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17.05.2023

Clever 4 Ever


Wir waren immer schon ganz schön clever. Doch dann sind wir über uns hinausgewachsen und waren plötzlich doppelt so clever wie zuvor. Unerwarteterweise haben wir dann sogar noch einen draufgesetzt und unsere Cleverness potenziert. Und nun sind wir am Ende unserer Reise angekommen (?) und werden für immer die Cleversten auf diesem Planeten sein, halt Clever 4 Ever. Für mich persönlich hat der erste Teil der Clever-Reihe eine ganz besondere Bedeutung, da es letztlich dieses Spiel war, das meine Frau – neben einigen Dominionpartien mit ihr und meinen Eltern – regelmäßig und mit Begeisterung an den Spieletisch gelockt hat. Es gab Wochen, in denen wir jeden Tag mindestens eine Partie heruntergewürfelt haben. Und in jeder Partie gab es ein erneutes Feuerwerk an Kettenzügen mit Boni wohin das Auge auch reicht. Ja, der Herr Warsch versteht es verdammt gut, die Spieler durch ständige belohnende Züge zu begeistern.

Auch Teil zwei der Reihe hat bei uns mit voller Wucht eingeschlagen, und mir fällt es immer noch schwer zu entscheiden, ob ich den ersten oder zweiten Teil lieber mag, wobei wir Doppelt so Clever immer nur mit dem Challenge Block 1 spielen, da er schlichtweg besser ist als der Standardblock. Doch dann kam der dritte Teil und…. naja… wenn ich zuvor davon gesprochen habe, dass der zweite Teil mit voller Wucht eingeschlagen ist, dann hat es bei Clever Hoch Drei wohl nur ein kleines Puffff… oder eher ein Püffffchen gegeben beim Einschlag. Das Problem am dritten Teil – und ich weiß, dass ich Andrés Meinung in der Rezension zum dritten Teil der Reihe hier widerspreche – ist das bei mir stets aufkommende Gefühl einer großen Eingeschränktheit. Zu oft kann man mit dem Würfelergebnis nichts anfangen, da zu spezifische Zahlen zum Weiterkommen in den einzelnen Bereichen gefragt sind.


Umso gespannter war ich bzw. waren wir also nun auf den vierten und letzten (?) Teil der insgesamt so großartigen abstrakten Roll & Write-Reihe des Schmidt Spiele Verlags: Clever 4 Ever. Natürlich haben sich auch bei diesem Teil die Grundregeln nicht geändert: man würfelt mit sechs verschiedenfarbigen Würfeln, sucht sich einen der Würfel aus, trägt eine Zahl im entsprechenden Farbbereich ein bzw. kreuzt dort ein Feld durch, und legt jeden Würfel der eine kleinere Augenzahl als der gewählte zeigt, auf das auf der Spieleschachtel aufgedruckte Silbertablett. Das wiederholt man weitere zwei Male, wobei nach Auswahl des dritten und letzten Würfels alle restlichen Würfel aufs Silbertablett gelegt werden, sodass man am Ende drei Würfel selbst aktiviert und die anderen drei aufs Silbertablett verfrachtet hat. Nun darf sich, bevor der nächste Spieler an der Reihe ist, jeder inaktive Spieler noch einen der drei Würfel auf dem Silbertablett aussuchen, um eine entsprechende Zahl oder ein entsprechendes Kreuz in einem seiner Farbbereiche einzutragen. Am Ende von 4 – 6 Runden (je nach Spieleranzahl) zählt man schließlich die Punkte seiner einzelnen Bereiche sowie die gesammelten Füchse, die jeweils so viel zählen, wie der eigene punkteärmste Farbbereich, zusammen, und derjenige mit den meisten Punkten gewinnt.

Werfen wir nun jedoch einen genaueren Blick auf die einzelnen Farbbereiche. In Gelb haben wir es mit drei unterschiedlichen übereinanderliegenden Reihen zu tun, die wir mit Zahlen jeweils von links nach rechts auszufüllen haben, wobei die Zahlen in der obersten Reihe aufsteigend sein müssen, die Zahlen in der mittleren am Ende zusammengezählt Minuspunkte und die Zahlen in der unteren Reihe zusammengezählt am Ende Pluspunkte bringen. Zudem gibt es am Ende Punkte für jede komplett ausgefüllte Spalte (also wenn man zum Beispiel in jeder der Reihen das erste Feld ausgefüllt hat). Und natürlich gibt es beim Ausfüllen wie in allen Teilen zuvor massig Boni in Form von Jokern und Extrazahlen oder -kreuzen, die man setzen darf, sobald man z.B. Felder mit aufgedruckten Boni ausfüllt. Im gelben Bereich sind nur die oberen zwei Reihen mit massig Boni bespickt.


