Ich muss gestehen, wenn Richard
Garfield als Autor auf der Schachtel steht, dann bin ich on fire. So waren
zuletzt Carnival of Monsters, Mindbug und The Hunger auch Pflichtkäufe für
meine Sammlung. Mit Magic the Gathering hat der Mann mich und viele andere schlicht
ins Hobby gebracht. Fast 30 Jahre ist das bei mir nun schon her. Dem
Groschengrab Magic habe ich mittlerweile zumindest offline entsagt, bei neuen
Titeln von Richard Garfield horche ich aber weiterhin auf und will sie auf
jeden Fall ausprobieren. So nun also auch bei Würfelhelden, einem Kinder-/Familienspiel
für 2-4 Personen, welches bei Amigo erscheint.
Bei Würfelhelden stellen wir im Königreich Therion Helden dar und eilen der Königin zu Hilfe. Bösewichte bedrohen das Königreich und unsere Aufgabe ist es diese zu stellen. Für jeden Bösewicht winkt eine stattliche Belohnung. Weiterhin können wir auch noch zusätzlich Münzen erwürfeln. Wer nach dem Fangen des letzten Bösewichtes das größte Vermögen angehäuft hat gewinnt die Partie.
Gespielt wird bei Würfelhelden
reihum. Jeder von uns stellt einen Helden dar und hat einen Satz von 9 Würfeln.
Von denen stehen uns zu Beginn aber nur 3 weiße Würfel zur Verfügung. Weiterhin
gibt es auch noch 3 gelbe und drei rote Würfel, welche wir mit der Zeit
erwürfeln können. Am Zug würfeln wir und können noch zwei Mal nachwürfeln. Mit
dem endgültigen Wurf müssen wir dann aber leben. Auf den Würfeln abgebildet:
Schwerter (1-3 Schwerter), Münzen, Würfelsymbole und Kreuze. Münzsymbole werfen
Münzen ab. Mit Würfelsymbolen können wir uns für ab dem nächsten Zug
zusätzliche gelbe und rote Würfel erspielen. Hierbei erlangen wir mit
den weißen Würfeln
gelbe Würfel und mit den gelben Würfeln rote Würfel. Kreuze wiederum sorgen
dafür, dass wir einen Würfel unmittelbar wieder verlieren. Bleiben noch die
Schwerter: Mit Ihnen fangen wir die Bösewichte. Diese liegen als
Steckbriefe-Plättchen-Stapel in der Tischmitte aus. Am Ende des Zuges zählen
wir unsere Schwerter und legen die Würfel eventuell zum Stapel der Steckbriefe.
Vorrausetzung dafür: Es liegen dort noch keine Würfel oder die Anzahl unserer
Schwerter ist höher als die Anzahl der dort ausliegenden Schwerter. Ziel der
Angelegenheit ist, dass unsere Würfel dort liegen bis wir selbst wieder an den
Zug kommen. Ist dies der Fall haben wir den Bösewicht geschnappt und dürfen uns
den Steckbrief nehmen. Dieser ist 5-15 Münzen wert. Wurde der letzte Steckbrief
aus der Mitte genommen, so endet das Spiel.
Es geht also munter hin und her und wir versuchen meist über die ausliegende Schwertzahl hinaus zu kommen. Spätestens der letzte Spielende in Reihe vor der Person mit dem aktuellen Gebot sollte es aber angehen. Im Blick haben sollte man aber auch, dass man die Anzahl seiner Würfel erhöht um dauerhaft größere Chancen zu haben Schwerter und Münzen zu erlangen. Denn nur mit den weißen Würfeln hat man keine Chance die Partie zu gewinnen. Weiterhin ist der Steckbrief-Stapel aufsteigend angeordnet. Der erste Bösewicht bringt 5 Münzen, der letzte 15 Münzen und alle anderen jeweils 10 Münzen. Ganz spannend fand ich zu sehen, dass man auch durchaus mitspielen kann, wenn man sich auf das Erwürfeln von Münzen kapriziert und die anderen um die Bösewichte rangeln lässt.
Würfelhelden ist ein Spiel mit ziemlich hohen Glücksfaktor und begrenzten Möglichkeiten sein spielerisches Handeln auszurichten. Durch das Nachwürfeln hat es eine ziemlich hohen Push-your-luck-faktor. Schließlich riskiert man mit jedem Nachwürfeln gelbe und rote Würfel wieder zu verlieren. Die Komplexität der Regeln finde ich für Kinder ab der zweiten Klasse angemessen. Familien mit Kindern in diesem Alter werden in Würfelhelden ein Spiel finden, welches überschaubare Regeln hat und sich in etwa 30 Minuten spielen lässt. Man konkurriert zwar um Steckbriefe und verliert Würfel, trotzdem hat das Spiel keinen hohen Frustfaktor. Es gibt ja keine unmittelbare Konfrontation zwischen den Spieler*innen. Gelegentlich kann sich das Spiel aber ein wenig ziehen, wenn sich die Schwertergebote für einen Bösewicht nur langsam steigern. Empfehlenswert ist es in meinen Augen das Spiel zu Dritt oder viert zu spielen. Für das Zwei-Personen-Spiel wird mit einem Regelkniff gearbeitet. Hier erhält man den Steckbrief nur, wenn man zweimal in Folge mit den Schwertern nicht überboten wurde. Eine sinnvolle Anpassung um das Spiel zu zweit spielbar zu machen, in meinen Augen funktioniert dies aber nicht ganz so gut wie im Mehrpersonenspiel.
Für die Grafik zeichnet sich bei Würfelhelden im Übrigen Dann May verantwortlich. Wer Everdell oder Black Orchestra kennt, der ahnt das die Gestaltung von Würfelhelden dementsprechend gelungen ist und Freude bereitet. Auch die grafische Gestaltung der Anleitung ist übersichtlich und die Regeln dementsprechend leicht erlernbar. Mit Würfelhelden bietet uns Amigo also ein sehr ansprechend gestaltetes Würfelspiel für Kinder und Familen, welches dank einfacher Regeln schnell auf den Tisch zu bringen ist. Die spielerischen Freiräume bei Würfelhelden sind eher begrenzt. Dementsprechend sehe ich den Titel eher bei wenig spielenden Familien und bspw. nicht als leichten Absacker einer Vielspieler-Runde. Die Augen aufhalten sollten Fans auf jeden Fall nach der Alphatiere-Promo. Als Download ist sie schon bei Amigo auf der Homepage. Vielleicht begegnet sie uns demnächst ja auch in freier Wildbahn.
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Autor: Richard Garfield
Erschienen
bei Amigo
Für 2-4 Spieler*innen ab 8 Jahren.
Spieldauer
etwa 30 Minuten