Nur wenige Spieletitel schaffen es, sich so einen Namen zu machen, dass man sie als eigenständige Marke wahrnimmt. Im Brettspielbereich würde mir da z.B. Catan, Monopoly oder Risiko einfallen. Etwas moderner wäre da natürlich noch Azul. Board & Dice versucht nun den Expertentitel “Teotihuacan” mehr und mehr zu etablieren, auch wenn sämtliche Kunden im Fachhandel allein an der Aussprache schon scheitern werden. Nach einigen Erweiterungen gibt es nun ein erstes, eigenständiges Spiel im Teotihuacan-Universum, welches deutlich zugänglicher daher kommt. Es handelt sich hierbei um “Founders of Teotihuacan”, ein Spiel für 1-4 Spieler ab 14 Jahren und es dauert ca. 60 Minuten. Autor in diesem Fall ist Filip Głowacz und nicht Daniele Tascini.
[THEMA & MECHANIK]
Ich würde auch glatt behaupten, dass Tascini als “Godfather” der Würfel bezeichnet werden darf und da in diesem Spiel keine vorkommen, konnte es auch nur ein anderer Autor sein. Founders of Teotihuacan konzentriert sich voll und ganz auf den Pyramidenbau aus dem großen Bruder und kombiniert dies nun mit Plättchenlegen und Rohstoffmanagement.
Denn wir als Spieler übernehmen die Rolle eines Architekten und jeder für sich plant eine der größten Städte Mesoamerikas und nur der beste Plan wird am Ende umgesetzt! Dazu erhalten wir jeder ein eigenes Spielerboard, grob eingeteilt in fünf Bereiche. Vier Ecken und ein Quadrat in der Mitte. In die Mitte kommt selbstverständlich die Pyramide und um diese herum sollen Gebäude und Tempel entstehen.
Zwei wichtige Konzepte sind dabei zu beachten. Zum einen die Auswahl der Aktionen, wofür uns Aktionsscheiben zur Verfügung stehen. Im eigenen Zug kann ich eine gewisse Anzahl auswählen und auf das Feld der jeweiligen Aktion legen, je mehr Scheiben dort liegen, sei es eigene oder fremde, desto stärker fällt die Aktion aus. Zu beachten ist auch, dass jede Aktion bereits eine Bonusscheibe liegen hat, diese zählt mit und bin ich der Erste, darf ich noch den angegebenen Bonus ausführen. Achtung: Es dürfen allerdings nie mehr als vier Scheiben auf einer Aktion liegen (inkl. der Bonus-Scheibe!).
Entscheide ich mich also für die Bau-Aktion, egal ob Gebäude oder Tempel, darf ich mir ein Plättchen in der Größe der Aktionsstärke nehmen und auf meinem Board platzieren. Beim Legen der Plättchen gibt es kaum Einschränkungen, außer dass es in Reichweite des Architekten sein muss. Kommen wir zum zweiten, wichtigen Konzept und das ist der Architekten-Meeple, der an einer Seite des Boards steht und nach jeder Aktion im Uhrzeigersinn zur nächsten Seite wandert. Eine Seite ermöglicht stets das Legen der Plättchen in zwei der vier Ecken. Andere typische Legeregeln wie benachbarte Plättchen gibt es nicht!
Normale Gebäude produzieren nach Platzieren Rohstoffe. Graue Gebäude, Stein, braune Gebäude, Holz und gelbe Gebäude Gold! Sie werden in Form von kleinen Holzwürfelchen auf die freien Felder um das Gebäude herum platziert und können fortan für den Bau von Tempel- und Pyramidenplättchen verwendet werden! Beim Bau von Tempeln erhalte ich Veehrungsplättchen, die ich später mit einer Aktion jeweils aktivieren kann und mir Sonderaktionen erlauben.
Auf dem Spielerboard befinden sich auch Gruppen aus Maskensymbolen, konnte ich eine komplette Gruppe abdecken, kann ich mir ein entsprechendes Plättchen für Bonuspunkte nehmen.
