Einen viel besseren Start ins Spieleautorendasein kann man gar nicht erwischen. Mit dem Debütwerk Top Ten
hat Aurélien Picolet gleich eine Nominierung zum Spiel des Jahres 2022
eingeheimst. Im Endspurt hat es gegen Cascadia nicht ganz gereicht. Ein
Achtungserfolg ist die Nominierung aber allemal und hat dem Titel Top Ten bereits viel Aufmerksamkeit beschert. An dieser Stelle möchte ich ein wenig vorgreifen: Meines Ermessens mit allem Recht!
Ich
bin wahrlich kein großer Freund von Partyspielen. Ich gehe Ihnen nicht
aus dem Weg wie Vampire einer Knolle Knoblauch. Sie kommen bei mir aber
eher selten auf den Tisch. Und wenn ich welche spiele, dann bin ich
ziemlich wählerisch. Sie sollen schon was können und zu besonderen
Spielmomenten führen. Der Großteil der Spiele, welche in diesem Segment
angeboten werden, gibt mir dies nicht. Top Ten ist hier in meinen Augen anders und macht echt Laune.
Kern
des Spielspaßes sind meiner Einschätzung nach die total einfachen aber
fantastisch auf den Punkt gebrachten Spielregeln. Bei Top Ten
spielen wir zu viert bis neunt kooperativ gegen das Spiel. Was man tun
muss, das ist auf der Schachtelseite in drei Punkten erklärt und damit
könnte man auch schon fast loslegen. Ein wenig mehr Details bietet die
gut bebilderte vierseitige Spielanleitung aber doch. In knapp drei
Minuten ist diese gelesen und dann kann es auch schon starten.
Spielprinzip ist, dass durch Karten Themen vorgegeben werden und die
Spieler*innen geheime Zahlenkarten (1-10) zugeteilt bekommen. Beginnend
mit dem Käpten der Runde müssen die Spieler*innen eine Antwort passend
zum Thema und ihrer Zahl nennen. Die Themenkarte gibt dabei im Sinne von
viel/wenig auch immer die Extreme der Skala an, für welche die
Zahlenkarten zur Einordnung genutzt werden. Haben alle zu ihrer geheimen
Zahlenkarte eine Antwort genannt, so ist es am Käpten die Antworten zu
ordnen. Beginnend mit dem Begriff bei dem er/sie die niedrigste Zahl
vermutet, werden die zugehörigen Zahlenkarten auf der Spielmatte
ausgelegt. Jedes Mal, wenn der Käpten einen Fehler macht, verliert die
Gruppe einen Einhornchip. Dieser wird sodann auf die Häufchenseite
gedreht. Ziel des Spieles ist es am Spielende, welches nach fünf Runden
ansteht, möglichst viele Einhörner übrig zu haben. Gestartet wird mit so
vielen Einhörnern wie Spieler*innen teilnehmen. Hat man eine Runde
überstanden, so werden die Zahlenkarten wieder gemischt und neu
verteilt. Weiterhin wechselt der Käpten im Uhrzeigersinn.
Es gibt meiner Meinung nach zwei Punkte, welche Top Ten
zu dem tollen Partyspiel machen, welches es in meinen Augen ist. Da
wäre zum einem das Material. Es ist schlicht wertig. Die
Einhorn-/Häufchen-Chips sind Pokerchips mit ansprechender glänzender
Illustration. Abgelegt werden diese auf einer Spielmatte, welche einem
Mousepad ähnelt. Dazu kommen noch Karten von guter Qualität. Bei der
Gestaltung von Top Ten wurde zwar spärlich mit Illustrationen gearbeitet. Die eingesetzten sind aber auf den Punkt eingesetzt und machen etwas her. Top Ten
ist einfach ein schönes Produkt geworden. Der zweite und wohl noch
entscheidendere Punkt ist jedoch die Arbeit, welche in die Auswahl der
500 Themengebiete geflossen ist. Diese sind einfach gut gewählt und
regen dazu an, dass es am Tisch lustig wird und auch dazu, dass nach
Abschluss der Runde wild diskutiert wird. Hier ein Beispiel:
„Du wartest in der Schlange vor der Notaufnahme, als ein ungewöhnlicher Fall eingeliefert wird. Was ist ihm passiert? Von Er muss noch lange warten bis Er wird sofort behandelt“.
