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22.12.2023

The Decades


Ich habe es hier bestimmt bereits erwähnt, aber zur Sicherheit: Ich mag Quizze. Egal ob als Show im Fernsehen oder - fast noch lieber - als Spiel auf dem Tisch. Und ja, ich gehöre zu den Menschen, die sogar Trivial Pursuit ganz gerne spielen, auch wenn es da in der Regel an willigen Mitspielenden mangelt. Hm…wäre das nicht mal was für BGA? Aber lassen wir das mal lieber, bevor ich mich unbeliebt mache. Denn es gibt ja durchaus deutlich kreativere Quizbrettspiele, als das schnöde Rennen um die Kuchenstücke. Mithin geniale Vertreter wie Bezzerwizzer, Kneipenquiz oder Quiz Club. Und da kommt nun The Decades daher. Ein Spiel, bei dem es schlicht und ergreifend nur darum geht, Jahreszahlen zu erraten. Und, ich gebe es zu, ich fand die Idee im ersten Moment echt gut…auch wenn es irgendwie Trivial Pursuit-Like wirkt (denn auch dort gibt es ja so „tolle“ Fragen nach den Jahreszahlen).


Das Spiel kann zu zweit oder in zwei Teams gegeneinander gespielt werden. Grundsätzlich geht es zwar auch solo bzw. „kooperativ“, das sehen die Regeln aber eigentlich nicht vor. Jedes Team bekommt einen Sichtschirm, ein kleines Tableau mit den Jahreszahlen von 1980 bis 2019 (eingeteilt in die einzelnen Dekaden), sechs Themenmarker und drei Zeitdehner in den Längen 2, 3 und 4 sowie sieben Aktionskarten. Und schon kann es losgehen. Wer Quizmaster spielen möchte, schnappt sich eine Karte und liest nacheinander die sechs Fragen zu den sechs verschiedenen Themen (die nirgendwo benannt werden, aber von der Symbolik und dem Frageinhalt her, würde ich sagen sie stehen für Promis, Filme, Musik, Erfindungen, Sport und Nachrichten) vor. Beide Teams legen nun den jeweiligen Themenmarker auf die Jahreszahl, von der sie denken, dass sie die Richtige ist. Zusätzlich darf man in jeder Runde seine drei Zeitdehner nutzen. Diese legt man unter einen Themenmarker, wenn man sich nicht ganz sicher ist, ob das Jahr stimmt (gefühlt also immer). Mit dem 2er-Dehner kann man plus oder minus 1 Jahr legen, mit dem 3er +2, -2 oder je +/-1 etc. Nachdem alle sechs Fragen gestellt und gelegt wurden, werden die Sichtschirme entfernt und die Bonuskarten können genutzt werden. Jede Frauschaft hat 7 Karten, insgesamt werden 4 Runden gespielt. Der Einsatz macht also von Anfang an Sinn. In den Karten verstecken sich dann Gemeinheiten wir „entferne einen Zeitdehner bei den Gegnern“ oder „Blockiere die Antwort in Kategorie xy“, aber auch „Blockiere eine Aktionskarte“ oder „Verdopple deine Punkte“.

Dann wird gewertet. Für einen Treffer mit Themenmarker oder Zeitdehner gibt es 8 Punkte. Zusätzlich haben manche Jahreszahlen auf dem eigenen Spielbrett kleine Bonuspunkte aufgedruckt. Hat man richtig geraten und der Themenmarker oder der dazu gelegte Zeitdehner liegen unter dem Bonus, erhält man auch diesen. Hat man das richtige Jahrzehnt, aber das Jahr um eins verfehlt, gibt es noch 4 Punkte. Liegt man im richtigen Jahrzehnt weiter weg, gibt es -1 Punkt und hat man das Jahrzehnt verfehlt (auch wenn das Jahr nur eins verfehlt wurde – also 2000 statt 1999 getippt), dann gibt es -5 Punkte.


