unlock!“, „Sherlock“ und natürlich „EXIT“ durchzusetzen dito. Aber warum nicht mal die Profis ranlassen, dachte sich der GMEINER-Verlag, der selbst seit Jahrzehnten Krimis veröffentlicht, und erweitert sein Portfolio um einige Krimi-Spiele. Großer Vorteil für Die geheimnisvolle Hütte in den Bergen?

Die geheimnisvolle Hütte in den Bergen ist ein Krimispiel für 3-7 Spieler*innen und dauert circa 90-120 Minuten.

[Spielregeln & Spielmaterial: Standard-Ware trifft gute Idee]

Im Regal würde der Karton von Die geheimnisvolle Hütte in den Bergen selbst einem geübten Detektiv-Team nicht ins Auge springen. Zu unscheinbar und uninteressant wirkt das Cover. Das setzt sich leider auch im Karton selbst fort, wo einen zwei Stapel mit unterschiedlich großen Karten, eine Anleitung und ein Spielleiter*innen-Leitfaden erwarten. Alle bedauerlicherweise ähnlich uninspiriert gestaltet – aber man ist von den etablierten Spielen dahingehend natürlich auch ziemlich verwöhnt.

Vielleicht hat das Spiel aber ja trotzdem was auf dem Kasten. Die Regeln klingen jedenfalls schon vielversprechend und sogar etwas einzigartig. Die Mitspieler*innen teilen sich für das Spiel auf: Eine Person übernimmt die Spielleitung, die anderen agieren gemeinsam als Rätsel-Team. Spielleitung heißt dabei, dass sie der Anleitung folgend Karten an die anderen verteilt, durch die Story führt und im Zweifel Hinweise gibt. Schon cool genug? Diese Rolle kann von Rätsel zu Rätsel wechseln – so haben alle Mitspielenden mal die Chance zu rätseln beziehungsweise zu leiten. Wirklich eine sehr gute Idee!  

Hält das Setting, was die Regeln versprechen?

[Die Story: Eher Mittelmaß als Miss Marple]

Beim Titel könnte man durchaus eine etwas unheimliche Story erwarten, die sich in der besagten Hütte abspielt. Ganz grob ist das auch der Fall, allerdings ist die Geschichte gerade für einen Krimi-Verlag doch sehr flach und schnell durchschaubar. Das wäre noch eine Sache – die Entscheidung des Teams, sich in diesem Setting freiwillig in der Hütte aufzuhalten und dort Rätsel zu lösen, wirkt aber im Kontext auch noch sehr unrealistisch und wenig intuitiv.

Aus diesem Grund und dank der unspektakulären Grafiken auf dem Spielmaterial kommt leider kaum eine Atmosphäre auf. Da hilft es auch nicht, dass die Rätsel mit der Story selbst recht wenig Zusammenhang aufzeigen. Das geht einfach in anderen Reihen deutlich besser.

[Die Rätsel & der Mechanismus: Ein Lichtblick?]


Im Laufe des Spiels rätselt sich das Team durch einige relativ abwechslungsreiche Rätsel. Ein großes Plus – aber auch ein kleines Minus, denn die Komplexität der Rätsel ist doch teils stark abweichend. Insgesamt sind sie aber alle eher im Familien- oder unteren Kennerspiel-Segment angesiedelt und für echte Krimi-Fans voraussichtlich etwas zu leicht. Den Hinweis zum Tischdecken-Rätsel könnte man außerdem auch im Spiele-Karton und nicht nur auf der Verlagsseite unterbringen - das führt sonst schnell zu großem Frust.

Insgesamt sind alle Rätsel schonmal so oder so ähnlich an anderer Stelle aufgetaucht. Im Kern des Mechanismus steht aber natürlich die Spielleitung und die ist hier auch wirklich hervorzuheben. Zum einen macht es Spaß, der Story aus dem Mund der Mitspielenden zu lauschen, zum anderen entsteht so ein großer Vorteil im Vergleich zu anderen Spielen: Hinweise gibt es – wie bei einem Escape Room – an die Gruppe individuell angepasst und bereits erkannte Lösungsschritte können so einfach übersprungen werden.

Gleichzeitig macht es tatsächlich viel Spaß, den anderen beim Rätseln zuzuschauen und die Lösungen durchzugeben. Insgesamt ist das Buch einfach aufgebaut und funktioniert im Spiel prima.So bekommt man im Zweifel sogar Menschen mit an den Tisch, die auf Rätseln selbst gar nicht so große Lust haben.

Ein weiterer Kern der Mechanik ist das Teilen von Informationen zwischen den Mitspielenden, die ihre Handkarten nicht miteinander teilen können. Sherlock lässt grüßen! Im vorliegenden Szenario ist dieser Mechanismus nur leider absolut nicht schlüssig – wieso sollte ich meinen Freund*innen, während wir uns in einer Hütte in den Bergen befinden, nicht meine Funde zeigen können? Grundsätzlich zwar eine gute Sache, im Spielverlauf wirkt diese Mechanik aber oft etwas gestellt.

[Fazit: Zum Schluss unschlüssig]

Bei all der Kritik stimmt bei Die geheimnisvolle Hütte in den Bergen dennoch das Wichtigste: Der Spielspaß sitzt von Anfang bis Ende mit am Tisch, Langeweile kommt nicht auf. Das liegt vor allem an den wie erwähnt sehr guten Einsatz der Spielleitungsrolle und dem doch recht angenehmen Spielfluss.

Die fehlende Kreativität in Story, Design und Rätseln lässt aber doch ein Loch zurück. Die Wow-Momente, das Kribbeln, die Spannung – all das fehlt diesem Spiel leider. Und doch ist sich unser Ermittlungsteam einig: Würde dieser Mechanismus mit einer Steigerung von Rätseln und einem coolen Setting kombiniert werden, wären wir wieder dabei. Ansonsten hat dieses Spiel den Platz zwischen den ganz Großen leider nicht verdient.

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Die geheimnisvolle Hütte in den Bergen von Steffen Hacker
Erschienen bei GMEINER
Für 3-7 Spieler in 120 Minuten ab 14 Jahren
Boardgamegeek-Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier GMEINER)

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