Für den blauen Bereich muss man wie gewohnt den blauen und weißen Würfel in Kombination nutzen, wobei hier der blaue Würfel die Zeile eines großen 6x6-Rasters angibt und der weiße die Spalte des Rasters. Punkte bekommt man hier, sobald man genau zwei Felder in einer Spalte angekreuzt hat, wohingegen man die Boni bekommt, sobald man zwei Felder einer Reihe angekreuzt hat.

Der graue Bereich ist der speziellste (aber auch coolste?) Bereich des vierten Teils. Hier sieht man verschiedene Tetrisformen in drei verschiedenen Grautönen vor sich, die sich ineinander verschlungen von links nach rechts schlängeln. Um eine Form, die aus mehreren Feldern besteht, vollständig anzukreuzen, muss man den grauen Würfel (oder den weißen, der generell auch als Joker zählt) wählen, der mindestens eine so große Augenzahl zeigt, wie die Form Felder hat. Punkte gibt es hier für vollständig ausgefüllte Spalten, wobei man zwar mit den Formen ganz links beginnen muss, dann aber beliebige angrenzende Formen ausfüllen darf, sodass manche Formen leer und manche Spalten auf diese Weise unvollständig ausgefüllt bleiben dürfen. Außerdem werfen die ein oder anderen Formen Boni ab und es gibt drei Füchse für jeden Grauton, dessen Formen allesamt ausgefüllt wurden. Ansonsten sind die Füchse ganz fair auf die anderen Bereiche verteilt mit einem Fuchs je Bereich. Und zur Erinnerung: die Füchse zählen am Ende so viel wie der schwächste eigene Bereich.


Der grüne Bereich ist ebenfalls von links nach rechts mit Zahlen auszufüllen, wobei man hier immer entscheiden darf, ob man an der oberen oder unteren Reihe weiterbastelt. Die untere Reihe wirft beim Eintragen massig Boni ab, doch Punkte gibt es nur, wenn sowohl in der oberen und unteren Reihe Zahlen eingetragen wurde. Diese werden einfach addiert und als Punkte gutgeschrieben, wobei ab dem vierten Feld der Reihen die addierte Punktzahl zusätzlich noch verdoppelt wird.

Und schließlich kommen wir noch zum rosa Bereich. Hier trägt man auch von links nach rechts Zahlen ein, und Punkte gibt es je nach dem, wie weit man am Ende gekommen ist. Hat man also nur die ersten fünf Felder mit Zahlen ausgefüllt, bekommt man am Ende dafür 12 Punkte, hat man jedoch 11 Felder ausgefüllt wird man dafür schon mit 37 Punkten belohnt. Allerdings bringen die Zahlen in diesem Bereich alle einen bestimmten Effekt beim Eintragen mit sich. Bei der 1 passiert nichts; alle 2en zählen am Ende zwei Extrapunkte; bei der 3 darf man gleich eine weitere 3 daneben eintragen; alle 4en zählen am Ende satte vier Extrapunkte; doch nur bei der 5 oder bei der 6 erhält man den Bonus, der unter einem Feld angegeben ist, wobei die 6 zusätzlich am Ende noch 3 Extrapunkte abwirft.

Und auch im vierten Teil der Reihe gibt es wieder den Nochmal-Würfel-Joker sowie den Extra-Würfel-Joker, die es einem erlauben bei einem schlechten Wurf, Fortuna erneut herauszufordern, bzw. nach dem Eintragen des letzten Würfels einen weiteren Würfel (egal wo er sich befindet) auszuwählen, um Zahlen oder Kreuze zu setzen. Hinzu kommt jedoch noch ein Joker, der es erlaubt, die Würfel, die auf dem Silbertablett liegen, zu manipulieren, sodass man aus einer grauen 3 bspw. mit zwei eingesetzten Jokern eine 5 zaubern kann.


Kommen wir nun jedoch zur spannendsten Frage: wie fügt sich Teil Nr. 4 nun in die Gesamtreihe ein, nachdem Teil 1 und 2 uns bis heute begeistern und Teil 3 uns leider eher enttäuscht hat. Die Antwort lautet zum Glück wie folgt: es fügt sich ganz großartig in die Reihe ein! Yes! Yes! Yes! Alle Cleverfans da draußen können einmal in Ruhe aufatmen. Wie schon die ersten Teile zuvor, brilliert auch Clever 4 Ever mit einem unheimlich tollen Spielgefühl. Nach den ersten Runden hat man das Gefühl, dass sich der Block niemals füllen und man definitiv einen neuen Minusrekord aufstellen wird, und dann zündet das Boni-Feuerwerk erneut und plötzlich füllt sich der Block wie von Zauberhand und lässt den Spieler mit flatterndem Herzen und einem zufriedenen Grinsen im Gesicht zurück. Besondern cool an allen Teilen der Reihe ist, dass man zwar schon Schwerpunkte setzen kann, doch am Ende keinen Farbbereich allzu sehr vernachlässigen sollte, da sonst die Füchse nichts oder nicht genug Punkte bringen.

