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15.12.2023

Aeon's End: Legacy


Die Welt steht am Abgrund und nur Riss-Magier können unseren letzten Rückzugsort, die Feste der letzten Hoffnung, gegen die Namenlosen retten, die sie bedrohen. Da kommen wir als Magier-Adepten in Aeon’s End: Legacy, die ihre magischen Fähigkeiten erst entfalten müssen, um die Welt vor dem drohenden Untergang zu retten, wie gerufen.

Aeon’s End: Legacy ist ein episches Deckbau-Spiel, dessen Geschichte sich mit jeder Partie weiterentwickelt. Das Spiel kommt mit 660 Karten daher, die diese Geschichte erzählen und mit denen wir kooperativ Schlachten um die Feste der letzten Hoffnung austragen. Zur Geschichte sei in dieser Review nicht mehr verraten, damit ihr unbelastet in eure Kampagne starten könnt. Das Spielziel ist aber immer dasselbe: Mit Magie und Artefakten den Angriff des Erzfeinds und seiner finsteren Helfer abwehren.

Planbarkeit und Zufall der Karten

Zwei Besonderheiten ragen bei Aeon’s End: Legacy, wie schon bei den zuvor veröffentlichten Titeln im Aeon’s End-Universum, hervor. Zum einen ist es das Prinzip der Kartenreihenfolge. Während andere Deckbau-Spiele typischerweise so funktionieren, dass ich Karten ausspiele, Karten kaufe, damit meinen Ablagestapel fülle und diesen schließlich mische, wenn ich das nächste Mal Karten ziehen muss, mische ich bei Aeon’s End: Legacy meinen Ablagestapel nie. Die Reihenfolge, in der ich Karten meinem Deck ergänze und ablege, ist also enorm wichtig und ein wesentlicher Teil des Spielspaßes.

Macht diese Spiel-Mechanik Aeon’s End: Legacy in gewisser Weise plan- und vorhersehbar, bringt die zweite Besonderheit das nötige Fünkchen Chaos und Zufall hinein. Die Spielerreihenfolge wird nämlich durch ein kleines Reihenfolgedeck bestimmt, aus dem zufällig eine Karte gezogen wird. Darin befinden sich sowohl die Spielerfarben als auch Erzfeind-Karten, die so dafür sorgen, dass nie ganz planbar bleibt, was genau als Nächstes passiert.


Spielerzug und Erzfeindzug: Typisch Deckbau, typisch Coop-Spiel

Im Spielerzug können wir Zauber wirken, die wir zuvor an unsere Risse gebunden (also in der Runde zuvor bereits ausgespielt haben) und spielen anschließend unsere meist 5 Handkarten aus, um Aktionen auszuführen. Diese bestehen ganz Deckbau-typisch zum Großteil des Spiels daraus, weitere Karten mit Kristallen zu erwerben oder diese Karten für ihre Effekte auszuspielen. Üblicherweise erwerben wir zu Beginn einige Kristalle, mit denen wir uns dann gegen Ende des Kampfes die teureren Karten, vor allem starke Zauber und Artefakte leisten können.

Wie bei kooperativen Spielen üblich, versucht uns der Erzfeind-Zug in Aeon’s End: Legacy das Leben schwerzumachen. Getrieben wird dies durch ein Erzfeind-Deck, das zu Beginn der Partie zusammengestellt wird. Daraus tauchen immer wieder Monster auf, der Erzfeind schmiedet Pläne oder aktiviert eine besondere Mechanik. All dies zielt letztlich darauf ab, unsere angehenden Riss-Magier außer Gefecht zu setzen und die Feste der letzten Hoffnung zu zerstören.


Der Legacy-Faktor

Nun ist Aeon’s End: Legacy nicht nur ein Deckbau, sondern eben auch ein Legacy-Spiel, das sich von Partie zu Partie verändert. Wir starten also unsere Charaktere mit sehr überschaubaren Fähigkeiten und anfangs sind diese auch noch identisch. Auf dem Spieler-Tableau sind aber bereits von Beginn an Felder für Aufkleber vorgesehen, die mit der Zeit aufgeklebt werden und unsere Charaktere nicht nur interessanter und anspruchsvoller machen, sondern auch für reichlich Asymmetrie sorgen. In unserer Zwei-Spieler-Kampagne lief es darauf hinaus, dass ein Spieler sich recht offensiv weiterentwickelte und der andere eher unterstützende Fähigkeiten auswählte. Dabei lässt uns das Spiel aber weitgehend freie Hand, was für gute Diskussionen sorgte und wohlüberlegte Entscheidungen erforderte. Auch, welche Karten uns in der nächsten Partie zum Deckbau zur Verfügung stehen, bleibt uns überlassen und von Kapitel zu Kapitel werden diese stärker und vielfältiger.

