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22.02.2023

Carnival Zombie 2nd Edition




Manche Spiele haben schon vor dem Erscheinen große Hürden in den Weg gestellt bekommen und dazu zählt für mich auch dieser Titel. Carnival Zombie ist bereits in seiner ersten Version 2013 erschienen und vor gut 2-3 Jahren wurde über eine Kickstarter-Kampagne eine neue 2nd Edition geplant und erfolgreich finanziert. Leider bekleckern sich die Initiatoren nicht gerade mit Ruhm und so verliert das Projekt mehr und mehr an Glanz.

Für den deutschen Markt hat Taverna Ludica die Umsetzung in die Hand genommen, denen man nun wahrscheinlich keine Schuld an diesem Dilemma geben kann und dem Spiel selbst trifft natürlich auch keine Schuld, denn hinter Carnival Zombie versteckt sich wohlmöglich eine kleine Kooperativ-Perle abseits vom Mainstream. Der italienische Autor Matteo Santus hat sich hier ein wirklich interessantes Setting überlegt.

Die Stadt Venedig wurde auf dem Rücken eines riesigen Monsters aus Urzeiten, dem Leviathan, gebaut. Problem nur, dieser erwacht nun wieder zum Leben und schickt seine untoten Schergen raus, um seine Ankunft vorzubereiten. Venedig scheint dem Untergang geweiht. Auch die sechs Protagonisten, die nun von den Spieler übernommen werden, können daran nicht viel ändern und haben nichts anderes im Sinn als die Stadt nun zu verlassen, doch das ist leichter gesagt als getan! Oder haben Sie das große Glück, die Heilige Bombe zu finden und doch den Leviathan zu vernichten?!


Was uns nun erwartet, ist ein kooperatives Tower Defense Spiel, in dem eine Runde einem Tag entspricht, wiederum geteilt in zwei Phasen - der Tag und die Nacht. Am Tag bewegen wir uns mit der Gruppe durch Venedig und suchen einen Ort, an dem wir die Nacht verbringen können, war der Weg nicht allzu weit bleiben uns noch ein paar Stunden, um die Nacht vorzubereiten. Wir können uns dann erholen, ausrüsten oder Barrikaden bauen.

In der Nacht geht es dann knackig zur Sache und wir müssen uns mehreren Wellen von zombieartigen Kreaturen erwehren, die jeweils von drei Boss-Kreaturen angeführt werden. Zunächst kommt dabei jeder Charakter zum Zug und kann seine Waffen abfeuern und die eigene Sonderfähigkeiten nutzen, wodurch ein wenig Pandemic-Vibes aufkommen. War jeder Charakter am Zug, greifen nun die Kreaturen im innersten Kreis an, entweder zerstören sie eine Barrikade in ihrem Bereich und falls keine vorhanden ist, dann die jeweiligen Charakter in diesem Sektor. Schaden wird hierbei als Terror bezeichnet, ab einem gewissen Punkt ist man deutlich eingeschränkter, bevor man irgendwann ganz aus dem Spiel ist. Sollte es kommen, dass alle Charakter komplett aus dem Spiel sind, haben wir natürlich verloren.

So bewegen und schießen wir über drei Wellen in der Nacht, bis die Dämmerung wieder einbricht. In der Dämmerung entscheidet man sich in der Gruppe für eine Himmelsrichtung, in die man fliegen möchte, was wiederum für die folgende Tagesrunde Einfluss hat. Am Ende von den drei Tagen sollte man dann eins der drei möglichen Flucharten erreicht haben oder man hat die Heilige Bombe gefunden und schafft es tatsächlich, den Leviathan zu zerstören.


Carnival Zombie kommt mit einer recht epischen Ausstattung daher, die Bosse und Charaktere sind alles schicke Miniaturen, dafür sind die “Fußvolk”-Zombies lediglich bunte Holzwürfelchen - allerdings hat man sich dafür noch ein witziges Mini-Game ausgedacht. Sobald ein Charakter die Zombies tötet, muss der Spieler die Würfelchen nehmen und auf ein etwas erhöhtes Friedhofsplättchen fallen lassen, sollten dabei Würfel herunterfallen kommen diese wieder auf einen Startpunkt zurück und sind wieder im Spiel.

