Katzen betreiben ein Kaffee und schwingen die Pfote als Barista? Da fällt mir nur eins zu ein: Kopi Luwak.
Klingelt nicht? Dann vielleicht bei dem geläufigeren Begriff: Katzenkaffee!
Katzenkaffe, bzw. Kopi Luwak ist der teuerste Kaffee der Welt. Besonders sind nicht etwa die Kaffeebohnen selbst, sondern dass sie einmal den Magen-Darm Trakt eines Fleckenmusang durchwandern und dabei ihr einzigartiges Aroma erhalten. Ja! Ganz genau. Richtig gelesen. Ausgeschiedene Kaffeebohnen werden geröstet und anschließend zu sehr teurem Kaffee gemahlen.
Fleckenmusangs und in ihrem Darm fermentierte Kaffeebohnen kommen bei Café del Gatto nicht vor, aber eventuell wäre das ja eine Idee für eine Erweiterung.
Wir finden uns also als samtpfotige Barista wieder und verfolgen das Ziel, möglichst hochwertige Kaffeespezialitäten an unsere Gäste zu servieren. Dafür stehen uns unterschiedliche Kaffee- und Milchqualitäten zu Verfügung und zudem in unterschiedlichen Zubereitungsformen. Darf es heiß, kalt oder mit Schaum sein? Aber bitte nicht mischen, sonst muss man seinen Kaffee verramschen und erhält nur eine magere Münze dafür.
Und was benötigt man als Barista? Eine Espressomaschine und ein paar leere Tassen natürlich. Die gilt es bereit zu legen und schon kann es losgehen.
Um spitzenmäßigen Kaffee zuzubereiten hat man drei Aktionsmöglichkeiten. Entweder bediene ich mich an der Espressomaschine, serviere Kaffee oder nehme zwei Münzen aus dem Vorrat.
Sich an der Espressomaschine zu bedienen ist dabei ein Quell der Freude. Die Kaffee- und Milchsteine sind sehr wertig, klackern wundervoll und liegen angenehm in der Hand. Sie erinnern an die bekannten Azul Steine.
Jeder Stein hat eine eigene Zubereitungsart (kalt, heiß, schaumig) und einen Baristawert (1-4). Steine mit einem 1er Wert erhalten zusätzlich einen Zuckerwürfel.
Was die jeweiligen Steine kosten variiert dabei, denn der Baristawert des nebenan liegenden Steins wird dabei als Preis aufgerufen. So kann man einen 4er Baristawert im günstigsten Fall schon für eine Münze ergattern.
Der gekaufte Kaffee bzw. die gekaufte Milch muss nun in die bereit liegenden Tassen gefüllt werden. Dabei gilt zu beachten, dass man – wie im wahren Leben auch – die Tasse natürlicherweise von unten nach oben füllen muss.
Hat man eine oder mehrere volle Tassen, kann man sich auch dazu entscheiden diese einem Gast zu servieren. Nun erhält man zum einen Siegpunkte für den summierten Baristawert, sowie Münzen für die Gleichartigkeit der Zubereitungsform. Je weniger verschiedene Zubereitungsformen, desto wertvoller die Kaffeespezialität. So erhält man für einen Latte Macchiato mit nur einer Zubereitungsform bspw. 7 Münzen. Hat man dagegen alle drei untergebracht sind es lediglich zwei Münzen. Welcher Kaffee mit welchen Zubereitungen wieviele Münzen bringt ist wunderbar auf einem Aufsteller abgebildet.
Die Summe der Baristawerte erhält man dagegen nicht automatisch als Siegpunkte. In der Tischmitte liegen verschiedene Wertungsplättchen aus und das passende muss auch noch verfügbar sein und ausliegen. Ist das Plättchen zur passenden Wertung allerdings schon von einem Mitspieler beansprucht, hat man noch die Möglichkeit mit Zuckerwürfeln den Baristawert zu erhöhen. Hat man keine oder möchte diese nicht einsetzen, bleibt einem nur noch übrig zum nächst niedrigeren zu greifen. Das kann bei mehreren Spielern schon zu einigen Frustmomenten führen, da es den Verlust vieler Siegpunkte bedeuten kann.
