Fantasy Ranch

“Das sind Bibi und Tina, auf Amadeus und Sabrina, sie reiten geschwind, weil sie Freunde sind." - Gern geschehen und viel Spaß mit dem Ohrwurm und diesen hatte ich beim Anblick von Fantasy Ranch auch sofort im Ohr. SpieleFaible bringt uns diesen Titel ins Deutsche, den sich Keshia und Anastasia Swanlund ausgedacht haben. Beides bekennende Pferde-Liebhaberinnen, die sich zur Aufgabe gemacht haben, ihre zwei liebsten Hobbys, das Brettspiel und Pferde, zu vereinen. Die Box beinhaltet zwei verschiedene Spiele und die jeweils in drei komplexer werdenden Ausführungen, so dass bereits Kinder ab 5 Jahren einsteigen können. Generell sind die Spiele für 2-4 Spieler und eine Partie kann von 10 Minuten bis knapp 80-90 Minuten gehen.

Für die jüngere Spielergeneration gibt es die Variante “Der Reitausflug”, welche bereits ab 5 Jahren gespielt werden kann. Ich werde euch aber hier nur grob die “anspruchsvollere” Version vorstellen, damit das ganze hier nicht allzu lang wird.

Beim Reitausflug von Fantasy Ranch reiten wir von unserem Hof zu einem nahegelegenen Camp und auf dem Weg dorthin möchten wir unseren Stall erweitern. Mechanisch läuft das ziemlich simpel ab und zwar würfeln wir und können uns dann so viele Felder bewegen (vor oder zurück), jedes Feld, auf dem ich lande, gibt mir dann eine Aktionsmöglichkeit. So kann ich z.B. an Turnieren teilnehmen. Da es verschiedene Ausprägungen gibt, muss ich aber darauf trainierte Pferde im Stall besitzen und je besser das Pferd darin trainiert ist, desto mehr Würfel darf ich beim Turnier verwenden. Alle Teilnehmer würfeln dann und der Spieler mit dem höchsten Wert EINES Würfels gewinnt das Turnier und bekommt ein Pferd als Prämie.

Andere Felder lassen mich neue Pferde vom Markt kaufen oder tauschen, dann kann ich noch Futter erhalten, welches man zum Bezahlen der Pferde benötigt. Ich kann auch an Gewinnspielen bzw. Tombolas teilnehmen und darüber Pferde gewinnen! Zusätzlich erhält der Spieler, welcher als erstes das Camp erreicht, 2 Pferde zur Belohnung und das Spiel endet! Auf dem Weg zum Camp kann es auch zu Hindernissen kommen, hier benötige ich dann ein Pferd mit passendem Symbol zum Hindernis, hab ich ein solches nicht, dann muss ich einen anderen Weg einschlagen.

Die Anzahl der Pferde, sowie ob diese befreundet sind oder als Champions klassifiziert wurden, geben Extrapunkte und der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt. Ihr seht schon - ein ziemlich klassisches Würfel-Laufspiel mit etwas mehr Anspruch als üblich.

 

Das Kernspiel ist aber natürlich Fantasy Ranch selbst - welches ebenfalls in drei Levels daher kommt und somit immer komplexer werden kann. Hier werde ich den Einstieg erläutern und dann die Unterschiede zu den komplexeren Varianten, da es sich tatsächlich empfiehlt, auf diesem Weg das Spiel kennenzulernen.

Anders als beim “Laufspiel” gibt es hier kein Brett (die Rückseite wird als Auslage verwendet), sondern jeder Spieler erhält zu seinem Ranch-Tableau noch eine Karte mit der kompletten Farm, die wiederum in Gebiete eingeteilt ist (Weide, Auslauf, Paddock, Gelände, Stall und Heimat). Ziel des Spiels sind ebenfalls Trophäen, die gesammelt werden und zwar zum größten Teil über Turniere, die jeweils am Ende der fünf Runden stattfinden. Für diese Turniere müssen wir uns entsprechend vorbereiten und passende Pferde für die Turnierarten in unseren Stall aufnehmen. Allerdings beansprucht jedes Pferd bestimmte Gebiete, wovon zu Beginn nur die Heimat und ein frei gewähltes Gebiet frei sind, der Rest muss mit Ausrüstung erst freigekauft werden. Falls ich keine Pferde über Turniere gewinne, kann ich diese mit gesammeltem Futter kaufen. Jedes Gebiet bietet auch nur eine vorgegebene Stellflächenzahl für Pferde und sollte berücksichtigt werden.

Im eigenen Zug kann ich also entweder ein Pferd oder ein Gebiet kaufen, habe ich für beides nicht genug Ausrüstung oder Futter, kann ich mir stattdessen dieses nehmen. Das Turnier läuft dann analog zum Laufspiel ab. Man spielt insgesamt zwei Turniere und man muss ein passendes Pferd für die Turnierart im Stall haben. Je nachdem, wie gut es in dieser Art ist, darf ich 1-3 Würfel werden und verwende dann den höchsten Wert. Der Spieler mit dem höchsten Wert gewinnt das Turnier und die Platzierten bekommen Futter und/oder Ausrüstung.