Nach 4 Runden bzw. 24 Tipps ist der Spuk auch schon vorbei. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt. Und wie gesagt, beim ersten Lesen dachte ich „hm, könnte gut sein“. Und ehrlicherweise finde ich die grundsätzliche Idee, ein derartiges Quiz zu machen, immer noch gut. Leider krank The Decades aus meiner Sicht aber an einigen Stellen. Da wäre zuerst das „Look & Feel“. Bei den Sichtschirmen hat man schon beim ersten Auseinanderklappen die Angst, es könnte was reißen und kaputt gehen. Die Karten sind ultradünn, die Punktezähler kleine Plastikfiguren, die gefühlt aus den 70er-Jahren angereist sind, Anleitung und Karten enthalten Tippfehler bzw. die Anleitung sogar eine Stelle, die keinen Sinn macht. Dort heißt es nämlich sinngemäß „liegt man im richtigen Jahrzehnt 2 Jahre daneben, gibt es -1 Punkt“. Was bei drei oder vier Jahren daneben passiert, steht nicht in der Anleitung. Es hat natürlich Sinn gemacht, hieraus gedanklich ein „2 Jahre oder mehr“ zu machen, aber auch das bestätigt den am Ende leider doch recht „billigen“ Eindruck, den The Decades hinterlässt.

Nun könnte ein Quizspiel noch so schlecht aussehen und daherkommen, wenn die Mischung aus Spielmechanik und Fragenqualität passt. Wenn das Wörtchen wenn nicht wär…Die Fragen selbst sind teilweise bockschwer und enthalten Dinge, bei denen selbst Trivial Pursuit Weltmeister nur mit den Schultern zucken dürften. Andere Antworten kann man sich vielleicht erschließen. Da man pro Runde eine Karte durcharbeitet, müssen die Fragen auf diesen natürlich gut gemischt sein. Und das sind sie. In der Regel kann man bei ein bis zwei Fragen in etwa abschätzen, in welchem Jahr das gewesen sein müsste. Wie gesagt. Schätzen. Also brauche ich für die Fragen, bei denen ich einen Plan habe, meine Zeitdehner. Die übrigen Fragen sind freies Raten mit der Hoffnung, zumindest die richtige Dekade erwischt zu haben. Und wenn dann das Jahr 1999 ist, und man auf 2000 getippt hat…..würde man das Spielbrett gerne einfach an die Wand werfen. In Summe dürfte das Spiel also meiner Meinung nach für die breite Masse schlicht zu schwer sein. Und auch als Partyspiel dürfte eher Frust als Feierstimmung aufkommen. Außer man spiel in richtig großen Teams gegeneinander, in denen sozusagen die Schwarmintelligenz wirken kann. Dann könnte The Decades vielleicht Punkten. Oder es ist dann schlicht langweilig, weil man als Team alles weiß. Doch dann kommt der komplizierte Wertungsmechanismus zum Tragen. Ich kann mich an keine Runde erinnern, in der wir nicht in die Anleitung schauen mussten, wer wann wie viele Punkte bekommt. Das Ganze ist dann doch recht kontraintuitiv und auch leider nicht auf dem Spielbrett oder den Playerboards oder irgendwo laufend sichtbar.


Zusammenfassend kann ich also sagen, dass ich mit The Decades bis hierhin schon nicht warm werden konnte. Nun kamen aber natürlich noch die Aktionskarten dazu. Stellt Euch vor, ihr spielt ein Quiz mit insgesamt 24 Fragen (4 Runden werden gespielt, jede Runde mit einer Karte und allen 6 Kategorien) und ihr habt bei…ich sag mal 4-5 davon die Gewissheit „das weiß ich, endlich!“. Und dann kommt Euer Gegenüber an und haut Euch mit einer Aktionskarte den Marker oder den Zeitdehner vom Feld. Wem da kein Dampf aus den Ohren kommt, kann mit The Decades gern schauen, wie leidensfähig er/sie ist. Schlimmer noch, da die Aktionskarten zufällig verteilt werden, kann hier einiges in Schieflage geraten. In Summe nerven diese also nur und mehr nicht. Man merkt, dass sie nur noch schnell reingenommen wurden, um das Spiel etwas interaktiver zu machen, denn sonst würde man nur nebeneinander her quizzen. Aber da es schon schwer genug ist, überhaupt mal das richtige Jahr zu erwischen…brauche ich diese Karten definitiv nicht.

Was bleibt? Eine nette Idee…

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The Decades
Erschienen bei Jumbo
Für 2 bis 8 Spielende in ca. 30-45 Minuten ab 16 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Jumbo)
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