Durchmarsch

Glücksspiel kann süchtig machen. Im Falle von Gesellschaftsspielen ist die Gefahr immerhin nicht ganz so dramatisch – schließlich wird nicht mit Existenzen und Geld gespielt. Mit dem Push-Your-Luck-Mechanismus bringen einige Spiele den Nervenkitzel trotzdem ziemlich mitreißend aufs Brett. In ganz kleinem Format schafft das auch Durchmarsch, das klassische Roll & Write-Spiele mit einem besonderen Twist verfeinert.

Durchmarsch ist ein kleines Roll & Write für 2-4 Spieler*innen und dauert circa 10 Minuten.

Regeln & Spielablauf 

 
Zunächst muss man an dieser Stelle die wirklich tolle Anleitung hervorheben. Mit etwas Witz formuliert erklärt sie hier alle Fragen, die aufkommen könnten, kompakt und verständlich. Ja, auch bei kleinen Spielen ist das leider nicht die Norm. Tatsächlich ist Durchmarsch dann auch in kürzester Zeit erklärt – wie es sich für ein Roll & Write dieses Niveaus auch gehört.

Natürlich erhalten auch hier alle Mitspielenden einen Zettel vom im Spiel enthaltenen Block. Diese enthalten vier Zahlenreihen von 10-2 und daneben jeweils eine kleine Box zum Ankreuzen. Das Ziel ist als erste Person eine Reihe vollständig angekreuzt zu haben. Aber: Das ist nicht in jeder Partie überhaupt der Fall.

Dann kann es auch schon losgehen, indem eine Person zum ersten Mal die acht orangefarbenen Würfel würfelt. Ihr Ziel: Mit zwei Würfeln eine 10 bilden zu können. Ist das geschafft, darf sie in der obersten Reihe die 10 durchstreichen. Nun hat sie die Wahl: Möchte sie mit einem Würfel weniger – also 7 Würfeln – noch versuchen eine 9 mit zwei Würfeln zu erlangen? Oder geht sie auf Nummer sicher und versucht es nächste Runde wieder mit 8 Würfeln? 

 

Mit ganz viel Würfelglück kann in einem Zug auch eine ganze Reihe geschafft werden - man würfelt mit mindestens fünf Würfeln, ab der 6 muss jedoch nur noch ein einzelner Würfel die geforderte Zahl zeigen.

Immer wenn in einem Zug die nächste freie Zahl in der aktuellen Reihe nicht mit den gewürfelten Zahlen gebildet werden kann, muss der kleine Kasten neben der Reihe angekreuzt werden. Dann muss der nächste Zug in der nächsten Reihe beginnen – hier dann wieder ganz links und bei damit bei der 10.

Hat man bei allen vier Reihen die Box angekreuzt, fängt man im nächsten Zug wieder in der obersten Reihe an. Nun geht es aufs Ganze: Wird noch eine Zahl nicht geschafft, ist die ganze Reihe verloren. Schafft man alle vier Reihen nicht, ist man aus dem Spiel ausgeschieden. 

Entweder es gewinnt also die Person, die zuerst eine Reihe komplett ausfüllen konnte – oder die Person, die als letzte noch nicht ausgeschieden ist. Mit Fehlwürfen muss hier also durchaus gehaushaltet werden.

Fazit: Adrenalinkick in Mini

Wie es sich für ein Push-Your-Luck-Spiel gehört, ist bei Durchmarsch der Nervenkitzel höher als ein Stapel aller bisher veröffentlichten EXIT-Spiele. Man gönnt den anderen Spielenden schon das ein oder andere schlechte Würfelergebnis  - und das Gefühl einen Durchmarsch, also eine komplette Reihe in einem Rutsch zu schaffen, ist wirklich großartig. Die permanente Überlegung, nun auf Nummer sicher zu gehen oder doch lieber weiter zu zocken, verliert auch nicht an Reiz. 

Klar – sonderlich anspruchsvoll ist das Spiel nicht, manche würden gar sagen ‚stumpf‘. Aber gerade das sollten Absacker ja auch sein dürfen. Etwas schöner hätte das Spiel trotzdem aussehen können: Bei dem Cover und den orangefarbenen Würfeln würde zumindest ich nicht direkt zuschlagen.

Ein wenig kommt sogar die anheizende Atmosphäre von Spielen wie Camel Up auf den Tisch, nur eben ohne großen Aufbau und in kompakter Spielzeit. Für zwischendurch darf man Durchmarsch also auch eine Chance geben, denn unterhaltsam ist es dank dieses kleinen Ärger-Faktors auf jeden Fall. Wie viele Jahrgänge es am Ende im Regal überlebt, sei mal dahingestellt. In der Kategorie „Klein, aber fein“ hat es einen Platz bei den fiesen Spielen aber durchaus verdient.