Süße Tierthemen sind spätestens seit Everdell hoch im Kurs und wer neben der kleiderschrankgroßen All-In-Box noch Platz hat, kann sich ja evtl auch noch Die Tiere vom Ahorntal ansehen, denn auch hier finden wir süße Tiermeeple und schick gestaltete Karten. Das Worker-/Dice-Placement-Spiel ist bei Board Game Circus auf Deutsch erschienen. Als Autorin zeichnet sich Roberta Taylor verantwortlich und die schicken Illustrationen stammen von Shawna J.C. Tenney. Das Spiel ist für 1-5 Spieler ab 8 Jahren und eine Partie dauert im Schnitt gute 45 Minuten, so wird es zumindest behauptet.
[THEMA & MECHANIK]
Der Winter naht und die Familien Eichhörnchen, Waschbär, Fuchs, Stachelschwein und Hasen müssen sich vorbereiten. Nein, nicht auf wilde Schlachten oder gar mysteriöse Kreaturen von außen, sondern einfach auf die kalte Jahreszeit. Schnee, wenig Licht und weniger Nahrung. Jetzt heißt es, die eigenen Höhlen gemütlich auszustatten und wem das am besten gelingt, der gewinnt auch dieses Spiel.
Je nach gewählter Länge spielt man nun 6 oder 8 Monate, was auch der Rundenanzahl entspricht und wir haben hier ein Worker-Placement-Spiel gepaart mit Dice Placement. Wie genau sieht das nun aus? Zunächst gibt es für jede Runde einen Reisenden, der evtl. ein Sofortereignis auslöst oder für diese Runde etwas ändert und immer für diese Runde eigene Einsatzfelder mit sich bringt.
Jeder Spieler hat zwei Familienwürfel, die man zu Beginn wirft und nur mit diesem Wissen, platzieren dann alle Spieler zeitgleich Ihre vier Meeple auf die Einsatzfelder (Das Tal, der Fluss, der Markt, das Gasthaus, die Werkstatt und das Eulennest). Der Clou: Danach werden noch die vier Dorfwürfel geworfen und erst dann weiß ich, welche Zahlenwerte mir eigentlich zur Verfügung stehen. Denn jedes Einsatzfeld gibt vor, was für Würfel man abgeben muss, um diese Aktion dann auch wirklich ausführen zu dürfen! Hierbei verwende ich meine zwei Familienwürfel und die vier Dorfwürfel! Achtung: niemals die Würfelseiten ändern, die anderen Spieler verwenden die gleichen vier Würfel auch!
Die meisten Punkte bringen Ideen, die wir in unserer Höhle verbauen. Diese Ideen sind vielseitig, vom Brettspielregal über Instrumente bis zu Essensvorräten. Um diese Ideen zu verbauen, benötigen wir die passenden Waren, wie Holz, Stein, Obst, Pilze, Wolle und Getreide. Hin und wieder auch Geschichten, denn was gibt es schöneres als in einer muckeligen Höhle Geschichte zu erzählen?!
Im Tal oder am Fluss können wir nach Einsatz des Meeples und der Würfel z.B. solche Waren erhalten. Beim Markt können wir Münzen und Waren tauschen und im Eulennest erhalten wir neue Ideen, die wir verbauen können. Zu guter Letzt gibt es noch die Werkstatt, wo wir uns Verbesserungen holen können. Diese Verbesserungen bieten u.a. neue Einsatzfelder, die entweder nur für uns sind oder von allen verwendet werden können, wobei der Erbauer dann immer einen Bonus erhält.
Es kann natürlich vorkommen, dass die gewürfelten Zahlen nicht ausreichen, um alle gesetzten Meeple auszulösen, sollte das mal der Fall sein, erhalten wir ein Trostpflaster und können dieses dann abgeben, um einen Würfelwert um eine Stelle anzupassen.
