Einen grünen Daumen habe ich leider überhaupt nicht. So haben es Pflanzen und Blumen sicher nicht ganz leicht in meinem Zuhause.
Dennoch finde ich Gefallen an schönen Zimmerpflanzen und ein wohlig eingerichtetes Zuhause ist mir ebenfalls wichtig. Daher war ich auch sehr neugierig auf den Nachfolger zu Calico und Cascadia und sofort angetan vom Thema zu Verdant. Ob mir brettspieltechnisch der Umgang mit Pflanzen eher liegt habe ich mit Verdant von AEG ausführlich testen dürfen und zusammengefasst.
Spielidee
In diesem abstrakten Puzzel- und Drafting-Spiel von AEG versuchen wir Zimmerpflanzen - in Form von Karten - den richtigen Zimmern und vor allem Lichtverhältnissen in unserem Heim zuzuordnen. Außerdem weisen wir Möbelstücken und Haustieren - in Form von Token - die besten und punkteträchtigsten Plätze in unserem wohlig eingerichteten Zuhause zu. Mit Hilfsmitteln versuchen wir unsere Pflanzen zu pflegen und sie in sattem Grün gedeihen zu lassen, damit sie uns bei Spielende möglichst viele Punkte ausschütten.
Spielablauf
Eine allgemeine Marktauslage bestehend aus vier Spalten wird in der Tischmitte gebildet. Die einzelnen Spalten beinhalten je 1 Pflanzenkarte, 1 Möbel- oder Haustier-Token sowie 1 Raumkarte.
Jeder Spieler*in erhält zu Beginn eine Raum- sowie eine Pflanzenkarte, welche zum Einstieg bereits in der eigenen Spielerauslage platziert werden müssen.
Der/ die Spieler*in am Zug wählt nun aus der Marktauslage entweder eine Zimmer- oder Raumkarte aus einer der vier Spalten. Das dazugehörige Möbel- bzw. Haustierplättchen der jeweiligen Spalte muss ebenfalls genommen werden.
Anschließend wird beides in der persönlichen Auslage eingebaut. Die Planzen- bzw. Raumkarte angrenzend an eine bereits ausliegende Karte, der Möbel- bzw. Haustier-Marker auf einer ausliegenden Raumkarte.
Nach der Platzierung werden die Lichtverhältnisse der betroffenen Pflanzenkarten geprüft und ggf. bei passenden Bedingungen, werden Grün-Marker auf dieser/n Pflanze/n platziert. Jede Pflanze braucht eine bestimmte Anzahl an Grün-Markern, um bei Spielende die aufgedruckten Punkte zu generieren.
Grün-Marker können sowohl durch richtige/ übereinstimmende Lichtverhältnisse errungen werden, als auch durch Nature-Tokens wie Dünger, eine Gartenschaufel oder Gießkanne. Diese Nature-Tokens können statt eines Möbel- oder Haustiermarkers in der allgemeinen Marktauslage liegen und somit zusammen mit einer Pflanzen- oder Raumkarte gedraftet werden.
Sobald auf einer Pflanzenkarte die erforderliche Anzahl an Grün-Markern liegt, gilt diese als „fertig“-gestellt und der jeweilige Spieler*in bestückt nun diese Pflanze mit einem beliebigen Pflanzentopf, um anzuzeigen, dass die aufgedruckten Siegpunkte der Pflanze bei Spielende gewertet werden.
Hierdurch entsteht ein kleines Wettrennen um die Pflanzentöpfe, da diese ebenfalls noch zusätzliche Siegpunkte in unterschiedlicher Höhe einbringen. Schnell sein kann sich hier also durchaus lohnen.
Ein zusätzliches Element in Verdant sind noch die „Grünen Daumen“-Token, welche auf den Karten in der Marktauslage platziert werden, die nicht im Spielerzug gewählt worden sind. Entscheidet sich nun ein Spieler*in im weiteren Verlauf für eine Karte aus der Auslage mit eben solchen „Grünen Daumen“ darauf, so darf er/sie diese in seinen Besitz nehmen und zu gegebener Zeit für das Auffrischen der Marktauslage nutzen oder um beliebig aus der Auslage wählen zu dürfen aber auch um den eigenen Pflanzen evtl. Grün-Marker hinzuzufügen.
So spielen die Spieler*innen reihum ihre Züge, bis alle ihre persönliche Auslage an Pflanzen bzw. Raumkarten in einem 5x3 Raster vervollständigt haben.
