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06.01.2023

Star Trek Missionen



Marcel Straub hat bei den Verlagsentscheidungen seines noch jungen Verlages Strohmann Games in den letzten Jahren oft ein goldenes Händchen bewiesen. Den besten Griff hat er aber sicherlich mit Fantastische Reiche getan, welches im englischen Original als Fantasy Realms bei Wiz Kids erschienen ist. So gelang dann gleich mit einem seiner ersten veröffentlichen Spiele eine Nominierung zum Kennerspiel des Jahres. Ein riesiger Achtungserfolg für den kleinen Verlag und auch das Spiel selbst sollte dadurch enorm an Bekanntheit gewonnen und dementsprechend oft über die Ladentheken gegangen sein. Nur konsequent, dass der Strohmann nun also auch Star Trek Missionen lokalisiert. Handelt es sich bei dem Spiel doch quasi um ein Nachfolgespiel. Fantastische Reiche Autor Bruce Glassco hat dessen Mechanismus genommen und ein wenig überarbeitet. Gleichzeitig hat WizK!ds noch eine Lizenz für die Sci-Fi Megamarke Star Trek eingekauft.



So spielt der geistige Nachfolger von Fantastische Reiche nun nicht mehr in einem Fantasy- sondern in einem Sci-Fi-Setting. Genauer gesagt finden wir auf den Karten von Star Trek Missionen Figuren, Gegenstände und Ereignisse aus der Zeit von Star Trek Next Generation. Fans der Serie werden viele Figuren wie Captain Picard, Data oder Wesley Crusher wiedererkennen. Ebenso werden sie sich an viele Schwierigkeiten erinnern mit denen sich die Crew der Enterprise herumschlagen musste.


Damit kommen wir auch zum entscheidenden Unterschied zwischen Fantastische Reiche und Star Trek Missionen. Das letztgenannte Spiel hat nun nämlich zwei verschiedene Sorten Karten: Missionskarten und Galaxiekarten. Während uns unter der ersten Kategorie klassische Widerfahrnisse der Enterprise begegnen wie ein Notruf, die drohende Zerstörung der Enterprise, der Borg-Kubus oder das Klingonische Reich, finden wir bei den Galaxiekarten mehr Ähnlichkeiten zu Fantastische Reiche. Galaxiekarten sind nämliche Karten wie Personen, Gegenstände, Orte... Diese Karten haben alle verschiedene Eigenschaften, welche auf seitlichen Reitern und der Kopfzeile der Karte dargestellt sind. Diese Eigenschaften gliedern sich in 4 Bereiche: Kartenfarbe (abstrakt für Captain, Mannschaft, Zivilisten, Orte, Systeme, Ausrüstung, Artefakte und Wesen) Spezialgebiete, Spezies und Fraktion. So hätte dann die Karte Commander Kurn beispielsweise die Eigenschaften: Captain, Führung, Klingone und Klingonisches Reich. Beim Stein von Gol wäre es Artefakt und Waffe. Ähnlich wie bei Fantastische Reiche befindet sich im unteren Bereich der Galaxiekarten auch ein Text. Hier wird benannt wie man mit der Karte Punkte erzielen kann. So gibt der Stein von Gol 11 Punkte, wenn man mindestens einen Betazoid oder Vulkanier am Spielende hat.



Missionskarten hingegen sind eigenschaftslos. Auf Ihnen wird im Fließtext benannt unter welchen Bedingungen sie punkten. Auf Ihnen steht also, welche Karten man sammeln soll um Punkte zu erzielen. Ins Spiel starten wir mit zwei Missions- und fünf Galaxiekarten. Am Zug tauschen wir Karten unserer Hand mit Nachziehstapeln oder der Auslage. Am Zugende werden wir aber stets nur sieben Karten haben. Aufnehmen können wir vom Missions- sowie vom Galaxiestapel. Weiterhin auch aus der Auslage. Diese entsteht durch das Ablegen von Karten und wird bis zum Spielende immer größer. Eine wichtige Regel: Auf der Kartenhand muss zumindest immer eine Mission verbleiben. Mehr als zwei Missionen darf man auch nicht haben. Thematisch macht das ja auch Sinn. Was wäre ein Weltraumabenteuer ohne Mission? Das Spiel endet unmittelbar, wenn sich in der Auslage acht Galaxie- oder zwölf Missionskarten befinden. Danach wird mit einem Wertungsblock Karte für Karte der Kartenhand der Spieler*innen durchgegangen und aufgeschrieben was die Karten an Punkten einbringen. Wer auf diese Weise zur höchsten Punktzahl kommt, gewinnt die Partie.



