Floodgate Games stehen für innovative Ideen, sei es spielmechanisch und/oder materialtechnisch. Mit Sagrada begeistern sie bis heute Würfel- und Puzzlefreunde in aller Welt, aber auch Spiele wie Fog of Love, Kites, Bosk und Holi bewiesen ihre Kreativität. Was sich aber abzeichnet ist dabei die Freude zum Puzzlen oder aber das soziale Miteinander, wie bei Fog of Love. Décorum schlägt nun ebenfalls in diese Richtung und bringt uns ein Spiel mit dem charmanten Untertitel “A game of passive aggressive cohabitation”. Skellig Games wird uns nun demnächst den deutschen Untertitel präsentieren und hat uns hier aber schon mal das englische Exemplar zum Test gegeben.
Das Spiel ist für 2-4 Spieler ab ca. 13 Jahren und die Autoren sind Charlie Mackin, Harry Mackin und Drew Tenenbaum. Der Ablauf unterscheidet sich ein wenig zwischen dem 2-Spieler-Spiel und dem mit 3 oder 4 Spielern. Bei 2 Spielern durchlaufen wir eine Art Kampagne mit 20 Szenarien, während wir bei 3 und 4 Spielern uns an einem von 10 Szenarien probieren.
Inhaltlich bleibt es aber gleich und zwar ziehen wir alle in ein Haus mit Küche, Bad, Schlaf- und Wohnzimmer und wollen dieses nun gemeinsam einrichten, dabei aber so gut es geht alle Wünsche eines einzelnen berücksichtigen. Gestalterisch tätig kann man bei der Wandfarbe werden, sowie bei Dekorationen wie Bilder, Lampen und Figuren. Diese gibt es dann noch in “modern”, “retro”, "antiquarisch" und “ungewöhnlich”.
Jeder Spieler hat nun Vorgaben wie z.B. "Alle Räume im Erdgeschoss sollen eine blaue Wandfarbe haben”, “in der Küche nur gelbe Dekoration” oder “im Schlafzimmer nur modernes” etc.
Wenn man nun am Zug ist, darf man entweder einen Teil entfernen, hinzufügen oder austauschen, wobei z.B. eine Lampe nur gegen eine Lampe ausgetauscht werden darf. Oder ich wechsel in einem Raum die Wandfarbe. Ich kann auch passen, wenn ich beim aktuellen Stand alle meine Wünsche berücksichtigt habe. Nach jeder meiner Aktionen dürfen die Mitspieler diese kommentieren. Entweder “Ja, das gefällt mir”, “ist mir egal” oder “Das geht ja mal gar nicht!”. Aus diesen Rückmeldungen und den gewählten Aktionen müssen wir nun rückschließen, was wohl die anderen für Vorgaben haben, denn uns bleiben “nur” 30 Runden Zeit diese Vorgaben unter einen Hut zu bringen.
30 Runden mag viel klingen, aber lasst euch gesagt haben, dass die relativ schnell weg sind, wenn man sich in ein gewisse Sackgasse manövriert hat und man wirklich langsam passiv aggressiv zu Werke geht und zum fünften Mal die gelbe Lampe wieder ins Schlafzimmer stellt. Jedes Szenario funktioniert natürlich!
Im Spiel zu Zweit kann man in Runde 15, 20 und 25 sein Herz ausschütten und dem Mitspieler eines der Ziele nennen in der Hoffnung, dass er oder sie nun endlich versteht warum man ständig die Lampe ins Wohnzimmer gestellt hat, kostet uns bei der Wertung aber auch jeweils 2 Punkte, wenn man dies getan hat. Bei 3 / 4 Spielern gibt es analog ein Hausmeeting, hier darf ich zunächst allgemein mitteilen, wie ich den Zustand empfinde und kann dann einem Mitspieler eine meiner kleineren Aufgaben mitteilen, in dem ich diesem eine kleine Karte gebe, in der die Vorgabe genannt wird.
Das Ende ist erreicht sobald alle Vorgaben erfüllt wurden oder eben nach Runde 30. Für jede erfüllte Aufgabe gibt es 3 Punkte und für nicht verwendete Herz-Marker (die auch beim Hausmeeting verwendet werden) nochmal 2 Punkte.
Spannend: Für das 2 Personen-Spiel befindet sich noch Extra-Material in der Schachtel, die man im Lauf der Szenarien entdecken kann. Schöne Idee. Auch die Szenarien selbst sind super gestaltet und mit lustigen Easter Eggs versehen.
Apropos Gestaltung: die wird sicherlich zu unterschiedlichen Meinungen führen, denn der Stil ist schon gewöhnungsbedürftig und bedarf ein wenig Phantasie. Das weiße Haus mit den recht knalligen Token hilft zwar bei der Übersicht, aber richtig stimmig und “echt” sieht es nicht aus. Aber am Ende wirklich Geschmackssache.
Das Spiel geht in die Richtung wie Cryptid oder Tobago, wobei hier die soziale Komponente im Vordergrund steht und man selbst mit seinen Aktionen Hinweise gibt, um die Lösung des Problems zu finden, während bei den anderen Titeln diese die Spieler selbst übernehmen. Es kann also auch mal knallen und frustrieren, wenn die Mitspieler es einfach nicht verstehen wollen, aber das muss mit Humor genommen werden, denn der Untertitel verrät, dass genau diese Emotionen gewollt sind und man sich darüber auch wieder ein wenig mehr kennenlernt.
Décorum ist sicherlich ein spezielles Spiel, aber wer sich darauf einlassen kann, der wird seinen Spaß finden. Die Szenarien sind ausreichend anders, da man vor immer neue Herausforderungen gestellt wird und man sich schnell fragt “Wie soll das denn gehen?”. Wer darin seinen Reiz sieht, schaut euch Décorum auf jeden Fall mal an. Ich war für meinen Teil wirklich sehr positiv überrascht. wobei ich es als 2-Personen-Spiel interessanter finde und bei mehr Spielern es als anstrengender sehe, aber das mag ja dann auch für andere wieder Reiz ausmachen.
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Décorum von Charlie Mackin, Harry Mackin & Drew Tenenbaum
Erschienen bei Skellig Games & Floodgate Games
Für 2-4 Spieler in ca. 30-45 Minuten ab 13 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Skellig Games & Floodgate Games)
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