Kann man weder an der Espressomaschine einkaufen noch Kaffee servieren, hat man als letztes noch die Möglichkeit zwei Münzen zu nehmen.
Das Spielende wird ausgelöst, sobald der erste Spieler seine 5 Tassen ausgeliefert hat.
Baristameister ist natürlich der Spieler mit den meisten Siegpunkten.
Fazit
Café des Gatto ist ein schnell gespieltes Familienspiel mit sehr kurzen Regeln und tollen Komponenten. Zwar ist es zu Beginn etwas lästig die Wertungsplättchen zu sortieren und aufzubauen, aber sie haben durchaus ihre Berechtigung. Zusätzlich erhält jeder 5 unterschiedliche Kaffeetassen. Also noch mehr Pappe im Karton, welches man sortieren muss. Ich kann den Gedanken nachvollziehen, dass man sich hier für Einzelteile entschieden hat. Es sollen eben einzelne Tassen Kaffee sein. Aber durch die Vielzahl der Wertungsplättchen hätte man an dieser Stelle gerne auf ein Spielertableau ausweichen dürfen. Einfach, um die Plättchenflut etwas zu senken.
Dagegen wäre uns beim Spiel zu viert einmal fast die Kaffeesteine ausgegangen. Spielen kann man ja bis 5 Spielern. Wie man in solch einem Fall vorgeht ist leider in der Anleitung nicht erwähnt.
Das Kaffeethema ist insgesamt schön umgesetzt und das Spiel thematisch. Aber die Katzen haben es nur in den Namen (Café del Gatte (ital.) = Katzencafé) und auf das Cover geschafft. Im Spiel selbst spielen Katzen keine Rolle mehr. Schon allein wegen des Namens hatte ich durchaus erwartet, dass Katzen in irgendeiner Form eine Rolle spielen würden. Tun sie allerdings nicht.
Café del Gatto bringt tolle Entscheidungsmöglichkeiten. So gilt es strategisch abzuwägen, ob man nun einen Kaffee kreiert der viele Münzen bringt oder darauf verzichtet und stattdessen viele Baristapunkte einsackt bevor es jemand anderes tut. An dieser Stelle ist man auch abhängig vom Glück. Liegt der passende Stein mit genau der fehlenden Zubereitung und einem hohen Wert aus? Oder muss ich in den sauren Apfel beißen und auf die Zubereitung verzichten. Dann erhalte ich allerdings nur wenige Münzen. Umgekehrt erhalte ich viele Münzen, muss allerdings im Auge behalten welche Wertungsplättchen noch ausliegen. Im Zweifel erhalte ich ein niedriges, was mich am Ende den Sieg kosten könnte.
Trotz der sehr einfachen Regeln ist Café del Gatto durchaus strategisch.
Ob das bereits – wie vom Verlag empfohlen - Kinder ab 8 Jahren hinbekommen? Im Spiel zu zweit und zu dritt sicherlich, aber Café del Gatto kann mit bis zu 5 Spielern gespielt werden. Und je mehr Spieler, desto stärker die Abhängigkeit vom Glück und der Wahl der anderen. Bzw. kann man bewusst einen Stein aus der Espressomaschine so wählen, dass der vermeintliche Wunschstein des Folgespielers für diesen unerschwinglich wird. Auch der Frust bei bereits weggeschnappten Wertungskarten steigt exponentiell. Die Entscheidungen und das Abwägen des passendes Steins fallen bei mehr Spielern nochmal deutlich mehr ins Gewicht. Auch das Thema ist nicht an Kindern ausgerichtet. Welcher 8-jährige weiß schon, wie sich ein Cappuccino von einem Latte Macchiato unterscheidet.
Ok, welcher Erwachsene weiß das schon...
Nichtsdestotrotz ist Café del Gatto ein toller Einstieg, um Kindern den Weg in die Welt der strategischen Spiele zu ebnen. Zwar ist das Thema für Kinder nicht unbedingt der Brecher, aber die Komponenten holen das wieder heraus.
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Café del Gatto von Lena Burkhardt und Julia Wagner
Erschienen bei Schmidt Spiele
Für 2 bis 5 Spieler in ca. 30 Minuten ab 8 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Schmidt Spiele)
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