Man merkt an den Kartenanzahlen für die Spielendebedingungen, dass es eher darauf hinausläuft Missionen zu tauschen, als die Galaxiekarten zu wechseln. Dies fühlt sich ein wenig eigenwillig an. In mancherlei Hinsicht ist Star Trek Missionen ein etwas freundlicheres Spiel als Fantastische Reiche. Vor allem der Begriff „Blockieren“ ist nicht mehr so rigoros. Blockierten beim Vorgänger Karten andere Karten, so bezieht sich das Blockieren bei Star Trek Missionen nur noch auf die Karte selbst. In der Regel gibt es den Satz, dass manche Karten auch andere Karten blockieren. Faktisch gibt es aber nur eine Karte mit der man das freiwillig machen kann. Vielleicht bereits ein Regel-Vorgriff auf eine mögliche Erweiterung? In der Gesamtbetrachtung würde ich sagen, dass Star Trek Missionen das unzugänglichere Spiel ist. Dies liegt aber weniger an den Regeln als am Thema. Star Trek ist im Vergleich zum generischen Fantasy-Setting von Fantastische Reiche einfach sehr Special Interest. Fantasywaffen, Wetter und Armeen sind einfach greifbarer als Figuren, Gegenstände und Sachverhalte aus einer sehr spezifischen Sci-Fi-Welt. Ich bin wirklich harter Trekkie und habe alles gesehen. Neue wie alte Serien. TNG und DS9 mehrfach. Trotzdem ist es für mich nicht so einfach Zusammenhänge herzustellen wie bei Fantastische Reiche. Mitspieler, welche mit Star Trek nicht am Hut haben, hatten dementsprechend wesentlich größere Schwierigkeiten als bei Fantastische Reiche.




Nichtsdestotrotz ist es für Menschen, welche die Star Trek-Welt lieben ein tolles Spielgefühl mit wunderbaren Wiederkennungsmomenten, wenn man sich durch die Kartenstapel durchoptimiert. Man trifft wirklich viele liebe Bekannte und erinnert sich an manche Folge. Bei manchen Galaxiekarten frage ich mich jedoch ob man nicht besser beraten gewesen wäre bekanntere Elemente der Serie zu nutzen. Mit Karten wie Leutnant Geordi La Forge, Traktorstrahl oder Tricorder können auch nur mäßig an Star Trek interessierte Menschen etwas anfangen. Tox Uthat oder Tolian Soran werden die meisten diesen Text hier Lesende aber wohl googeln müssen. Hinzu kommt noch, dass die Qualität der verwendeten Grafiken in meinen Augen mäßig ist. Es wurden von WizK!ds original Seriengrafiken verwendet aber leider über alle Karten ein Regenbogeneffekt gelegt, welcher wohl irgendwie weltraummäßig wirken soll. Um auf das Beispiel Tox Uthat zurückzukommen: Ein Nicht-Trekkie hat hier eine Artefakt-Karte mit ko(s)mischen Namen und Grafik dazu, auf der fast nichts mehr zu erkennen ist. Das nimmt dem Spiel enorm die Zugänglichkeit. Und wie gesagt: Das Thema macht den Einstieg eh schon schwerer. Unter Elfenbogenschützen kann sie so ziemlich jeder was vorstellen. Bei El-Aurianern und Ferengi wird das schon schwieriger.  Spielbar ist Star Trek Missionen mit 2-6 Personen ab 12 Jahren. Die Altersempfehlung ist dabei weniger auf die Inhalte bezogen, als auf den Anspruch, welcher das Durchoptimieren der Hand mit sich bringt. Vielleicht wäre angesichts der Aktualität der Serie Mitte 40 auch eine gute Altersempfehlung? :-) Persönlich finde ich 3 Personen den besten Player Count für das Spiel. Dies ergibt es sich aus der Abwägung mögliche eigene Züge bis Spielende und Möglichkeiten an benötigte Karten heranzukommen. Es ist aber kein Spiel, welches ich in voller Besetzung ablehnenwürde. Auch in größerer Runde wird es von der Spielzeit her kaum länger. Ungefähr 20 Minuten sollte man für eine Runde einplanen.




Ein wenig schade finde ich auch, dass WizK!ds nicht mit mehr Symbolen aus dem Star Trek Universum arbeitet. Die Symbole für Galaxie- und Missionskarten auf deren Kartenrückseiten sind beispielsweise vollkommen beliebige einfarbige Icons, welche keinerlei Star Trek-Bezug haben. Das wirkt ein wenig lieblos. Gleiches gilt für die Kartenqualität. Wie schon bei Fantastische Reiche sind die Karten ziemlich dünn. Da kann Strohmann Games freilich nichts für. Die Lokalisierung bezieht sich nur auf die Sprache. Box-Design und Material ist genau wie bei der Originalausgabe. Die Lokalisierung an sich ist in meinen Augen auch gut gelungen. Mir sind keinerlei Unzulänglichkeiten bei der Übersetzung aufgefallen. Gleiches gilt für die Spielregel. Star Trek Missionen hat überschaubare Regeln, welche in einem achtseitigen Heftchen gut strukturiert dargestellt sind. Nach kurzer Lektüre kann man im Grunde auch schon loslegen. Die Regeln sind einfach. Das Spiel jedoch schwer zu meistern. Beides galt schon für Fantastische Reiche. Hier vielleicht auf Grund der benannten Punkte noch ein wenig mehr. Trotzdem ist Star Trek Missionen für mich ein Keeper. Ich habe Freude daran. Die von Bruce Glassco erdachte Spielmechanik ist aber nun einmal auch so genial wie einfach. Persönlich halte ich Fantastische Reiche für das bessere Spiel. Fans von Star Trek rate ich aber auch dazu hier zuzugreifen. Bei meinen Trekkie-Freunden ist es gut angekommen.




Star Trek Missionen

Autor: Bruce Glassco

Erschienen bei Strohmann Spiele / WizK!ds

Für 2-6 Spieler*innen ab 12 Jahren.

Spieldauer etwa 20 Minuten


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (Strohmann Spiele)
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