Im Anschluß werden die Punkte addiert für vervollständigte Pflanzenkarten, unvollständige Pflanzen mit Grün-Markern geben zumindest noch teilweise Punkte. Außerdem gibt es Punkte für Pflanzentöpfe, Raumboni (sofern man das farblich passende Plättchen in Form von Möbelstück oder Haustier dort platziert hat), unterschiedliche Sets aus Möbel- bzw. Haustierplättchen generieren Punkte sowie Bonuspunkte, sollte man von jeder Pflanzenart oder Raumfarbe mindestens eine in der eigenen Auslage gesammelt haben.
Wer nun die Ansprüche der Pflanzen am Besten erfüllen konnte, geht als Sieger von Verdant hervor. Grüner Daumen hoch!
Für noch mehr „Wettkampf“ können dem Spiel zusätzlich öffentliche Auftragskarten hinzugefügt werden, um eine zusätzliche kompetitive Quelle für Siegpunkte zu bilden.
Außerdem verfügt Verdant ebenfalls über einen ansprechenden Solo Modus, welcher auf die Highscore Jagd abzielt und mit verschiedenen Szenario Vorschlägen aufgepeppt werden kann.
Fazit
Wie zuvor auch schon Calico und Cascadia, konnte auch Verdant mich spielerisch überzeugen! Es fühlt sich schon sehr nach einem Mix dieser beiden Titel an, bietet jedoch eine frische Herausforderung. Verdant würde ich spielerisch am komplexesten in dieser Serie einordnen und es stellt somit eine Steigerung zu den beiden zuvor erschienenen Titel dar.
So gefällt mir die deutlich gesteigerte taktische Tiefe und das strategische Einsetzen der Natur-Token ziemlich gut, um meinen Pflanzenkarten die benötigten Grün-Marker hinzuzufügen. Anders als bei Cascadia ist hier jedoch Glück bzw. Pech beim Auffüllen der allgemeinen Marktauslage deutlicher zu spüren. Liegt auf dem Markt nämliche keine wirklich passende Karte für mich aus, so muss ich mir recht schnell auch mal meine persönliche Auslage „verbauen“ und das kann etwas frusten, vor allem für Perfektionisten (wie mich).
Das Draften und „Einbauen“ der einzelnen Elemente haben alle drei Spiele gemein und ist in sofern nichts neues. Auch thematisch sind sich die Titel mit Tier - bzw. Naturthema sehr ähnlich. Verdant bietet von allen drei Titeln jedoch die größte taktische Tiefe und ist dadurch in diesem Genre sicherlich wieder ein Highlight.
Die Pflanzenkarten finde ich optisch sehr ansprechend und nebenbei lernt man sogar noch etwas, da den Karten Flavourtexte hinzugefügt wurden, durch welche man allgemeine Informationen zu der jeweiligen Pflanze erhält. Hier zeigt sich deutlich, dass Beth Sobel (Flügelschlag) am Werke war.
Die Raumkarten hingegen, „stören“ mich etwas im Gesamtbild, da sie mir ein wenig zu Abstrakt sind und aus meiner Sicht hätten thematischer gestaltet sein können um sich in dem gesamten Look besser einzufügen.
Sowohl zu Zweit also auch in Vollbesetzung hatte ich bisher großen Spaß mit Verdant, auch wenn ich das Spiel mit mehr Spielern vorziehen würde, da sich somit die allgemeine Marktauslage schneller austauscht und sich daher insgesamt mehr Auswahl & mehr Chancen auf passende Karten ergibt.
Braucht man nun also alle drei Titel dieser Serie? Hm… Diese Frage ist für mich nicht ganz leicht zu beantworten. So ähneln sich die Spiele vom Spielgefühl und der Art des Spielablaufs her doch sehr und bieten einige deutliche Parallelen. Da ich mich allerdings nicht zwischen ihnen entscheiden kann, aufgrund der unterschiedlichen Komplexitätsgrade, bleiben vorerst alle drei Spiele in meiner Sammlung und die Zeit wird zeigen, welches sich auf Dauer durchsetzen kann.
Wer bereits Calico und/oder Cascadia mochte, wird auch mit Verdant richtig liegen und seine Freude und eine weitere Herausforderung finden. Alle anderen sollten hier sowieso einen Blick drauf werfen, da diese abstrakte „Puzzelei“ einfach Spaß macht und sowohl für Einsteiger als auch Vielspieler seine Reize hat, wenn ich auch für Einsteiger zunächst einen der beiden anderen genannten Titel empfehlen würde.
Insgesamt bekommt Verdant von mir den erhobenen grünen Daumen und ich freue mich auf weitere Partien!
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Verdant von Molly Johnson, Robert Melvin, Aaron Mesburne, Kevin Russ & Shawn Stankewich
Erschienen bei AEG
Für 1 bis 5 Spieler in ca. 30-45 Minuten ab 10 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (AEG)