Ich denke man kann sich gut ausmalen was diese Ausgangslange an Antworten provozieren wird. Der Reiz des Spiels entsteht einerseits klar daraus, dass die Spielenden dazu angeregt werden kreative und lustige Antworten zu geben. Zum anderen ist aber auch die Phase grandios, in welcher der Käpten ordnet. Es wird mitgefiebert und aufgestöhnt, wenn der Käpten die Reihenfolge der Antworten anders einordnet. Am besten wird es aber immer zum Abschluss der Runde, wenn es lustige Diskussionen darum gibt warum diese Antwort doch niemals zu jener Zahl passen könnte. Man kommt ins Gespräch und erfährt etwas über die Mitspieler*innen. Ein Freund von mir hat aus diesen Gründen die Top Ten Regeln auch schon einmal als Einstiegsspiel in ein Teamevent einer Großgruppe erfolgreich genutzt.
„Du wartest in der Schlange vor der Notaufnahme, als ein ungewöhnlicher Fall eingeliefert wird. Was ist ihm passiert? Von Er muss noch lange warten bis Er wird sofort behandelt“.
Ich denke man kann sich gut ausmalen was diese Ausgangslange an Antworten provozieren wird. Der Reiz des Spiels entsteht einerseits klar daraus, dass die Spielenden dazu angeregt werden kreative und lustige Antworten zu geben. Zum anderen ist aber auch die Phase grandios, in welcher der Käpten ordnet. Es wird mitgefiebert und aufgestöhnt, wenn der Käpten die Reihenfolge der Antworten anders einordnet. Am besten wird es aber immer zum Abschluss der Runde, wenn es lustige Diskussionen darum gibt warum diese Antwort doch niemals zu jener Zahl passen könnte. Man kommt ins Gespräch und erfährt etwas über die Mitspieler*innen. Ein Freund von mir hat aus diesen Gründen die Top Ten Regeln auch schon einmal als Einstiegsspiel in ein Teamevent einer Großgruppe erfolgreich genutzt.
Durch
die Begrenzung auf fünf Runden ist die Spielzeit auch in großen Runden
nicht ausufernd. Klar, mit neun Personen dauert es ein wenig länger als
mit vier Personen. Weit weg von den auf der Packung angegeben 30 Minuten
ist man aber doch nicht. Genau das ist auch gut. Zu viert funktioniert Top Ten.
Seine Stärken spielt es aber in jedem Fall in großer Runde aus.
Wichtig, dass auch in dieser Konstellation die Spielzeit im Rahmen
dessen bleibt, wie man es sich für ein Partyspiel vorstellt. Einen
perfekten Durchlauf, ohne Verlust von Einhörnern, zu schaffen ist kein
Kinderspiel. Wird dann aber doch noch mehr Anspruch benötigt, so liefert
das Spiel noch eine Expertenvariante mit. Mit der Altersempfehlung ab
12 Jahren liegt Asmodee meiner Einschätzung nach gut. Die Themen von Top
Ten sind nicht problematisch für jüngere Spieler. Die Herausforderung,
welche das Einordnen bietet, ist bei Spieler*innen ab dem Teenageralter
jedoch sinnvoll angesiedelt.
Mit Top Ten
18+ ist dieses Jahr noch ein Variante des Spieles mit „erwachseneren“
Themen veröffentlicht worden. Ich wage zu behaupten, dass es nicht die
letzte Top Ten Variante bleiben wird. In dem Spielprinzip steckt
Potential. Benennen möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich nochmal die
für das tolle Graphikdesign zuständige Laura Michaud. Auf der Box und
in den Spielregeln wird sie leider nicht genannt. Wir können uns nur
wünschen zukünftig von ihr, wie auch von Aurélien Picolet, noch mehr zu
sehen. Mir macht Top Ten auf jeden Fall Lust auf mehr.
_______________
Top Ten
Autor: Aurélien Picolet
Erschienen bei Cocktail Games / Asmodee
Für 4-9 Spieler*innen ab 12 Jahren.
Spieldauer etwa 30 Minuten
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (Hier Asmodee)
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