Nach der fünften Runde kommt es zum Finalwettkampf, bei dem nur Weltklasse-Pferde teilnehmen dürfen, habe ich ein solches nicht, dann kann ich gegen Abgabe von 4 Ausrüstungsplättchen mitmachen. In der Wertung bringt jedes Pferd und jedes freigespielte Gebiet eine Trophäe und der Spieler mit den meisten Trophäen gewinnt.

Level 2 unterscheidet sich wirklich nur marginal und zwar kommen hier nun Bonuskarten mit “Wenn Du..” → “Dann” Bedingungen zum Einsatz, die Boni bringen. Auch die Endwertung wird erweitert, nun gibt es noch Trophäen für Pferde, die miteinander befreundet sind (das gleiche Symbol haben) und über die neuen Bonuskarten.

Level 3, auch “Boss-Level” genannt, ist dann wirklich ein ganzes Stück komplexer und fast schon ein anderes Spiel. Hat zuvor jeder Spieler seine eigene Ranch mit den Gebieten, werden nun, je nach Spieleranzahl, 4 - 6 aneinander gelegt und liegen für alle in der Mitte aus. Mit Hilfe von Besitz- und Einsteller-Markern wird dann deutlich gemacht, ob Pferde in Gebieten stehen, die einem gehören oder eben nicht. Neue Gebiete, die man erwerben möchte, müssen benachbart sein und das geht dann sogar Ranch übergreifend. Und ich kann halt meine Pferde bei Mitspielern unterbringen und sollte es mir gelingen, mehr Pferde dort zu platzieren als dem Besitzer, dann übernehme ich dieses Gebiet! Eine große taktische Komponente also, die hier dazu kommt!

Des Weiteren kommen Mitarbeiter-Karten hinzu, die einem eine Sonderfähigkeit bzw. Aktion bringen und die Turniere werden zu Spielbeginn zufällig gezogen und nicht wie bisher vom Aufdruck übernommen.

Der Karton von Fantasy Ranch ist recht üppig gefüllt und vor allem die kleinen Holz-Pferdchen sind hübsch anzusehen. Über die Qualität im Allgemeinen kann man nicht meckern, das ist alles in Ordnung soweit. Die Optik ist… nun ja… gewöhnungsbedürftig, sollte aber die entsprechende Zielgruppe erreichen. Für mich wirkt es zum Teil etwas überladen und kitschig.

Bei einer Sache schwanke ich zwischen Design- und Anleitungsmangel, so wird in Kombination von beiden in den Level 3 Regeln nicht ganz deutlich welche Gebiete hier benachbart gelten. Das kann zu Diskussionen führen, lässt sich aber auch gut Hausregeln, wäre aber dennoch schöner gewesen, dies klarer darzustellen.

Ansonsten liefert man hier sehr ausführliche Regeln, an denen es sonst nichts auszusetzen gibt.

Fantasy Ranch hat eine sehr spezielle und recht enge Zielgruppe, sei es mechanisch oder thematisch. Die Grundidee gerade Kinder von recht jungem Alter heranzuführen und dann über Jahre hinweg das Spiel mitwachsen zu lassen, finde ich sehr löblich, für mich hätten die Schritte zum Teil aber noch deutlicher sein können, so gibt es zum Teil manchmal wirklich nur sehr geringe Unterschiede. Dennoch bildet Fantasy Ranch eine gute Brücke, um Wenigspieler oder recht junge Spieler zu etwas gehobenen Spielen zu bringen und das mit einem Thema, dem gerade viele Kinder angetan sein werden.

Spielerisch ist es sicherlich nicht der Überknaller, dafür ist das Korsett dann doch relativ eng, was man an Möglichkeiten hat. Der Ablauf ist klar: Futter holen, Pferd kaufen, Turnier gewinnen - oder - Ausrüstung holen, Gebiete kaufen, Pferde unterbringen. Im eigenen Zug ist meist recht deutlich erkennbar, welche Aktion nun Sinn macht. Für Einsteiger und Kinder - TOP. Für Kenner- oder Vielspieler dann doch zu wenig.

Dennoch ist Fantasy Ranch ein Spiel, das in seiner selbst gesetzten Zielgruppe gut funktionieren wird und darauf kommt es ja an. Es macht schon Spaß - denn das Spiel besitzt Herz. An vielen Stellen merkt man den beiden Autorinnen den Enthusiasmus für den Pferdesport an. Alle Ranches, die genannt werden, gibt es wirklich. Die Pferde sind stimmig aufgebaut mit Namen, Turnierart und welche Gebiete sie bevorzugen. Und wenn man ebenfalls mit diesem Pferdethema etwas anfangen kann, umso mehr Spaß wird man bei Fantasy Ranch haben. Spielefaible hat hier also ein Spiel in der Nische der Nische und wenn ihr Leser, kleine Pferdejungs oder Mädels habt, dann probiert es doch mal mit Fantasy Ranch, auch wenn es euch selbst eventuell nicht so erreicht, wie andere Spiele.

Thema: 4,5 von 5 (mit viel Herzblut dabei)

Mechanik: 3 von 5 (zum Teil doch recht seicht)

Material: 4 von 5 (gutes Material)

Regal-Präsenz: 3,5 von 5 (die Box ist schon ziemlich kitschig)

Tisch-Präsenz: 3,5 von 5 (der Stil ist gewöhnungsbedürftig)

Anleitung: 3,5 von 5 (leider 1-2 Schnitzer enthalten)