In der Brettspielwelt entwickeln sich ja immer wieder Trendthemen, die man entweder nach und nach mehr wahrnimmt oder einem mit dem Vorschlaghammer vorgesetzt wird. Bei diesem Thema nun ist es eher der Vorschlaghammer, denn gefühlt gab es in den letzten Wochen und Monaten jede Menge Spiele mit Bezug zu Charles Darwin. Darwin’s Journey kann sich aber dann doch gekonnt von den anderen Titel abheben, denn mit Simone Luciano und Nestore Mangone sind zwei sehr beliebte Autoren am Werk gewesen, die eigentlich immer für gute Eurogames stehen. Thundergryph Games als Publisher steht für ansehnliche Spiele von hoher Qualität, eine Kombi, die noch mehr Interesse weckt. Ach und die lieben Menschen von Skellig Games sind so nett gewesen und haben uns dieses Spiel ins Deutsche gebracht und uns das Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
Darwin’s Journey ist für 1-4 Spieler und braucht je nach Spieleranzahl schon mal gut 90-120 Minuten und wir spielen hierbei die berühmte Reise Darwins zu den Galapagos Inseln nach, wobei wir selbst nur Teilnehmer dieser Expedition sind und nicht selbst mit der HMS Beagle hantieren.
Natürlich möchten wir aber den guten Herrn Darwin bei seiner Expedition am Bestmöglichen unterstützen und sammeln dabei Siegpunkte über einen recht innovativen Worker-Placement Mechanismus. Im Laufe des Spiels werden wir nämlich unsere Worker spezialisieren, so dass sich mehr und mehr Möglichkeiten zum Einsatz ergeben.
Ein wichtiger Bestandteil ist natürlich die Schifffahrt und die damit einhergehende Erkundung der Inseln, dafür müssen wir mit unserem Schiff die Küsten entlang fahren und dann an den jeweiligen Inseln Entdecker von Bord gehen lassen, die dann wiederum Flora und Fauna aufspüren Das sind mechanisch gesehen zwei Leisten bzw. für jede Insel gibt es eine eigene Leiste. Mit Hilfe der Worker Spots erhalten wir jeweils Schritte und können nebst den Tieren und Pflanzen auch noch andere Boni sammeln und Zeltcamps aufstellen, die uns ebenfalls Vorteile verschaffen.
Die gesammelten Tiere und Pflanzen kann ich dann später an ein Museum schicken und erhalte dafür Punkte und/oder Geld. Auch Briefe werden fleißig geschrieben und nehmen Einfluss auf Zwischenwertungen, die am Ende einer Runde vollzogen werden. Natürlich kann ich mir auch weitere Worker an Bord holen und diese sowie bestehende Worker weiter “ausbilden”, was durch verschiedenfarbige Wachssiegel dargestellt wird. Anzahl und Farbe der Wachssiegel werden dann von den Einsatzfeldern vorgegeben und können nur von entsprechenden Workern verwendet werden.
Ein weiterer interessanter Clou im Bezug auf die Einsatzfelder ist, dass manche erst im Laufe des Spiels freigekauft werden müssen und derjenige Spieler, welcher dies eröffnet hat, wird dann beim Einsatz von Mitspielern entlohnt. Ein wichtiger Aspekt, gerade im Bezug auf die Endwertung, ist auch die Evolutionstheorie Darwins. Hierbei sind wir unterstützend tätig und können dann ebenfalls eine Leiste voranschreiten, die uns dann am Ende, je nach Fortschritt, einen Multiplikator gibt.
Weiterer Punktelieferant sind die Ziele, die wir erfüllen können und uns im Laufe des Spiels teilweise auch erst beschaffen müssen, die geben für das Spiel selbst Boni und Fähigkeiten und am Spielende Punkte.
Wir spielen insgesamt über fünf Runden Darwins Journey und schließen mit einer Endwertung ab, der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt das Spiel!
Was für ein Biest von gehobenem Kennerspiel, vielleicht auch Expertenspiel, die Grenze verschwimmt hier meiner Meinung nach ein wenig. Man wird zunächst erschlagen mit Informationen und Möglichkeiten, was einem durch die etwas wuselige Optik (gerade die Seekarte) auch nicht zwingend erleichtert wird, aber wer diese Hürde genommen hat, wird schnell merken was ein wunderbares, rundes Spiel sich hinter Darwins Journey versteckt.
Alles greift wunderbar ineinander, alles hat hier Hand und Fuß, jedes Einsatzfeld hat seine Berechtigung. Und der Kampf um die besten Plätze wird schnell losgehen, denn viele Bereiche können nur von einem Spieler genutzt werden und falls ein zweiter Spieler den gleichen Bereich nutzen möchte und damit mein ich nicht zwingend die gleiche Aktion, der muss tief in die Tasche greifen. Und schwupps muss man eine Aktion nehmen, die einen gar nicht mal weiterbringt. Das ist zunächst eine Mechanik, an die man sich gewöhnen muss, aber jede Menge Feuer ins Spiel bringt. So kann ich bewusst Mitspieler, die Planung zunichte machen, indem ich einen Bereich zuerst verwende und somit die Folgekosten erhöhe.
Ziemlich kopflastig kann es aber bei der Ausbildung der Worker zugehen, so können schon mal ein paar Minuten vergehen, bis man sich überlegt hat, welches Siegel man zu welchem Worker platziert. Hat man aber gut geplant, dann können sich später richtig schöne Ketten bilden, wenn man z.B. die Insel erkundet, dabei Boni sammelt und sich somit neue Möglichkeiten erschafft oder Punkte kassiert .
Darwins Journey ist auf jeden Fall ein herausforderndes Spiel, aber zugleich belohnt es einen für die Mühen und schlussendlich hat man ein gutes, rundes Gefühl und das ist in diesem Fall schon eine Kunst, die man erstmal nicht erwarten würde. Über die Optik lässt sich sicherlich streiten, ich persönlich bin nun ebenfalls nicht der größte Fan vom Design des Herrn Paolo Voto, aber man gewöhnt sich schnell daran, wobei die Ikonographie erst nach 2-3 Partien bei mir vollends ins Blut übergegangen ist.
Das Material ist auf hohem Niveau, auch wenn ich es schon schade finde, dass es die Wachssiegel in der Retailfassung nur aus Pappe gibt und nicht in der schönen Wachs-Optik. Sicherlich eine Spielerei, aber ich denke gerade diese Komponente hätte ich als USP in die Retailfassung übernommen.
Ihr merkt schon, mich hat Darwins Journey als Freund von Italo-Euro-Games vollends überzeugt und wer sich ebenfalls als Freund dieses Genres sieht, sollte nicht lange zögern und zuschlagen. Andere sollten evtl. mit anderen Titeln wie Marco Polo oder meinem geliebten Grand Austria Hotel anfangen.
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Darwin's Journey von Simone Luciani & Nestore Mangone
Erschienen bei Skellig Games (bzw. ThunderGryph Games)
Für 1-4 Spieler in ca. 60-120 Minuten ab 14 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Skellig Games / Thundergryph Games)
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