Ein roter Hering wird den meisten von uns wahrscheinlich das erste Mal bei beim Grafikadventure- Klassiker Monkey Island begegnet sein. Im englischen stehen rote Heringe für Ablenkungsmanöver, für Sätze mit denen man seine Mitmenschen auf eine falsche Fährte lockt. Genau darum geht es auch beim Partyspiel Riecht Verdächtig des Autors Rob Piesse. Das bei Big Potato Games erscheinende Spiel richtet sich an 4-10 Spieler*innen ab 10 Jahren und spielt sich in etwa 30 Minuten. Die Regeln sind dabei erstaunlich einfach. Eine mitspielende Person wird zum/ zur Ratenden und liest eine Fragekarte vor. Alle anderen am Tisch sehen zeitgleich die Rückseite der Karte. Auf dieser steht neben der Frage noch die richtige Antwort zur Frage. Zuvor wurde an alle anderen Spieler*innen jeweils ein Fisch verteilt. Stets ein blauer Hering und zusätzlich so viele rote Heringe wie noch eben nötig. Diese Fische gingen verdeckt an die Mitspielenden. Nur sie selbst wissen also, ob sie einen roten oder blauen Hering haben. Nach 15 Sekunden lässt der oder die Ratende sich von allen am Tisch eine Antwort nennen. Der blaue Hering muss dabei die Wahrheit sagen, so wie sich auf der Fragekarte stand. Alle roten Heringe müssen eine möglichst plausible aber falsche Antwort geben. Sodann gilt es dann für die ratende Person rauszufinden wer der blaue Hering ist. Nacheinander müssen zuerst die roten Heringe benannt werden und als letztes dann der blaue Hering. Danach werden dann Punkte vergeben. Für jeden richtig ertappten roten Hering gibt es einen Punkt für die ratenden Person. Wurde der blaue Hering als letztes umgedreht, so gibt es sogar noch einen Bonuspunkt. Doch auch alle anderen Spielenden können in der Wertungsphase punkten. Der blaue Hering bekommt für jeden roten Hering einen Punkt, welcher nicht vor ihm umgedreht wurde. Rote Heringe bekommen einen Punkt, wenn sie nicht entlarvt wurden. Nach dieser Raterunde wechselt die Rolle des Ratenden im Uhrzeigersinn weiter und eine neue Runde startet. Gespielt wird bei 4-5 Personen 2 Durchgänge und bei mehr Personen einen Durchgang. Am Ende gewinnt wer die meisten Punkte ergattern konnte.
Das Spiel enthält 200 Fragekarten. Man wird damit in der Regel also viele Partien spielen können bevor sich die Fragen wiederholen. Viele der Fragen sind auch ein wenig abseitig und laden nicht zwingend dazu ein, dass man die Antwort danach für immer weiß. Überhaupt ist Riecht verdächtig wirklich im besten Sinne ein Partyspiel. Meines Ermessens stehen die zu erreichenden Punkte wirklich im Hintergrund. Wichtig ist was im Spiel geschieht und wie sich das Spielgeschehen entwickelt. Wir hatten dabei Tränen in den Augen und haben Durchgang für Durchgang drangehangen. Als Beispiel sei diese Frage genannt: „Was verwendete 1996 eine amerikanische Frau um ein Hühnerauge aus ihrem Fuß zu entfernen. Was wäre unter den Möglichkeiten Eispickel, Hammer, Schrotflinte, Gasbrenner und Säure wohl die richtige Antwort? Man kann sich sicher bildlich vorstellen wie sich die Phase des Entlarvens entwickelte.
Riecht verdächtig ist in jedem Fall ein Spiel was für große Runden prädestiniert ist. Umso mehr Menschen am Tisch, umso lustiger wird es. Aber auch schon zu viert kann man mit dem Spiel prächtige Freude haben. Da die Heringe zufällig verteilt werden sind die Chancen abgesehen von den persönlichen Fähigkeiten zu täuschen nicht 100% fair. Wer häufiger den blauen Hering bekommt hat tendenziell die Chance ein wenig mehr Punkte zu machen. Zumindest in Theorie. Es hängt ja auch arg daran wie überzeugt die anderen am Tisch ihre kleinen Lügen vorbringen. Aber wie gesagt: In meinen Runden hat die Punktzahl am Ende niemanden interessiert. Tolle Momente ergeben sich auch, wenn sich mehrere Personen die gleiche Antwort ausgedacht hatten und so jemand ins Straucheln geriet.
Positiv hervorheben möchte ich an dieser Stelle noch, dass Big Potato Games bei der Herstellung des Spieles auf Plastik verzichtet und für jedes verkaufte Spiel einen Baum pflanzt. Weiterhin sind die Heringe und auch die Siegpunktmarke aus sehrfester Pappe gefertigt und machen optisch wirklich ewas her. Gerade bei Partyspielen ist Robustheit ja auch kein zu unterschätzendes Gütekriterium. Die Anleitung stellt die Spielregeln auf fünf Din A6-Seiten übersichtlich, verständlich und ansprechend illustriert dar. Weiterhin gibt es auch noch einen QR-Code sowie Schlagwörter um sofort das YouTube-Video zu einem How-To-Play zu finden. Vorbildlich!
Riecht verdächtig ist in meinen Augen ein sehr empfehlenswertes Partyspiel für große Runden. Es hat einfache, leicht zu lernende Regeln und kann flott losgespielt werden. Auch in Runden mit wenig Spielerfahrung ist es problemlos spielbar.
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Autor: Rob Piesse
Erschienen
bei Big Potato Games
Für 4-10 Spieler*innen ab 10 Jahren.
Spieldauer etwa 30 Minuten