Der Pyramidenbau funktioniert ähnlich dem großen Bruder, es kommen quadratische Plättchen zum Einsatz, liegen vier davon zusammen, kann ich in die nächste Ebene bauen. Zu beachten ist hierbei, dass man am besten die farbigen Symbole auf diesen Plättchen so platziert, dass Tempel der gleichen Farbe in der Ecke liegen, in die diese Pyramidenplättchen hineinragen. So sammelt man am Spielende nochmal ordentlich Punkte.
Alternativ zu den Bauaktionen, kann ich auch Einfluss ausüben. Dadurch produzieren platzierte Gebäude nochmals Rohstoffe oder ich aktiviere die bereits erwähnten Veehrungsplättchen in meinem Besitz. Zu guter Letzt kann ich auch Gunst erhalten, hier steige ich eine Leiste auf und erhalte Siegpunkte und bekomme die Möglichkeit Veehrungsplättchen auszutauschen.
Das Spiel endet je nach Spieleranzahl nach einer gewissen Anzahl an Runden und eine Endwertung findet statt. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt und dessen Stadtplanung hat am ehesten die Chance, dass es umgesetzt wird.
[MATERIAL, DESIGN & ANLEITUNG]
Das Material ist dem Preis von ca. 30-40€ entsprechend, sprich relativ viel Pappe mit ein paar Holzwürfelchen. Ein wenig schade, dass die Pyramidenplättchen nicht aus Holz sind, wie beim großen Bruder, das wäre ein schöner Eyecatcher gewesen. So ist das alles ein wenig durchschnittlich, aber dem Preis angemessen. Ausrasten hingegen könnte ich bei der vorgesehen Aufbewahrung der Teile, denn wieder einmal bei Boards & Dice, gibt es einfach NICHTS! Stellt euch vor, ihr habt diverse Gebäude- und Tempelplättchen in verschiedenen Größen und Farben und alles liegt einfach komplett durcheinander in der Schachtel! Keine Tüten (zumindest nicht ausreichend), kein Inlay… NICHTS! Sorry, aber gerade bei diesem Spiel ein NO-GO! Dann lieber ein paar Euro mehr und eine vernünftige Lösung hinzufügen.
Das Design ist dem großen Bruder und dem Thema entnommen, das passt also soweit, da lässt sich nichts aussetzen. Gewählte Farben und Symbole sind gut zu erkennen. Auch die Anleitung lässt keine Fragen offen.
[FAZIT]
Founders of Teotihuacan ist ein spannendes Plättchenlege-Spiel mit Mechanismen, die es von anderen gut abhebt. Gerade das Platzieren der Rohstoff-Würfelchen um die Plättchen herum bringt dem Spiel einen interessanten Kniff. Auch der Aktionsscheiben-Mechanismus bringt Spaß und kann zum Teil relativ gemein werden, wenn man anderen Mitspielern bewusst Aktionen verbaut, die sich danach nicht mehr ausführen können. Das Spiel bietet wirklich einen sehr gelungenen Mix und macht aus Founders of Teotihuacan ein wirkliches Kenner-Plättchenlege-Spiel. Ob es den Brand “Teotihuacan” gebraucht hätte? Ich weiß es nicht, schaden tut es sicherlich nicht und die Erwartungen kann es erfüllen, auch wenn es an das grandiose Teotihuacan selbst nicht herankommt. Fans des Spiels sollten dennoch mal ein Blick riskieren und Fans von Plättchenlegen sowieso.
Enttäuscht bin ich nur von der Ausstattung, hier wäre Luft nach oben gewesen.
[FAKTEN-CHECK]
Thema: 4 von 5 (Thema ist schon passend gewählt)
Mechanik: 4 von 5 (der Mix gefällt mir sehr gut)
Material: 3 von 5 (leider etwas zu durchschnittlich)
Regal-Präsenz: 3 von 5 (die Schachtel lädt nur bedingt zum Spielen ein)
Tisch-Präsenz: 4 von 5 (auf dem Tisch sieht es gut aus, mit Holz-Pyramiden wäre es noch toller geworden)
Anleitung: 5 von 5 (alles okay)
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Founders of Teotihuacan von Filip Glowacz
Erschienen bei Board & Dice
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 45-60 Minuten ab 14 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Board & Dice)
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