Was alles recht einfach klingt, ist es eigentlich auch, denn die Mechanik ist wirklich ziemlich straight forward, ohne immenses Regel-Klein-Klein, aber dennoch ist der Anspruch wirklich hoch und knackig. Die Zombie-Horden und Bosse sind super hartnäckig und die passende Strategie zu finden gar nicht so leicht, zumal natürlich einiges auch vom Zufall abhängig ist. Zombies werden aus einem Beutel gezogen, die Bosse zufällig gezogen und das Suchen nach Waffen und Gegenständen ist zunächst einmal zufällig. Dennoch bringt es schon viel Spaß in der Gruppe die richtige Vorgehensweise zu erarbeiten, da auch die Charaktere ihre eigenen Vor- und Nachteil mit sich bringen. Der Medici kann natürlich heilen, während der Muskelprotz vor allem im Nahkampf glänzt und die Scharfschützin schon zu Beginn einige Gegner auf Abstand halten kann.


Nichtsdestotrotz muss die Frustresistenz erstmal hoch sein, aber umso belohnender, wenn man dann ein Endspiel erreicht. Von den Endspielen gibt es, wie erwähnt, drei Varianten.

Zum einen kann man versuchen, die Brücke zu erreichen und muss dann über diese hinweg kommen. Oder wir haben im Laufe des Spiel einen Turm erreicht und über diesen ein Luftschiff angefordert, welches dann noch erreicht werden muss. Und zu guter Letzt gibt es noch ein Boot, mit dem wir dann über den Wasserweg die Flucht schaffen müssen. Hat man keine Bombe oder eins der anderen Ziele erreicht, gibt es dennoch einen Endkampf, in dem man einfach versucht, den unausweichlichen Tod zu verzögern, um für die folgende Partie einen Bonus zu bekommen.

Übrigens kann man schon zu Beginn wählen, ob man sich mit einer Kampagne auseinandersetzen möchte oder ob man ein einzelnes Szenario spielt, hier gibt es dann mehrere zur Auswahl. Die Szenarienbögen sind zum Teil etwas unübersichtlich gestaltet worden, generell gilt das ein wenig für das gesamte Design. Zum einen gibt es da super stimmige Elemente und zum anderen total gruselige, wo man gern nochmal nacharbeiten wollen würde. Die grafische Gestaltung ist generell aber schon gut und stimmig, wobei ich z.B. das Cover eher misslungen empfinde. Aber ihr wisst ja - Design ist meist immer eine Geschmacksfrage, so lange es den Spielfluss nicht stört, das kann man hier nicht behaupten. Die Ikonographie ist gelungen und zum Teil selbsterklärend.

Aber nicht nur optisch sind die Szenarien wirr, sondern sind auch nicht so leicht zu verstehen, denn es werden nur einzelne Auszüge aufgelistet, die vom Hauptspiel abweichen, es empfiehlt sich, diese erst mit Erfahrung in Angriff zu nehmen. Kampagne als Begriff finde ich auch irreführend, denn eigentlich ist es keine Kampagne, sondern eben der Einstieg mit Tag und Nachtphasen, die dann in eines der Endspiele mündet. Keine Story, die sich über mehrere Partien zieht, was für mich eine Kampagne darstellt.

Die Szenarien sind, wenn man sich denn verstanden hat, aber gelungene Alternativen mit kreativen Zusätzen und bieten so noch mehr Abwechslung und Spielspaß.

Kann ich aber Carnival Zombie blind jedem empfehlen?! Nein - Thema, Optik und Schwierigkeitsniveau machen das Spiel schon sehr speziell und wohl nicht für die breite Masse tauglich. Aber wer sich darauf einlassen kann und Lust hat ein wirklich schweres, kooperatives Spiel zu meistern, der sollte es auf jeden Fall probieren. Denn es bringt trotz der Widrigkeiten Spaß - keine Frage! Aber jeden Tag oder jede Woche müsste ich es nicht spielen.

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Carnival Zombie 2nd Edition von Matteo Santus
Erschienen bei Albe Pavo & Taverna Ludica
Für 1 bis 6 Spieler in ca. 45-120 Minuten ab 12 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Taverna Ludica / Albe Pavo)
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