Aktuell rollt ja gerade wieder eine kleine Retro-Welle durch Deutschland, im speziellen im Fernsehen mit TV-Sendungen aus den 90ern. Geh aufs Ganze, 7 Tage 7 Köpfe und Wie Bitte?! sind da nur ein paar Beispiele. Auch Schmidt Spiele hat sich wohl vorgenommen jedes Jahr einen alten Titel aus dem Portfolio neues Leben einzuhauchen. So hat man z.B. Monsterjäger wieder aufgelegt und nun also Spukschloss. Ein Würfel-Laufspiel ab 6 Jahre für 2-6 Spieler.
[THEMA & MECHANIK]
Wir sind jugendliche Geisterjäger und treiben uns im Spukschloss von “Baron von Spukhausen” herum und stören dessen Geist in seiner Ruhe, dass er jetzt versucht uns mit allen Mitteln aus dem Haus zu vertreiben. “Schnell raus hier” heißt es also nun und wem dies zuerst gelingt gewinnt das Spiel.
Angefangen wird im Dachgeschoss, wo es zunächst eine Treppe hinab geht ins erste Zimmer, weiter geht es ins zweite Zimmer, aber dort muss man sich vor der Wanduhr in Acht nehmen. Im dritten Raum sieht das Gemälde nicht ganz geheuer aus und im letzten Raum kurz vor dem Ausgang steht eine Ritterrüstung die man schwer im Auge haben sollte.
Der Spieler an der Reihe wirft einen Würfel und darf entsprechend Felder von 1-4 vorangehen. Wir folgen hier den schimmernden Fußspuren auf dem Boden. Es gibt grüne Spuren, dort passiert nichts. Gelbe Spuren erlauben mir einen Mitspieler ein Feld zurückzusetzen und dann gibt es die roten Spuren, die eine Falle des Geistes auslösen. Was in dem Fall bedeutet, dass man auf den Kopf des über dem Spiel thronenden Geistes drückt und eine Metallkugel aus diesem plumpst. Im Turm ist eine Vorrichtung mit vier Öffnungen sodass die Kugel zufällig in eine der vier Räume rollt und die entsprechende Falle auslöst.
Also entweder wird man von der Treppe gefegt, die Kugel rollt aus der Wanduhr und überrollt uns, sie öffnet einen Durchgang hinter einem Gemälde, aber das Gemälde ist einfach “umwerfend” oder aber die Ritterrüstung lässt die Waffe fallen und die Spieler auf dem wackligen Boden werden umgeschmissen.
Sobald ein Spieler von der Falle betroffen ist, muss man zum Checkpoint am Anfang eines Raumes zurück. In manchen Räumen gibt es übrigens zwei Wege: entweder längere dafür ungefährliche oder kurze dafür aber komplett rote Wege!
Auch auf dem Würfel gibt es eine Geisterseite, die eine Falle auslösen kann.
Gewonnen hat der Spieler, welcher als erster den Ausgang erreicht.
[MATERIAL, DESIGN & ANLEITUNG]
Das Material ist Fluch und Segen zugleich bei Spukschloss. Die Pappe für den doch recht aufwendigen Aufbau ist unglaublich dünn und billig und so muss man gehörig aufpassen das man nichts kaputt macht, auch die Papp-Standees wirken dadurch billig und wackelig. Die Schachtel wird samt Deckel verwendet und kann somit nur geklappt werden, was nach 2-3 maligen Aufbau auch nicht mehr so frisch wirkt. Schön dagegen sind die Plastikteile wie Geländer, der Geist oder halt die Turmspitze. Auch die Metallkugel ist schön schwer. Dann aber wieder der eher billige Würfel. Hm.. also gut, klar ist dass man mit einem Preis von 20-25 € kein Premiumprodukt erwarten sollte, aber dennoch sollte es doch möglich sein Pappe zu verwenden die evtl. etwas dicker bzw. fester ist.
Es sieht aufgebaut unheimlich toll aus und animiert, denk ich mal, jedes Kind zum Spielen, aber da es eben genau für Kinder gedacht ist und die manchmal auch rabiater an die Sache gehen, ist es zu flatterig in der Qualität. Schade! Auch der Aufbau ist eine Sache für Erwachsene und selbst da braucht man schon ein paar Minuten, vom Abbau und richtigem einsortieren wollen wir gar nicht reden. Gut, Schmidt will uns helfen und hat dafür sogar eine Anleitung beigelegt…
Apropos Anleitung: die ist okay… aber warum schwarz-weiß?! In Farbe wäre es deutlich einfacher gewesen die Darstellungen der Räumen zuzuordnen. Somit wirkt die Anleitung in Qualität und Optik einfach aus der Zeit gefallen.
Die Optik an sich wiederum ist stimmig im Thema. Lustig-gruselig mit so manchem Detail wird geboten und erfüllt absolut seinen Zweck. Nettes Gimmick: der Geist leuchtet sogar im Dunkeln, aber das Spiel selbst kann man so nicht spielen…
[FAZIT]
Man merkt sofort das Spukschloss ein Spiel der alten Garde ist. Würfeln und Laufen ist genau das was viele Nicht-Spieler im Kopf haben, wenn man sagt, dass man Brettspiele spielt. Spukschloss punktet natürlich mit dem erstmal tollen Erscheinungsbild und den interaktiven Elementen, welche die Kugel auslösen kann. Gerade die Kinder haben viel Spaß zu Beginn einer Partie damit, aber ihr merkt schon da versteckt sich ein “aber”...
aber schnell ist das ganze auserzählt. Wir würfeln, wir bewegen uns, wir drücken auf den Geist und hoffen nicht von der Falle getroffen zu werden und das in Dauerschleife. Für eine schnelle Runden in 10-15 Minuten gar kein Problem, aber spiele ich mit 2-4 Spielern soll jeder ein Team von zwei Figuren bewegen und gewinnt auch erst wenn BEIDE das Haus verlassen haben. Ja was soll ich sagen, daraus wird dann schnell mal eine 30-45 Minuten Würfelorgie die mit der Dauer mehr Frust als Lust gibt. So werden die letzten Würfel zur Qual… jedes Auslösen der Falle ein Bangen und Zittern. Wann nimmt es ein Ende?!
Schade, aber leicht zu regeln: spielt mit einer Figur, dann dauert es nicht so lange. Danach dann aufgebaut lassen für 2-3 Tage, dabei immer mal ne schnelle Runde mit den Kids und dann kann es für Wochen ins Regal. Denn Spaß bringt es Groß und Klein schon, aber halt nur in Maßen. Ob man in der heutigen Zeit sowas aber noch braucht?! Ich bin mir da nicht so sicher…
[FAKTEN-CHECK]
Thema: 3,5 von 5 (das Thema ist schön und passend)
Mechanik: 3,5 von 5 (hat auf Dauer seine Schwächen)
Material: 2 von 5 (zu billig das ganze)
Regal-Präsenz: 4 von 5 (der Karton ist spannend gestaltet)
Tisch-Präsenz: 4,5 von 5 (sieht schon toll aus, wenn man nicht zu genau hinsieht)
Anleitung: 4 von 5 (ist okay, aber die Optik ist auch hier billig)
Zielgruppe:
Klar, das Spiel richtet sich an Kinder jeden Alters, auch mein Kleiner mit 3,5 Jahren hat seinen Spaß daran, denn Fallen auslösen und Würfeln bringt Freude. Auch eine Runde mit der Familie kann gefallen. Auf Dauer ist ist dann leider zu eintönig, selbst für den 3jährigen…
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Erschienen bei Schmidt Spiele
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 45 Minuten ab 6 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Schmidt Spiele)