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08.10.2023

Cartaventura: Karawanen


Die Cartaventura-Reihe ist ja mittlerweile nicht mehr ganz taufrisch und trotzdem ging sie bisher komplett an mir vorbei. Sowohl spielerisch, als auch optisch. Als mir Cartaventura: Karawanen in die Hände fiel, war ich im ersten Moment entsprechend überrascht. Denn quadratische Kosmos-Schachteln kennen wir ja alle. Und ich hatte aus irgendwelchen Gründen in meinem Hinterkopf erwartet, dass die Schachtel in ihren Ausmaßen der Reihe „Spiele für zwei“ entspricht. Tatsächlich kommt sie größentechnisch aber eher an Sea Salt & Paper heran. Nur in quadratisch. Sie ist also geradezu winzig. Aber eben groß genug, um Platz für die Karten und die Anlei…nee, sowas gibt es hier gar nicht. Ein kleines Heftchen kommt aber trotzdem mit und berichtet von den realen Hintergründen, vor denen die Geschichte spielt. Und da ich mich durchaus ein wenig für Historie interessiere, fand ich das echt toll!


Nun aber mal zum eigentlichen Spiel. Karten aus der Schachtel geholt, als Stapel auf den Tisch gelegt und los geht es. Karte nehmen, vorlesen, Anweisungen befolgen. So spielt man sich durch den Stapel und baut währenddessen eine Landkarte vor sich auf den Tisch. Jeder Ort bringt wiederum weitere Karten ins Spiel, die man erkunden kann, um Gegenstände zu erhalten oder in der Geschichte voran zu kommen. So manches mal verschwinden eben noch vorhandene Optionen durch getroffene Entscheidungen und irgendwann erreicht man mal ein Ende des Spiels. Eins von mehreren. Und man hat direkt Lust, noch einmal zu spielen. Weil man weiß, dass man noch nicht alles gesehen und erfahren hat, weil man wissen will, wie die anderen Pfade verlaufen und was es noch anderes zu entdecken gibt. Ganz wie in einem guten alten Abenteuerbuch. 


Das macht Spaß, motiviert, und wir wollten definitiv alles aus dem Spiel rausholen. Auch wenn wir einmal in eine Sackgasse liefen und eigentlich nicht wussten, was wir falsch gemacht haben. Ob das nun am Spiel lag oder nicht, ist schwer zu beantworten. Wir machten das Beste draus, gingen zwei Schritte zurück und entschieden uns einfach anders. Das war nicht schlimm und auch nicht nervenaufreibend, denn das ganze Spiel ist am Ende doch sehr übersichtlich. Lediglich beim Einpacken nach einer Runde muss man vorsichtig sein: Im Spielverlauf dreht man so manche Karte um und einige dieser Karten bleiben auch beim späteren Sortieren auf der umgedrehten Seite, damit man im nächsten Durchlauf vor andere Entscheidungen gestellt wird oder andere Voraussetzungen mitbringt. Das ist im Kern total simpel, aber extrem elegant gelöst!


Und doch kann man Cartaventura durchaus vorwerfen, dass es eigentlich im Kern gar kein Spiel ist. Denn eigentlich liest man gemeinsam ein Abenteuerbuch und entscheidet gemeinsam, was man sich anschauen möchte und welche Entscheidungen man fällt bzw. welche Wege man beschreiten möchte. Es wird nicht gekämpft, nicht gewürfelt, nicht geknobelt oder gerätselt, nichts kombiniert oder sowie „herausgefunden“. Man trifft lediglich Entscheidungen, sucht Karten heraus und liest Texte. Eine interaktive Geschichte eben. Nicht mehr, nicht weniger. Und doch macht es Spaß und man möchte direkt nochmal loslegen, bis man alle Karten und jeden sprichwörtlichen Winkel erkundet hat. Denn die Spielzeit gibt das mit ihren nicht mal 60 Minuten (beim ersten Durchgang, bei den folgenden aufgrund sich teilweise wiederholender Karten weniger) locker her. Und so bereisen wir die Seidenstraße und finden schließlich unser Ziel…oder auch nicht…und es geht gar nicht um richtig oder falsch oder um gewinnen oder verlieren. Sondern einfach darum, gemeinsam eine Geschichte zu erleben. Toll gemacht, toll geschrieben, ein schönes Erlebnis „für Zwischendurch“. Nicht mehr, nicht weniger.
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Cartaventura: Karawanen von Pierre Buty, Thomas Dupont
Erschienen bei Kosmos
Für 1 bis 6 Spielende in 30-60 Minuten ab 10 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Kosmos)
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