Paletti Spaghetti

Paletti Spaghetti ist sehr nah an der Lebensrealität von Familien mit Kindern im Kindergartenalter: Es gibt Nudeln aber die leidigen Zutaten wie Gemüse müssen vom Teller. Das Kind will nur die Spaghetti essen. Wir treffend, dass sich das Spiel dann auch an Kinder ab 4 Jahren richtet. Endlich darf man mal Paprika, Tomaten und Co. verschmähen und wenn es gut läuft, dann gewinnt man so auch noch die Partie.

Ziel von Paletti Spaghetti ist es die eigene Spaghetti aufzurollen und zwar schneller als die anderen am Tisch das mit der jeweils ihrigen schaffen. Das Ganze spielt sich auf einem Plastikteller ab, an dessen Rand Löffel-Gabel-Konstruktionen montiert sind – für alle Mitspielemden jeweils eine. An diesen Konstruktionen mit beiden Enden befestigt ist jeweils ein langer Faden (die Spaghetti). Diesen gilt es mit der Gabel wieder aufzurollen. Vor Spielbeginn sind die Fäden über dem Teller fallen gelassen worden. Weiterhin sind Zutatenpins in Löcher des Tellers gesteckt worden. Danach drehen alle Spieler noch an ihren Gabeln, so dass sich die Fäden strammziehen. Ausgangssituation ist also, dass zu Spielbeginn die Fäden nun verwirrt und um die Zutatenpins geschlungen sind.

Ist auf diese Weise „Verwirrung“ auf dem Teller hergestellt worden, so kann das Spiel losgehen. Am Zug würfelt man und erhält dadurch entweder ein Zutatensymbol oder ein Kochmützensymbol auf dem Würfel. Letzteres ist ein Joker und gibt freie Wahl bei der Zutat. Die gewürfelte oder gewählte Zutat hat man nun vom Teller zu entfernen. Dabei achtet man natürlich darauf möglichst die Zutat so zu entfernen, dass man selbst am meisten eigenen Faden freigibt oder eben die anderen Mitspielenden möglichst wenig Vorteil von meinem Zug haben. Denn ist die Zutat entfernt, so rufen alle am Tisch Paletti Spaghetti und drehen vorsichtig an ihren Gabeln. Sobald es eine*r Spieler*in gelingt den eigenen Faden komplett aufzuwickeln, endet das Spiel und die Person gewinnt das Spiel.

Paletti Spaghetti ist ein regelarmes Spiel, welches sich beinahe von selbst erklärt und dementsprechend zugänglich ist. Kindergartenkinder können es folglich nach der ersten Partie oder auch schon nach der Regelerklärung ohne Erwachsene spielen. Die Spielregel umfasst auch nur wenige Sätze und ist ratzfatz gelesen. Weiterhin gibt es noch ein über QR-Code verlinktes Erklärvideo in der Anleitung. Vorbildlich!

Vom Material her ist Paletti Spaghetti eher eines dieser Spiele aus der Kategorie Gebrauchsgegenstand, welches nach kurzer Zeit schon ohne Karton spielbereit im Kinderzimmer rumliegt und niemand mehr weiß wo die Anleitung ist. Sicherlich zu verkraften, denn sie wird ja auch nicht mehr gebraucht werden. Das Spielmaterial selbst möchte ich als funktional bezeichnen. Bis auf die Fäden ist im Grunde alles mit Aufklebern beklebtes Plastik. Die Anleitung ist eine gefaltete DinA4-Seite in Schwarzweißdruck und der Spielkarton eine dieser Boxen mit Laschen an der Seite, welche man nach dem ersten Öffnen nur noch so halb zubekommt. Klartext: Paletti Spaghetti ist ein Objekt für die Kinderhand und nichts für das repräsentative Spielesammlungsregal.

Das Spielgeschehen selbst ist Kindergartenkindern und jüngeren Grundschulkindern angemessen. Durch das Würfeln hat das Spiel ein Zufallselement, welches eine Prise Spannung reinbringt. Dadurch, dass die Zutaten aber in mehrfacher Ausführung auf dem Teller sind, bietet das Spiel auch durchaus Raum für interessante Entscheidungen. Insgesamt ist der Ausgang einer Partie Paletti Spaghetti jedoch sicherlich größtenteils vom Zufall bestimmt. Allein das Herunterfallenlassen der Fäden und das Stecken der Zutaten kann schon Spielsituationen schaffen bei denen eine Person deutlich im Vorteil ist. Weh tut das aber nicht, denn Paletti Spaghetti spielt sich flott und dauert kaum 10 Minuten. Ein wenig aufpassen muss man beim Aufrollen der Spaghetti darauf, dass man nicht zu viel Spannung auf dem Faden aufbaut. Dann kann es nämlich sein, dass einzelne Zutatenpins aus ihren Löchern springen und Faden freigeben. Gerade jüngere Kinder brauchen ein wenig bis sie ihre Kraft beim Drehen gut dosieren können.

Paletti Spaghetti ist meines Ermessens kein innovatives Spiel (in erster Auflage erschien es auch schon 1989) oder ein Spielepreisanwärter. Was es bietet, macht es aber meiner Erfahrung nach solide. Teller, Fäden und Gabeln haben einen hohen Aufforderungscharakter. Das Spaghetti-Kuddelmuddel macht Spaß. Zumindest immer mal wieder, in Form einzelner Partien. Um es oft hintereinander zu spielen ist das Spielerlebnis dann doch etwas zu gleichbleibend. Ich sehe in dem Spiel aber ein gutes Spiel zur Selbstbeschäftigung von Kindern mit ihren Freunden. Sei es im heimischen Kinderzimmer, dem Kindergarten oder der schulischen Betreuung. Auch zur Förderung des räumlichen Vorstellungsvermögens bzw. der visuellen Wahrnehmung ist es durchaus geeignet. Gilt es doch die Wege des eigenen Fadens zu verfolgen und einzuschätzen wo es sich am meisten lohnt einen Pin zu ziehen.

Schmidt Spiele nennt für Paletti Spaghetti keinen Autor und auch keinen Grafiker. Die Kids am Teller haben also niemanden dem sie dankbar für dieses Spiel sein könnten, bei welchem schnäubisch sein sogar mal gewünscht ist. Nun gut. Keine Ehre und Ruhm für die Schöpfer also. Bleiben ihnen zumindest auch die Flüche der gabelschwingenden Eltern erspart, welche über ihre gemüseverschmähenden Kinder verzweifeln. Doch ziehen wir die Spaghetti mal stramm und kommen zum Fazit dieser Rezension. Paletti Spaghetti fällt in einer Kategorie Plastikbrettspiele, welche man klassischerweise von der Verwandtschaft geschenkt bekommt („ihr spielt doch so gerne“) oder in den Spielwarenregalen größerer Supermärkte findet: Eher günstig produziert, mit sehr niedriger Einstiegshöhe und oft verdammt wenig Spiel. Die meisten dieser Spiele sind meines Ermessens grausig und haben bei uns dann auch wenig mehr als die eine Höflichkeitspartie gesehen. Paletti Spaghetti kann da ein wenig mehr und bekommt von mir dementsprechend auch eine Empfehlung. Familien mit Kindergartenkindern und jüngeren Grundschulkindern können an Paletti Spaghetti Spaß haben und finden hiermit auch ein Spiel, mit welchem sich die Kids auch gut unter sich beschäftigen können. Also Hand an die Gabel, die Nudel stramm ziehen und möglichst viel Gemüse wegwürfeln.

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