Von Kapitel zu Kapitel stieg gefühlt auch der Schwierigkeitsgrad der Herausforderungen, denen wir uns zu stellen hatten. Dabei fühlten wir uns nie überfordert, sondern genau so und genau dort herausgefordert, wohin wir uns gerade entwickelt hatten. Die Kämpfe in Aeon’s End: Legacy sind intensiv und strategisch und wir müssen unsere Decks Runde für Runde klug aufbauen und uns auf die Stärken unserer Mitstreiter verlassen. Dabei gilt es besonders, die Balance zwischen dem Kampf gegen die großen Bosse und dem Umgang mit den kleinen Minions zu halten.

Was geboten wird: weniger ist und wird mehr?

Insgesamt bietet Aeon’s End: Legacy 7 Kapitel mit jeweils neuen Inhalten. Im Vergleich zu anderen Legacy- und Kampagnen-Spielen fühlt sich dies etwas wenig an. Wenn wir alle Partien gewinnen, sind wir damit schon am Ende der Kampagne angelangt. Lohnt sich die Anschaffung dennoch? Für die reine Legacy-Erfahrung wird so ein recht hoher Preis bezahlt. Gerechtfertigt ist dieser durchaus durch das umfangreiche Material und die toll umgesetzte Textarbeit, überlegen würde ich mir dies dennoch zwei Mal. Lohnenswert wird es besonders dann, wenn ich das Material nach der abgeschlossenen Kampagne durch weitere Aeon’s End-Boxen erweitere. So können die Erzfeinde, die Vorrats-Karten (also verfügbare Zauber, Artefakte und Kristalle) und Charaktere nach Abschluss der Legacy-Kampagne mit dem Grundspiel und den Erweiterungen kombiniert werden. Diese Möglichkeit macht die Anschaffung in jedem Fall noch einmal attraktiver.

Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle auch noch einmal die hervorragende Lokalisierung durch Frosted Games. Die Geschichte wird sehr atmosphärisch erzählt und die Regeln sind auch für Aeon’s End-Neulinge gut zu verstehen. Wie bei Legacy-Spielen üblich sind die Phasen vor und nach jeder Partie, in denen sich das Spiel irgendwie weiterentwickelt, Umschläge geöffnet und Aufkleber verteilt werden, recht umfangreich. Die entsprechenden Karten, die uns durch diese Vorgänge leiten, sind aber ganz klar in ihren Anweisungen und machen es den Spielern sehr einfach, sich nicht mit Regelfragen zu beschäftigen, sondern sich auf die wesentlichen Entscheidungen im Spiel zu konzentrieren.

Fazit: super Einstieg, aber nicht für jeden

Aeon’s End: Legacy verbindet taktische Tiefe mit einer fesselnden Geschichte und lässt uns in eine Welt eintauchen, die uns noch lange begleiten wird. Es ist der perfekte Einstieg in das Aeon’s End-Universum, der uns durch das Legacy-Prinzip leicht gemacht wird. Auch für Veteranen der Spiel-Welt gibt es aber reichlich neuen Content und die ein oder andere Überraschung. Wer nur ein Deckbau-Spiel mit Twist sucht und auf Legacy-Entwicklung und Kompatibilität mit dem Grundspiel verzichten kann, ist andernorts vielleicht aber besser aufgehoben. Für den Rest von uns gilt: schnappt euch eure Magier-Robe, sammelt eure Energie und stellt euch dem Ansturm der Namenlosen! Und denkt daran: Nie mischen!
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Aeon's End: Legacy von Jenny Iglesias, Nick Little und Kevin Riley
Erschienen bei Frosted Games
Für 1-4 Spielende in ca. 45-90 Minuten ab 14 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (Frosted Games)
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