Verrat am Boss

Verrat am Boss ist ein Krimispiel des Escape-Room-Betreibers Rätselraum Ruhrpott Bochum.

Es richtet sich an 1-4 Spieler*Innen ab 16 Jahren. Das von den Autorinnen Sarah Horny und Sarah Pluschke entworfene Spiel führt uns in die Bochumer Unterwelt. Es geht um Verbrechen, Drogen, Rotlichtszene und nicht zuletzt um schwere Jungs. Derer hat der Boss sieben an der Zahl. Einer der schweren Jungs hat ihn verraten und bringt das einträgliche Geschäft mit den Drogen dementsprechend in Gefahr. Zwei seiner schweren Jungs ist sich der Boss sicher. Die fünf anderen sind in Verdacht. Einer von ihnen ist ein Spitzel und steckt Informationen an eine Bochumer Kripobeamtin. So ruft uns der Boss nun zu Hilfe und bittet uns den Spitzel zu ermitteln. In Kontakt zum Boss stehen wir über einen Chat. Dies kann über Telegram oder einen Webseiten-Chat sein. Weiterhin stehen uns etliche Gegenstände zur Verfügung, welche wir untersuchen müssen, um herauszubekommen wer sich mit der Kripobeamtin trifft.

Die Spielmaterialen von Verrat am Boss kommen in einer bedruckten Pappversandtasche daher. Darin enthalten sind ein kleines Regelheft, ein Poster mit den Verdächtigen, ein Kalenderblatt, eine Zeitung, eine Polizeiakte zu den Verdächtigen sowie sechs Papiertüten. In diese hat der Boss die Inhalte der Spinde der Verdächtigen sowie des Mülleimers des Hauptquartiers gepackt. An Hand der darin enthaltenen Dinge und weiterer Infos, welche wir von ihm erhalten sollen wir dem Verräter auf die Schliche kommen.



Nach sehr kurzer Einstimmung über das Regelheftchen – die Spielregeln sind sehr kurz – geht es über die Nutzung eines QR-Codes aus dem Heftchen auch schon los. Folgen wir diesem landen wir im Chat mit dem Boss und erfahren was Sache ist. Er gibt uns Hintergrundinfos zu allen Verdächtigen. Im Chat kommunizieren wir mit einem Chat-Bot. Teilweise können wir unsere Antworten frei eingeben. Es gibt aber auch immer wieder vorgegebene Antwortmöglichkeiten. Kommen wir voran und geben wir dem Boss die richtigen Stichworte, so gibt er uns weitere Informationen. Dadurch bekommen wir mit der Zeit Fotos und Tondokumente zur Verfügung gestellt, müssen eine weitere App zur Standortbestimmung installieren, tätigen einen Telefonanruf und recherchieren im Internet.



Die Spind-Inhalte sowie das aus dem Mülleimer vom Boss Aufgelesene gilt es genau zu untersuchen und mit den weiteren Informationen in Verbindung zu bringen. Nur so erfahren wir mehr über die Hintergründe der fünf Gangster, ihre Alibis und das Motiv des einen Verräters. Am Ende des Spieles wird uns der Chat-Bot viele Fragen dazu stellen. Umso mehr wir über die fünf Verbrecher rausbekommen konnten, umso besser schneiden wir auf einer Skala ab. Im Vergleich zu einem Escape-Room läuft dies ohne Zeitdruck ab. Wir entscheiden vollkommen frei wann wir dem Boss/Chat-Bot den Täter nennen und das Finale einleiten.



Ich habe das Spiel solo gespielt und bin in 90 Minuten ohne mich zu hetzen und ohne Lösungshilfen mit 10/10 Punkten durchgekommen. Diese könnte man sich über die Seite des Rätselraumes Ruhrpott Bochum schrittweise geben lassen. Die Schwierigkeit des Spieles würde ich auf Anfängerniveau einordnen. Viele Dinge sind sehr offensichtlich und es ergibt sich schnell ein Bild. Trotzdem macht es Spaß in die Bochumer Unterwelt und die Geschichte abzutauchen. Es ist stimmig erzählt und die fünf Verdächtigen erhalten im Lauf der Ermittlungen nachvollziehbare Profile. Gerade bei einigen schwierigeren Rätselspielen ist es ja manchmal schwer nachzuvollziehen wie man so manches Motiv oder Alibi hätte erahnen sollen. Dies ist hier definitiv nicht der Fall.



Gut gefällt mir die Idee die verschiedenen Hinweise zu den Tätern in Tüten zu verteilen. So geraten die Hinweise nicht durcheinander und man kann sie auch gut zwischen den Mitspielenden herumreichen. So kann sich jeder am Tisch mit einem oder mehreren Verdächtigen beschäftigen und man trägt die Informationen dann zusammen.




Die Zusammenstellung der Tüteninhalte finde ich gelungen. Man findet Plastik-Chips, Servietten, (unbenutzte) Kondome, Kassenbons, Park-Tickets und vieles mehr. Die Papierqualität und das Layout sind nicht unbedingt High-End aber absolut ausreichend für den Zweck. Weiterhin finde ich auch sehr gut, dass man das Spiel nach Nutzung weitergeben kann. Es geht nichts beim Spielen kaputt. Selbst wird man es kein zweites Mal spielen können. Man kennt ja die Lösung. Freunde können aber noch Freude daran haben. Es gibt sogar eine Anleitung um die Tüten wieder korrekt zu bestücken. Um den Chat-Bot zu starten musste man einen beigelegten Zahlen-Code eingeben. Spätere Nutzer müssen sich diesen allerdings neu beim Rätselraum kaufen. Dieser Code kostet jedoch nur 1€. Ein mehr als fairer Preis. Das Spiel selbst kostet 22,50€ inklusive Versandkosten. Angesichts des Inhaltes der Box und des gut programmierten Chat-Bots meines Ermessens ebenfalls ein sehr angemessener Preis. Empfehlen würde ich das Spiel trotzdem nur Anfängergruppen. Erfahreneren Spieler*innen dürfte es zu einfach sein. Weiterhin halte ich es für wichtig zu betonen, dass der Altershinweis trotz der niedrigen Schwierigkeit zu beachten ist. Wir begeben uns bei Verrat am Boss in die Unterwelt und ins Rotlichtmilieu. Die Sprache des Abenteuers ist recht explizit und wenig überraschend in diesem Umfeld kommt auch Gewalt zur Sprache. Also wirklich nur was für Spieler*Innen ab 16 Jahren!