Und bei Clever 4 Ever sind die verteilten Boni wieder einmal auf den Punkt gebracht und sorgen für höchstbefriedigende Kettenzüge. Der gelbe Bereich ist extrem gut auszufüllen, da man sowohl kleine als auch hohe Zahlen gut verwerten kann, wobei man in der obersten Reihe überlegen muss, ob man bei den fünf Feldern der Reihe tatsächlich mit einer zwei beginnen soll, da man dann um an den Fuchs im letzten Feld der Reihe zu kommen, die restlichen Felder mit 3, 4, 5 und 6 auszufüllen hat. Und auch der blaue Bereich ist extrem reizvoll, da man recht schnell an die Boni kommt, allerdings irgendwie auch versucht ein drittes Kreuz in einer Zeile oder Spalte zu vermeiden, da ein solches keinen Extrawert bringt. Mache ich also das zweite Kreuz in einer Spalte, um die Siegpunkte zu bekommen, obwohl ich weiß, dass es das dritte Kreuz in der Reihe ist, oder warte ich darauf, später ein noch passenderes Kreuz setzen zu können? Auch der graue Bereich bring einige interessante Entscheidungen mit sich. Versuche ich einen oder zwei Grautöne für die Füchse auszufüllen und lasse dafür aber einige Punkte unvollständig ausgefüllter Spalten liegen? Schlängle ich mich so durch die Formen, dass ich möglichst viele Boni abgrase, oder fülle ich gewissenhaft alles von links nach rechts auf, da ich mich u.a. auf den grauen Bereich spezialisiere?


Der grüne Bereich schießt nur so mit Boni um sich, wobei sich beim Ausfüllen der unteren Reihe die Boni in Form von Jokern und Extrakreuzen und -zahlen stetig abwechseln zu Beginn. Hier macht es also durchaus Sinn zunächst alle Zahlen unten einzutragen. Doch wann beginne ich damit auch die obere Reihe auszufüllen, um Punkte in dem Bereich zu machen? Oder versuche ich möglichst ausgeglichen auszufüllen, um schnell an die Stelle zu kommen, die mein addiertes Ergebnis eines Feldes verdoppelt? Ich hatte Partien, in denen ich den Absprung zu spät geschafft habe und am Ende viel zu viele Zahlen unten und kaum Zahlen oben stehen hatte. Und schließlich der rosa Bereich: besonders interessant ist hier, dass die 6 nicht zwingend die beste Zahl für den Bereich ist. Vielmehr hängt es von dem Feld und der Situation ab, welche Zahl mir am meisten bringt. Obwohl die 6 zwar drei Extrapunkte bringt und den Bonus unter dem Feld aktiviert, bringt eine 4 sogar noch einen Punkt mehr und durch die 3en fülle ich die Reihe insgesamt schneller aus. Drum stellt sich halt die Frage, ob ich einen oder zwei Boni auch einmal überspringe, um einerseits an weiter hinten liegende Boni zu kommen und andererseits mehr Punkte für die Reihe am Spielende zu ergattern.

Jeder Bereich bringt interessante Entscheidungen mit sich, und auch der neue Joker ergänzt das Ganze sinnvoll. Doch auch hier stellt sich die nächste Frage: setze ich die Joker hier und dort mal ein, oder sammle ich einige an, um im richtigen Moment aus einer 1 eine 6 zu zaubern? Alles in allem haben wir es hier also mit einer rundum gelungenen Fortsetzung der Clever-Reihe zu tun und darüber sind wir hier äußerst froh!

Allerdings stellt sich denjenigen, die noch keinen Teil besitzen, sicher die Frage, was sie sich denn nun genau zulegen sollten (?) Der erste Teil ist der einsteigerfreundlichste und bringt eine Menge Spielspaß mit sich. Teil 2 und 4 sind beide ein wenig anspruchsvoller, aber auch nicht allzu komplex. Von Teil 3 würde ich persönlich – zumindest zum Einstieg – eher die Finger lassen. Und ob ihr euch nach Teil 1 (oder 2 oder 4) dann auch noch einen der anderen Teile zulegen solltet, hängt wohl vor allem davon ab, wie viel Spaß ihr mit dem einen Teil habt und wie viel Abwechslung ihr am Ende braucht. Ich bin durchaus glücklich damit, alle Teile zu besitzen, da ich immer wieder zu einem anderen Teil greifen kann, wodurch es zumindest uns hier persönlich nie zu blöd wird eine weitere Runde drauf los zu würfeln. Um uns ist es also schon geschehen und wir werden nun 4 ever clever bleiben. Die einzige Frage, die sich daher noch stellt, ist: wie clever seid ihr?

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Clever 4 Ever von Wolfgang Warsch
Erschienen bei Schmidt Spiele
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 30 Minuten ab 8 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Schmidt Spiele)