Nach 6 bzw. 8 Monaten gibt es eine Auswertung und der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
[MATERIAL, DESIGN & ANLEITUNG]
Beim Material muss ich vorwegnehmen, dass es sich bei meiner Version um die Retail-Version handelt. Es gibt auch eine Deluxe-Ausstattung, bei der z.B. die Waren-Papptoken durch Holzteile ersetzt wurden. Aber auch in der Retail-Version macht das Spiel eine gute Figur. Die Pappteile sind zwar nicht sonderlich berauschend, da relativ klein, aber der Rest ist von guter Qualität und kann überzeugen.
Das Design ist sehr niedlich und schick, aber evtl. auch ein wenig irreführend. Denn auf den ersten Blick sieht es wie ein Kinderspiel aus, was es natürlich nicht ist. Vielmehr haben wir es hier mit einem Kennerspiel zu tun. Aber wenn man darüber hinwegsieht, finden sich viele kleine Anspielungen wieder und alles wirkt sehr ansprechend. Auch die Ikonografie ist sehr gut.
Die Anleitung ist ebenfalls nicht zu beanstanden.
[FAZIT]
Die Tiere vom Ahorntal ist ein wirklich schönes Spiel, im wahrsten Sinne des Wortes. Es sieht toll aus und die Mechanik mit dem “Glücksspiel”, Orte zu wählen ohne die Werte zu kennen, ist wirklich spannend und bringt Spaß! Klar, der Glücksanteil ist damit höher als bei vergleichbaren Genre-Titeln, doch man darf nicht unterschätzen, dass zwei Würfel bekannt sind und wir im Laufe des Spiels auch Einfluss nehmen können, was das ganze wieder ein wenig ausgleicht, wenn auch nicht komplett!
Aber gerade dieses Glücksspiel bringt wiederum die Emotionen an den Tisch, sei es bei einem selbst für den eigenen Zug oder als Schadenfreude bei den anderen, wenn es da mal nicht so geklappt hat! Sehr schön und spaßig…
…ABER… ein großes Problem hat dieses Spiel für mich und die Boardgamegeek-Community unterstützt mich da ein wenig. Laut Verlag ist das Spiel für bis zu fünf Spieler geeignet…. NIEEEEEEMALS würde ich das in dieser Konstellation spielen wollen. Denn wenn es darum geht alle Würfel zu verteilen, kann das pro Spieler schon mal ein wenig dauern und wenn andere das machen, mach ich halt eigentlich nichts. Und viermal darauf zu warten, was andere machen, kann sich schon seeeehr lang anfühlen. Laut BGG ist der Sweetspot zwei Personen und ich muss sagen, dem stimme ich zu. Es bringt halt leider auch keinen Mehrwert mit mehr Spielern zu spielen, denn es gibt keinen Kampf um Plätze, auf jedem Spot dürfen alle Spieler Meeple setzen. Maximal kann man sich Ideenkarten oder Verbesserungen wegschnappen - das ist die Interaktion…
Für mich ein relativ großes Manko, aber das muss nicht für alle so sein. Denn ansonsten ist das Spiel wirklich unterhaltsam und mit ein, zwei Partien auf dem Buckel auch relativ schnell gespielt, wenn man in kleiner Runde ist. So bleibt es ein Titel, mit großem Hype, welcher für mich unter seinen Erwartungen geblieben ist, aber dennoch ein gutes Spiel beinhaltet, mit eben genannten Abstrichen.
[FAKTEN-CHECK]
Thema: 4 von 5 (süßes Thema gut umgesetzt)
Mechanik: 4 von 5 (der Mix aus Worker und Dice-Placement funktioniert)
Material: 4 von 5 (solide in der Retailfassung)
Regal-Präsenz: 4 von 5 (die Schachtel sieht schon ansprechend aus, wenn auch etwas irreführend)
Tisch-Präsenz: 4 von 5 (auf dem Tisch schick, aber nicht so schick wie z.B. Everdell)
Anleitung: 5 von 5 (alles gut)
___________________________________________________________________